So, 22. Dezember 2024
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„Mein Ziel ist es, die Paralympics zu gewinnen“ – Interview mit Valentin Baus und Thomas Schmidberger

Nach dem Finale der Champions Trophy konnten wir uns mit den Para-TT Nationalspielern Thomas Schmidberger und Valentin Baus unterhalten.
Beide spielen für Borussia Düsseldorf und bezeichnen sich gegenseitig als ihre wichtigsten Trainingspartner. Was sie zur Champions Trophy, zu den anstehenden Paralympics aber auch zu ihren Auftritten im Regelsportbetrieb sagen, erfahrt ihr im Interview.

Hallo Thomas, Hallo Valentin, schön dass ihr euch Zeit nehmt für unser kleines Interview.

Thomas, Herzlichen Glückwunsch zum Sieg der Champions Trophy! Du hast das Finale heute recht deutlich gewonnen. War das für dich eher überraschend oder bist du in den zahlreichen Duellen mit Thomas Brüchle immer der bessere Spieler?

Thomas:
Ja, ich glaube schon, dass ich als leichter Favorit ins Spiel gegangen bin. Dass es am Ende so klar wird, das war nicht wirklich vorhersehbar.
Aber da wir uns aus dem Training auch einfach taktisch so gut kennen, sind die Schläge des anderen schon oft vorhersehbar und deshalb wird es auch oft etwas enger.
Für heute freut es mich aber, dass ich so deutlich gewinnen konnte.

Valentin, du warst heute im Finale nicht mit dabei. Von den ersten Runden der Champions Trophy konnte man leider nicht so viel lesen, in welcher Runde und gegen wen bist du ausgeschieden?

Valentin:
Ich bin im Halbfinale an Thomas Brüchle gescheitert. Ich denke er hat ganz verdient gegen mich gewonnen. Doch am Ende konnte Thomas Schmidberger das Turnier ja in Namen von Borussia Düsseldorf gewinnen, also alles gut. ?

In diesem Sommer steht für euch das größte Highlight der vergangenen fünf Jahre, nämlich die Paralympics an.
Ihr beide werdet im Einzelwettbewerb sowie im Teamwettbewerb an den Start gehen.
Wer sind eure jeweiligen Partner und was rechnet ihr euch für Chancen aus?


Thomas:
Ich spiele zusammen mit Thomas Brüchle in der WK3.
In Rio habe ich sowohl im Einzel als auch in der Mannschaft Silber geholt. Das Ganze würde ich natürlich gern, wenn irgendwie möglich, verbessern. ?

Valentin:
Ähnlich sieht es auch bei mir aus. Auch ich habe aus Rio eine Silbermedaille im Einzel nach Hause gebracht und mein Ziel ist es natürlich diesmal zu gewinnen.
Zum Mannschaftswettbewerb kann ich noch nicht viel sagen, da mein Teampartner noch nicht fest steht.

Um euch möglichst gut auf Olympia vorzubereiten, werdet ihr ja viel trainieren.
Wie sieht euer Trainingsalltag aus? Ihr spielt ja beide für Düsseldorf, trainiert und wohnt ihr dort auch?

Thomas:
Ja, ich wohne in Düsseldorf und Valentin kommt aus Bochum. Somit ist es möglich, dass wir tagtäglich miteinander trainieren. Einen wirklichen „Trainingsalltag“ gibt es bei uns aber nicht. Denn durch die Belastungssteuerung, die jeweils sehr individuell ist, gibt es keine zwei gleichen Tage.

Habt ihr denn auch andere Trainingspartner mit denen ihr täglich trainiert?

Thomas:
Ich würde schon sagen, dass wir beide unsere Hauptsparringspartner sind, da es vom Niveau her am besten passt.
Aber wir haben in Düsseldorf eine Trainingsgruppe mit noch ein paar anderen Spielern aus Köln oder auch Sandra Mikolaschek, die ja auch zusammen mit uns im Team für Düsseldorf spielt.
Oft bekommen wir auch individuelles Balleimertraining vom Trainer, so dass das Training letztendlich schon recht abwechslungsreich ist.

Gibt es für euch Unterschiede im Training dahingehend, ob ihr mit sitzenden oder stehenden Spielern trainiert?

Thomas:
Ja, also grundsätzlich macht es für uns natürlich mehr Sinn, besonders kurz vorm Wettkampf, mit sitzenden Spielern zu trainieren. Weil dort das ganze Spielsystem und das ganze Taktische viel genauer miteinander abgestimmt ist. Aber auch das ist ja wettkampfklassenabhängig.
Valentin trainiert z.b. auch sehr gerne mit Stehenden weil das einfach seinem Spiel sehr nahe kommt.
Das ist bei Vielen sehr individuell und darauf werden die Sparringspartner dann auch ein wenig angepasst.

Thomas hat gerade angesprochen, dass es für dich Valentin, da du ja in der WK5 spielst, mehr Sinn macht mit Stehenden zu trainieren als für ihn selbst. Erkläre doch mal bitte den Lesern, warum ist das so? Was gibt es da für Unterschiede im Grad der Behinderung zwischen dir und Thomas?

Valentin:
Es ist so, dass in der WK3 die meisten keine Bauchmuskeln mehr haben, während bei mir in der WK5 die Oberkörper noch voll funktionsfähig sind. Dadurch ist mehr Stabilität im Körper und man kann mehr Druck auf den Ball ausüben.
So können die Spieler der WK5 tendenziell etwas aktiver spielen, was dem Spiel von Fußgängern schon etwas näher kommt als in der WK3, wo noch taktischer und etwas passiver gespielt wird.

Könnt ihr beide von eurem Sport eigentlich leben, oder müsst ihr noch nebenbei arbeiten gehen?

Thomas:
Ja, ich bin Vollprofi und kann mich somit ganz auf den Sport konzentrieren.

Valentin:
Ich studiere noch nebenbei. Ob ich es nach dem Studium mal als Vollprofi versuche, wird sich noch zeigen. Aber ich möchte auf jeden Fall irgendwann ins normale Berufsleben einsteigen.

Wie lange betreibt ihr schon den Sport?

Thomas:
Ich bin jetzt seit 15 Jahren im Parabereich aktiv und hatte meinen Unfall mit 4 Jahren. Ich habe somit nicht vorher im Stehen gespielt und habe vor dem Para-Tischtennis tatsächlich auch noch keine andere Sportart betrieben.

Valentin: Ich sitze seit 13 Jahren im Rollstuhl und bin jetzt seit 10 Jahren beim Para-Tischtennis dabei. 2011 hatte ich auch direkt meine erste Europameisterschaft gespielt.

Thomas, war für dich auch schnell klar, dass du im Para-Tischtennis recht gut und erfolgreich werden kannst?

Thomas:
Am Anfang war bei den ersten Erfolgen die Euphorie natürlich groß, dann kommen relativ schnell aber auch die ersten Rückschläge. Letztendlich hat mich die Sportart aber so fasziniert, dass ich dabeigeblieben bin.

Interessant ist ja auch, dass ihr sowohl im Para- als auch im Regelpunktspielbetrieb spielen könnt. Ihr habt beide davon auch schon Nutzen gemacht. Was macht euch persönlich mehr Spaß. Die Punktspiele bei den Stehenden oder bei den Sitzenden?

Thomas:
Ich spiele mittlerweile tatsächlich nicht mehr im Regelsport. Ich bin zwar noch gemeldet, aber werde so gut wie gar nicht mehr spielen.
Es ist einfach so, dass es dem Rollstuhl-Tischtennis nicht sehr nahe kommt und dass es doch immer wieder eine Umstellung für mich war. Diese Zeit der Umstellung war es mir nicht wert, da mein Fokus als Profi natürlich auf den Rollstuhlsport liegt und ich dort erfolgreich sein möchte.

Valentin:
Wenn ich die Einsätze von mir im Regelsportbetrieb mit den internationalen Einsätzen im Rollstuhl-TT vergleiche, macht letzteres natürlich mehr Spaß. Im Regelsportbetrieb schätze ich eher das Gesellige, da geht es für mich weniger um den Leistungsgedanken.

Ihr habt schon einige Erfolge u.a. ja auch bei den Paralympics gehabt. Was ist für euch euer größter und bedeutendster Erfolg?

Thomas:
Paralympics ist für mich schon das Größte, deshalb bedeuten mir auch die vier Medaillen dort am Meisten.

Valentin:
Für mich persönlich war der Gewinn der Weltmeisterschaft im Einzel 2014 der größte Erfolg.

Vielen Dank für das Interview, Thomas und Valentin!

Beide Sportler im Kurzportrait:

Valentin Baus
Geboren am: 14. Dezember 1995
Größte Erfolge:
Weltmeister im Einzel 2014
2. Platz im Einzel bei den Paralympics 2016
Europameister in der Mannschaft (2015) und im Einzel (2019)
Verein im Behindertensportbetrieb: Borussia Düsseldorf
Verein im Regelsportbetrieb: TTG Weitmar
Liga und TTR im Regelsportbetrieb: Bezirksliga; 1721
Aktueller Weltranglistenplatz: 2
Wettkampfklasse: 5

Thomas Schmidberger
Geboren am: 23.10.1991
Größte Erfolge:
2. Platz in der Mannschaft bei den Paralympics 2012 und 2016.
2. Platz im Einzel bei den Paralympics 2016
3. Platz im Einzel bei den Paralympics 2012
Viermaliger Vizeweltmeister im Einzel (2010, 2014, 2018, 2019)
Weltmeister in der Mannschaft 2014 und 2017
Weltmeister im Einzel 2014
Verein im Behindertensportbetrieb: Borussia Düsseldorf
Verein im Regelsportbetrieb: FC Miltach
Liga und TTR im Regelsportbetrieb: Verbandsliga, 1804 (nur bis 2019 aktiv)
Aktueller Weltranglistenplatz: 2
Wettkampfklasse: 3

Interview und Bilder:
Johannes Gohlke

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