Die deutschen Starter haben nach den vielversprechenden Auftritten der letzten Tage auch am Sonntagmorgen vollends überzeugt. Sowohl im Herren- als auch im Damenfinale werden am Nachmittag ausschließlich die Farben des DTTB vertreten sein. Bei den Damen werden sich Petrissa Solja und Shan Xiaona gegenüberstehen, Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov derweil in der Männer-Konkurrenz. Für Deutschland wird es der erste EM-Titel im Damen-Einzel seit dem Sieg Wu Jiaduos im Jahr 2009.
Im ersten Halbfinale des Tages traf Shan „Nana“ Xiaona auf die Ukrainerin Margaryta Pesotska, die schon 2009 Finalgegnerin der deutschen Wu gewesen war. Soweit sollte sie dieses Mal nicht kommen: Shan spielte druckvoll, fehlerfrei und konnte sich immer wieder mit guten Aufschlägen durchsetzen. Am Ende stand ein 4:0-Erfolg für die Berlinerin, die nach 2013 ein zweites Mal im EM-Finale vertreten sein wird. Damals war sie der Schwedin Li Fen unterlegen, dieses Mal wird sie jedoch auf eine Mannschaftskollegin treffen.
Denn im zweiten Einzel konnte sich Petrissa Solja gegen die Rumänin Elizabeta Samara durchsetzen. Nach gutem Start der Deutschen und 1:0-Satzführung war der zweite Durchgang der Schlüssel zum Sieg: Trotz eines 7:10-Rückstands drehte sie den Durchgang und konnte ihn mit 13:11 für sich entscheiden. Samara kam jedoch nochmal zurück und glich auf 2:2 aus. „Peti“ blieb jedoch nervenstark, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und siegte am Ende mit 4:2.
Die deutsche Erfolgsserie sollte an diesem Punkt aber noch nicht enden: Timo Boll, der gestern Anton Källberg in einem überragenden Match bezwungen hatte, hielt sich auch gegenüber Mattias Falck schadlos. Boll lag schnell mit 3:0 in Führung, doch der Schwede kam mit seinem typischen riskanten Spiel noch einmal zurück und konnte auf 2:3 verkürzen. Dann war die Aufholjagd allerdings beendet: Verdient siegte der Rekordeuropameister im 6. Satz und trifft am späten Nachmittag nun auf seinen Teamkameraden und guten Freund Dimitrij Ovtcharov.
Der 32-jährige Ovtcharov trat gegen Marcos Freitas jedoch etwas weniger überzeugend auf. Der leicht unterlegen vermutete Freitas gab stattdessen zunächst den Ton an, was in eine 2:1-Satzführung mündete. Vergleicht man den Auftritt Ovtcharovs mit seinem Finalgegner Boll, so fiel insbesondere die deutlich geringere Konstanz sowie höhere Verbissenheit des Orenburger Akteurs auf. Freitas wirkte hingegen auch besser als es seine jüngsten Leistungen vermuten ließen. Ovtcharov siegte letztlich dennoch mit 4:2, wenngleich er nie zu 100% in der Partie ankam. Auch dieses Hineinkämpfen in ein schwieriges Match verdient Respekt. Freitas hingegen wird sich trotz seiner gewonnenen Bronzemedaille zu Recht ärgern.
Die Finals werden auf ettu.tv und Eurosport 2 übertragen (27.6.):
16.50 Uhr: Shan Xiaona – Petrissa Solja
17.40 Uhr: Timo Boll – Dimitrij Ovtcharov
Text: Ludger Santel/ David Rieß
Foto: ETTU