Di, 3. Dezember 2024
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WTT: Ort tritt Heimreise mit Gold und Silber im Gepäck an

Frankfurt/Budapest. Am Ende hatte es dann doch nicht sollen sein. Ganze zwei Punkte fehlten Kilian Ort im Finale des mit 70.000 Dollar dotierten WTT Contender in Budapest beim Stand von 9:9 im Entscheidungssatz zu seinem ersten internationalen Titelgewinn im Herren-Einzel, zwei Ballwechsel später jubelte allerdings der 19 Jahre Schwede Truls Moregard über seinen Triumph. Ein Trost blieb dem sechs Jahre älteren Bad Königshofener im Moment der Niederlage: Der Franke hatte kurz zuvor an der Seite von Tobias Hippler den Doppel-Wettbewerb für sich entschieden und war mit Silber und Gold der erfolgreichste Spieler der Europa-Premiere der Turnierserie WTT.

„Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass ich das Spiel gewinnen kann“

Kilian Ort beglückwünschte nach dem Finale seinen Gegner, der unter anderem mit Siegen über den Weltranglisten-21. Quadri Aruna (Nigeria) und im Halbfinale über den Düsseldorfer Dang Qiu in das Endspiel eingezogen war: „Truls hat das Turnier insgesamt verdient gewonnen aufgrund der Leistung über die gesamte Woche.“ Wie sehr das hauchdünne 11:9, 9:11, 10:12, 11:9, 7:11, 11:9 und 9:11 in dem intensiven Final-Krimi schmerzte, gestand der Unterlegene offen ein: „Eine Niederlage fühlt sich nie gut an. Auch wenn ich alles gegeben habe gegen den jungen Truls, ich hatte dennoch die ganze Zeit das Gefühl, dass ich das Spiel gewinnen kann.“

Auch Kilian Ort verlässt Budapest als Sieger

Nichtsdestotrotz verlässt auch Kilian Ort Budapest als Sieger, nicht nur aufgrund des Triumphes im Doppel an der Seite von Tobias Hippler. Der zweite Platz im Einzel des WTT-Contender-Turniers ist der bislang größte internationale Erfolg für den DM-Finalisten von 2018, der in seiner Karriere schon viele gesundheitliche Rückschläge hat hinnehmen müssen. Ort: „Ich war eigentlich ohne große Erwartungen nach Budapest gefahren und habe das Turnier eher als Saisonvorbereitung gesehen. Aber ich natürlich froh, dass ich so positiv auf mich aufmerksam machen konnte. Allerdings haben wir in Deutschland viele gute Spieler. Und durch die Beschränkungen bei den WTT-Turnieren werde ich wohl nicht allzu häufig spielen können.“

„Helmut hatte mich gefragt, ob ich überhaupt nach Ungarn fliegen will“

In Budapest war der Vormarsch Orts in das Einzel-Endspiel nicht nur aus sportlicher Hinsicht ein überaus bemerkenswerter. Die Nummer 198 der Welt steigerte sich nach einer souverän überstandenen Qualifikation im Hauptturnier von Match zu Match. Ort hielt den starken Benedikt-Duda-Bezwinger Benedek Olah (Finnland) in Schach, sorgte im Viertelfinale mit dem 3:0-Erfolg über den an Position eins gesetzten Weltranglisten-14. Liam Pitchford (England) für einen nicht erwarteten Favoritensturz und gewann anschließend zum ersten Mal überhaupt gegen den schon in Jugendzeiten als Angstgegner ausgemachten Tschechen Tomas Polansky, der in Runde eins Abwehr-Ass Ruwen Filus (Fulda-Maberzell) aus dem Titelrennen befördert hatte. In Kombination mit den gesundheitlichen Hürden, die Ort seit Jahren und nun auch unmittelbar im Vorfeld des Turniers geduldig zu nehmen weiß, wird der Erfolg zur Sensation. Kilian Ort sagt: „Eigentlich ist es unfassbar, dass ich in zwei Finals gestanden habe. Wer die letzten Wochen in Düsseldorf war, der hat gesehen, wie selten der Ort in der Halle sein konnte. Selbst unser Trainer Helmut Hampl hat mich vor dem Turnier noch gefragt ob ich denn sicher sei, dass ich nach Ungarn fliegen will. Dafür ist es dann doch am Ende ganz gut gelaufen.“

„Dafür ist es dann doch am Ende ganz gut gelaufen“

Seit September 2020 laboriert Ort wiederkehrend an Blessuren am Fuß. „In dieser ganzen Zeit habe ich bisher überhaupt nur eine Trainingswoche mit der Intensität gehabt, die ich gerne dauerhaft fahren möchte. Sonst hat der Fuß immer wieder nein gesagt. Bei Spielen geht es noch, aber bei intensiven Einheiten treten immer wieder Druckstellen auf, die kein geregeltes Training möglich machen“, beschreibt Ort, und ergänzt: „In der vierwöchigen Vorbereitung jetzt im Sommer waren meine Einheiten sehr rar gesät, ich habe vielleicht ein Viertel oder ein Fünftel vom Umfang der anderen trainieren können.“ Eine große Stütze bei der Behandlung bei den gesundheitlichen Problemen des Bundesligaspielers ist der Osteopath seines Vereins Bad Königshofen, Peter Hofmann, wie Ort hervorhebt: „Bei Peter und seinem Team möchte ich mich explizit bedanken. Er begleitet mich seit eineinhalb Jahren und er behandelt mich rund um die Uhr, wenn ich irgendetwas brauche. Peter hat es bisher eigentlich immer hinbekommen, dass ich spielfähig war.“

Zweiter Doppel-Titel mit Tobias Hippler

Eineinhalb Stunden vor seinem finalen Einsatz im Einzel hatte Kilian Ort zusammen mit seinem drei Jahre jüngeren Partner Tobias Hippler (Köln) den Titel im Doppel gewonnen. Drei Jahre nach seinem Erfolg bei den Thailand Open besiegte das Duo die favorisierten Russen Kirill Skachkov/Vladimir Sidorenko in vier Sätzen mit 11:3, 11:7, 6:11 und 11:7. Im Halbfinale hatten die Deutschen gestern die an Position eins gesetzten Lokalmatadoren und EM-Dritten Nandor Ecseki und Adam Szudi mit 3:1 ausgeschaltet sowie in den beiden Runden zuvor die Duelle mit Aleksandr Khanin/Pavel Platanov (Weißrussland) und Alexander Chen/David Serdaroglu (Österreich) dominiert.

„Wir haben im Finale taktisch sehr klug gespielt“

Tobias Hippler freute sich über den Titelgewinn: „Wir sind natürlich super glücklich, dass wir das Turnier gewinnen konnten. Wir haben ja vorher noch nicht sehr oft miteinander gespielt, deshalb kommt das schon etwas überraschend. Wir haben gut angefangen und die Russen in den beiden ersten Sätzen ein wenig kalt erwischt. Am Ende wurden unsere Gegner etwas besser, aber wir haben taktisch sehr klug gespielt und uns auch beide gut gefühlt.“ Kilian Ort ergänzte: „Ich kann mich da Tobi nur anschließen, der heute wieder einen klasse Job gemacht hat – er ist eine Doppel-Legende.“ Bis zum Finale hatte die neue Damen-Bundestrainerin Tamara Boros das Doppel erfolgreich gecoacht und auch im Einzel an der Box gesessen. Kilian Ort freute sich darüber: „Ein Extra-Dankeschön an Tammi für ihren Einsatz. Das ist nicht selbstverständlich, dass sie den ganzen Tag in der Halle verbringt und neben ihren Damen auch noch das Coaching von uns Männern übernommen hat, bis sie heimfliegen musste. Sie hat mich in das Einzel-Halbfinale und unser Doppel ins Endspiel gecoacht – das hat super harmoniert.“

Damen-Einzel geht an die Monegassin Yang Xiaoxin

Das erste Titel des heutigen Tages ging an Indien. Sathyan Gnanasekaran und Sabine-Winter-Bezwingerin Manika Batra setzten sich im Finale des Gemischten Doppels gegen die Ungarn Nandor Exseki/Dora Madarasz mit 3:1 durch. Im Damen-Doppel hielt sich Madarasz dafür anschließend mit ihrer Partnerin Szanda Pergel schadlos und sicherte sich mit einem 3:0 über die Russinen Olga Vorobeva/Yana Noskova den Turniersieg. Den Einzel-Titel bei den Damen gewann die Monegassin Yang Xiaoxin durch einen 4:0-Sieg über die überraschend ins Finale eingezogene Jugend-Europameisterin Elizabet Abraamian (Russland).


Die Ergebnisse des Finaltags

Herren-Einzel, FinaleKilian Ort – Truls Moregard SWE 3:4 (9,-9,-10,9,-7,9,-9)Herren-Doppel, Finale
Kilian Ort/Tobias Hippler – Vladimir Sidorenko/Kirill Skachkov RUS 3:1 (3,7,-6,7)

Damen-Einzel, Finale
Yang Xiaoxin MON – Elizabet Abraamian RUS 4:0 (9,10,6,1)

Damen-Doppel, Finale
Dora Madarasz/Szanda Pergel HUN – Olga Vorobeva/Yana Noskova RUS 3:0 (7,6,6)

Gemischtes Doppel, Finale
Sathyan Gnanasekaran/Manika Batra IND – Nandor Exseki/Dora Madarasz HUN 3:1 (9,-9,10,6)

Text: DTTB
Foto: Johannes Gohlke

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