Großer Jubel im deutschen Tischtennis-Team bei den Paralympics
Am vorletzten Spieltag der dortigen Einzelwettbewerbe hat Valentin Baus in einem hochdramatischen Finale gegen den Paralympicssieger von Rio, Cao Ningning, das Finale der Leistungsklasse 5 mit 3-2 Sätzen gewonnen und holte somit die Goldmedaille und die dritte Medaille insgesamt für das deutsche Team. Nachdem er sich in der Vorrunde gegen den Türken Ali Öztürk und den Ägypter Ayman Zenaty durchgesetzt hatte, dann im Viertelfinale gegen den Franzosen Nicolas Savant-Aira und im Halbfinale gegen den Briten Jack Hunter-Spivey gesiegt hatte, traf er dann im Finale auf den großen chinesischen Favoriten Cao Ningning, gegen den er bei den Paralympics in Rio das Finale noch verloren hatte. Und auch dieses Mal sah es nach einem Sieg des Chinesen aus. Valentin Baus hatte stark begonnen und den 1. Satz mit 11-4 gewonnen, dann aber Satz 2 und 3 mit 7-11 und 9-11 abgegeben. In Satz 4 hatte Cao Ningning dann Matchball, doch Valentin Baus hatte Nerven aus Stahl, gewann den Satz noch mit 13-11 und machte schließlich mit einem 11-7 im 5. Satz seinen größten Triumph perfekt. Riesenjubel im deutschen Team.
Schmidberger erfolgreich mit Silber
Doch auch zuvor wurde im deutschen Team schon gejubelt, denn mit der Silbermedaille von Thomas Schmidberger und der Bronzemedaille von Stephanie Grebe hatte es schon 2 Mal Edelmetall gegeben. Dabei ist die Leistung von Thomas Schmidberger ähnlich hoch einzustufen wie diejenige von Valentin Baus, denn er hatte im Paralympicsfinale der Leistungsklasse 3, die „lebende Legende“ des paralympischen Sports, Feng Panfeng, der schon die Goldmedaillen bei den olympischen Spielen 2008, 2012 und 2016 gewonnen hat, am Rande einer Niederlage. Dabei hatte Thomas Schmidberger schon vor dem Finale Großes geleistet, musste er doch im Viertelfinale und Halbfinale bereits mit Zhao Ping und Zhai Xiang zwei chinesische Spieler bezwingen, was ihm in beiden Fallen souverän gelang. Im Finale geriet Schmidberger zunächst gegen den großen Favoriten durch ein 9-11 und 4-11 mit 2 Sätzen in Rückstand. Er kämpfte sich jedoch sich mit einem 11-8 und 11-4 zurück ins Spiel. Und als er dann im 5. Satz mit 6-4 führte, schien alles möglich. Doch Feng zeigte in diesen Momenten seine ganze Klasse, holte den Satz noch mit 11-9 und ist somit zum 4. Male in Folge Paralympics-Sieger. Ein Rekord für die Ewigkeit. Aber auch ein großer Erfolg für Thomas Schmidberger.
Die 3. deutsche Medaille holte sich Stephanie Grebe in der Leistungsklasse 6 der Damen. Grebe hatte sich durch 2 schöne Siege gegen die Russin Raisa Chebanika und die Koreanerin Moon Sung Keum die Bronzemedaille gesichert. Im Halbfinale war dann die Russin Maliak Aliyeva, die dieses mit 3-0 gewann, einfach zu stark.
Starkes Abschneiden der deutschen Athleten
Insgesamt waren in den 21 Leistungsklassen (11 bei den Herren, 10 bei den Damen) 8 deutsche Sportler am Start. Mit Sandra Mikolaschek und Björn Schnake schafften es dabei zwei weitere Deutsche bis ins Viertelfinale. Sandra Mikolaschek war nach Siegen über Nada Mitic aus Serbien und Daniela de Toro aus Australien als Gruppensiegerin ins Viertelfinale eingezogen, wo sie dann aber der Chinesin Zhang Miao in 4 Sätzen unterlag. Für Björn Schnake kam im Viertelfinale das Aus durch ein 0-3 gegen den späteren Silbermedaillengewinner William Bailey, nachdem er zuvor den Brailianer Salmin-Filho und den Kolumbianer Vargas geschlagen hatte.
Ins Achtelfinale schafften es Thomas Rau in Leistungsklasse 6, der das Pech hatte, dort auf den späteren Goldmedaillengewinner Ian Seidenfeld aus den USA zu treffen und ihm dabei einen Satz abnahm sowie Thomas Brüchle in Leistungsklasse 3, der dort in 5 Sätzen am Amerikaner van Emburgh scheiterte, nachdem er zuvor als Gruppensieger ins Achtelfinale eingezogen war. Nicht über die Gruppenphase hinaus kam Juliane Wolf, was aber relativiert werden muss, da sie dort mit der späteren Goldmedaillengewinnerin Mao Jingdian und der Japanerin Yuri Tomono auf schwere Gegnerinnen traf. Im Endeffekt bleibt ein starkes Abscheiden des deutschen Teams, auch wenn sicherlich nicht alle Wünsche in Erfüllung gegangen sind
China weiterhin die klare Nummer 1 auch im paralympischen Tischtennis – Die chinesischen Damen das Maß aller Dinge
Aus der internationalen Sicht ist ein weiteres Mal China das alles überragende Team. Bisher sind von den 21 verschiedenen Leistungsklassen 13 ausgespielt (die anderen 8 werden morgen entschieden). China hat davon bisher 7 Goldmedaillen gewonnen, während keine andere weitere Nation bisher mehr als 1 Goldmedaille erringen konnte. Die anderen 6 Goldmedaillen verteilen sich auf Südkorea, Russland, Ungarn, Polen, Belgien und USA.
Es sind dabei vor allem die chinesischen Damen, die das Maß aller Dinge sind und bisher in 5 der 6 Damenwettbewerbe triumphiert haben. Die Leistungsklasse 1/2 wurde von Jiu Ling im Finale gegen die Südkoreanerin Seo Su-Yeon gewonnen, in der Leistungsklasse 3 setzte sich Xue Juan glatt in 3 Sätzen gegen die Slowakin Alena Kanova durch, in Leistungsklasse 4 triumphierte Zhou Ying, die nach 5 überlegenen Siegen auch der Inderin Bhavina Patel im Finale mit einem 3-0 keine Chance ließ. Und in den Leistungsklassen 5 und 8 waren die Chinesinnen im Finale sogar gänzlich unter sich. In LK 5 siegte Zhang Bian gegen ihre Landsfrau Pan Jiamin und in LK 8 holte sich Mao Jingdian die Goldmedaille gegen Huang Wenyuan. Die einzige Goldmedaille, die bisher bei den Damen nicht an China ging, sicherte sich die Russin Jelena Prokofyeva in LK 11 gegen die Französin Lea Ferney. Das vorzeitige Aus kam derweil in LK 10 für Natalia Partyka und Melissa Tapper, die beide ja auch bei Olympia angetreten waren. Beide scheiterten an Yang Qian.
Bei den Herren ist die chinesische Dominanz weit weniger groß. Neben Feng Panfeng holte hier nur noch Yan Shuo in LK 7 Gold nach einem Finalsieg gegen den Briten Will Bailey. Die anderen Titel gingen an den Belgier Laurens Devos (LK 7 gegen den Australier Ma Lin), an den Polen Patryk Chojnowski (LK 8 gegen den Franzosen Mateo Bohead), an den Ungar Peter Patos (LK 9 gegen den Australier Samuel von Einem) und an den US-Amerikaner Ian Seidenfeld (LK 6 gegen den Dänen Peter Rosenmeier).
Insgesamt waren es bisher sehr interessante und spannende Wettkämpfe. Etwas kritisch muss allerdings angemerkt werden, dass die Aufteilung in insgesamt 21 Leistungsklassen bei Damen und Herren und eine teils doch sehr fehlende Transparenz bezüglich Aufteilung doch sehr unübersichtlich wirkt und teilweise auch den teilnehmenden Athleten/-innen nicht immer gerecht wird. Hier sollte das gesamte Einteilungs-/Wertungssystem vielleicht noch einmal überdacht werden.
Nun kann man sich auf die Mannschaftswettbewerbe, die kommende Woche stattfinden, freuen.
Text: W.D.
Bild: courtesy by the ITTF