Di, 5. November 2024
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Europe Top16: DTTB-Triumph in beiden Konkurrenzen!

Thessaloniki. Was für ein Tag für den Deutschen Tischtennis-Bund. Patrick Franziska und Nina Mittelham treten beim mit 100.000 Euro dotierten Europe Top 16 in Thessaloniki die Nachfolge der Europameister Timo Boll und Petrissa Solja an und beherrschen im Finale ihre portugiesischen Kontrahenten Marcos Freitas und Yu Fu deutlich mit 4:1.  Franziska ist bei dem erstmals 1971 ausgetragenen Prestigeturnier nach dem siebenmal erfolgreichen Timo Boll und dem fünfmal siegreichen Dimitrij Ovtcharov überhaupt erst der dritte deutsche Gewinner bei den Herren. Nina Mittelham ist die siebte Deutsche, die das kontinentale Ranglistenturnier gewinnt. 

Stolzer Patrick Franziska verdrückt ein paar Tränen

Das Herren-Finale geriet trotz des verlorenen vierten Satzes, in dem 2014-Gewinner Marcos Freitas einen Matchball des Deutschen abwehrte, aus zu einer klaren Angelegenheit. Aus einem ganz einfachen Grund, wie Franziska im Anschluss erklärte: „Ich habe im Finale mein bestes Spiel bei diesem Turnier gemacht. Viel besser geht es überhaupt nicht. Es hat mich auch nicht aus dem Rhythmus gebracht, dass ich den vierten Satz verloren habe, denn ich war total fokussiert und überhaupt nicht nervös.“ Mit dem Sieg über Portugals EM-Zweiten von 2015 setzte der Saarbrücker einen glänzenden Schlusspunkt hinter seinen Triumphzug, der mit einem Zittersieg im Achtelfinale über den Österreicher Daniel Habesohn und der Abwehr von zwei Matchbällen begonnen hatte. Anschließend steigerte sich der olympische Silbermedaillengewinner mit der Mannschaft im Duell der Nationalmannschaftskollegen gegen Ruwen Filus (Fulda-Maberzell) bereits erheblich, bevor am heutigen Vormittag im Halbfinale der beeindruckende 4:2-Auftritt gegen Schwedens Weltranglistenneunten und WM-Zweiten Mattias Falck folgte. Bundestrainer Lars Hielscher freute sich für seinen Schützling: „Patrick hat grandios gespielt und dieser große europäische Titel wird ihm weiteres Selbstvertrauen geben. Er hat ein nicht ganz so leichtes Jahr hinter sich und dann bei Olympia bereits wieder eine Superform gezeigt. Wie er hier in Griechenland gespielt hat, war absolute Weltklasse. Falck im Halbfinale und Freitas waren sehr gut, aber Patrick war einfach der bessere Spieler.“ 

Was ihm der bislang größte Erfolg als Einzelspieler bedeutet, verbarg der 29 Jahre alte Franziska nicht. Nach dem Finalsieg verdrückte sich der Weltranglisten-18. ein paar Tränen und gestand: „Hätte man mich nicht direkt an der Box abgeholt, um zum Fernsehinterview in die Mixedzone zu gehen, wären es wohl ein paar mehr geworden. Ich bin einfach überglücklich und stolz und möchte mich auch bei allen bedanken, die mich immer die ganze Zeit unterstützt haben. Der gebürtige Hesse hob die Bedeutung des Turniers für ihn persönlich hervor. „Ich war damals 2004 in Frankfurt als jugendlicher Zuschauer dabei, jetzt habe ich dieses Prestigeturnier selbst gewonnen, das ist unglaublich. Ich bin total happy.“ Gefeiert wird allerdings nur heute Abend, morgen bereits geht es weiter in Richtung Doha. Dort startet der Europe-Top-16-Sieger ab Mittwoch im Hauptfeld des WTT Star Contender in Katar. Das Turnier beginnt am morgigen Montag mit der zweitägigen Qualifikation. 

Die Gewinnerin des Europe Top 16 in Thessaloniki heißt Nina Mittelham. Die 24 Jahre alte Berlinerin trug sich mit einem 4:1-Erfolg über die Portugiesin Yu Fu in die Geschichtsbücher ein und trat in Griechenland die Nachfolge ihrer Nationalmannschaftskollegin Petrissa Solja (Langstadt) an. Die Europameisterin hatte in den beiden Vorjahren das Turnier gewonnen und nach den Olympischen Spielen auf die Teilnahme 2021 verzichtet. Nina Mittelham ist die insgesamt siebte Deutsche, die das erstmals 1971 ausgetragene kontinentale Ranglistenturnier gewinnt.

Erster kontinentaler Titel für Nina Mittelham

Mit 11:8, 8:11, 11:6, 11:3 und 14:12 beherrschte die Nina Mittelham im Finale die European-Games-Siegerin Yu Fu und sicherte sich bei ihrer zweiten Europe-Top-16-Teilnahme den ersten internationalen Titel und damit den bislang größten Erfolg ihrer Karriere. Von Beginn spielte Mittelham konzentriert und variabel und fand auch immer wieder ein gutes Rezept auf die gefährlichen, meterhoch geworfenen Aufschläge ihrer Kontrahentin. Im fünften und letzten Satz lag die dominierende Mittelham lange Zeit in Front, musste am Ende aber noch vier Satzbälle ihrer Gegnerin abwehren, ehe sie ihren ersten Matchball verwandelte. Mittelham zeigte sich überglücklich: „Ich bin unglaublich stolz, endlich meinen ersten großen europäischen Titel gewonnen zu haben. Das gibt natürlich noch einmal einen Schub Selbstvertrauen. Auch deshalb, weil ich hier hintereinander sehr viele gute Spielerinnen geschlagen habe. Und wenn man dann noch bedenkt, dass ich wegen der Teilnahmebeschränkungen zunächst eigentlich hätte gar nicht spielen können… – ich bin einfach nur glücklich!“ 

Mit ihrem Triumph im YMCA Sportscenter „Mimis Tsikinas“ tritt die olympische Ergänzungsspielerin Mittelham endgültig aus dem langen Schatten der in den letzten Jahren dominierenden DTTB-Stars Petrissa Solja, Han Ying und Shan Xiaona. Ihren Sieg hat sich Mittelham, die zuletzt dreimal in Folge den Einzel-Titel bei den Deutschen Meisterschaften gewann, redlich verdient. Im Turnierverlauf besiegte sie neben European-Games-Champion Yu Fu auch erstmals die in Thessaloniki topgesetzte Nummer eins Europas, die Weltranglisten-16. Sofia Polcanova (Östereich). Außerdem ließ die Doppel-Europameisterin von 2018 im Halbfinale der Tschechin Hana Matalova nicht den Hauch einer Chance und besiegte in Runde eins Barbora Balazova (Slowakei). 

Damen-Bundestrainerin Tamara Boros, die selbst 2002 und 2006 für Kroatien das Turnier gewann, lobte ihren Schützling: „Ich freue mich sehr für Nina. Sie hat sich von Spiel zu Spiel steigern können, nachdem das erste Spiel gegen Balazova noch sehr wackelig war. Sie hat sehr viel Potential und kann, wenn sie ihr bestes Tischtennis abruft, fast jede Spielerin schlagen. Der Sieg gibt ihr sicherlich viel Selbstvertrauen, auch für die schon in acht Tagen beginnende Team-EM.“ Zeit zum Feiern bleibt Mittelham deshalb nicht. In der kommenden Woche bereitet sie sich mit der Damen-Nationalmannschaft in Düsseldorf auf die Europameisterschaften im rumänischen Cluj-Napoca (28.9. bis 3.10.) vor.   

Absage von DTTB-Stars ermöglicht die deutschen Triumphe 

Die Triumphe von Patrick Franziska und Nina Mittelham sind hochverdient. Dennoch wären die beiden deutschen Stars aufgrund der Teilnahme-Beschränkung auf maximal zwei Spieler pro Nation beinahe nicht einmal nach Griechenland gereist. Zustande kam ihr Start erst durch die Absage ihrer in der Weltrangliste noch besser eingestuften Nationalmannschaftskollegen. Rekord-Europameister Timo Boll, der Olympiadritte Dimitrij Ovtcharov, Europameisterin Petrissa Solja und Han Ying waren ursprünglich für Thessaloniki qualifiziert, hatten aber nach den Olympischen Spielen aufgrund anderweitiger Planungen bzw. leichter Verletzung (Ovtcharov) auf ihren Start verzichtet. Boll führt übrigens die Bestenliste mit sieben Europe-Top-16-Erfolgen zusammen mit Schwedens Legende Jan-Ove Waldner an, Ovtcharov sicherte sich bereits fünfmal den Turniersieg. Solja erspielte sich zweimal in Folge, 2019 und 2020, den prestigeträchtigen Titel. 

Die Ergebnisse am Sonntag  

Finale Herren
Patrick Franziska GER – Marcos Freitas POR 4:1 (10,8,6,-11,5)
Halbfinale
Patrick Franziska GER – Mattias Falck SWE 4:2 (8,8,11,-6,-9,8)
Marcos Freitas POR – Emmanuel Lebesson FRA 4:0 (6,10,11,6) 

Finale Damen
Nina Mittelham GER – Yu Fu POR 4:1 (8,-8,6,3,12)
Halbfinale
Yu Fu POR – Bernadette Szocs ROU 4:3 (-8,9,-6,-7,10,8,8)
Nina Mittelham GER – Hana Matalova CZE 4:0 (2,4,8,8)

Text: DTTB
Bild: Johannes Gohlke

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