Nachdem die deutschen Teams am 1. Tag der Europameisterschaften 2021 noch spielfrei hatten, stand am 2. Turniertag jeweils ein Gruppenspiel für die Deutschen auf dem Programm. Sowohl die Damen, als auch die Herren hielten sich schadlos und gewannen verdient mit 3:0 ihre Auftaktmatches.
Der DTTB berichtet wie folgt über die Auftaktmatches der DTTB-Teams:
Deutschlands Damen haben den kurzfristigen, krankheitsbedingten Ausfall der zweifachen Europameisterin vom Juni, Petrissa Solja, gut verkraftet und sind mit einem blitzsauberen 3:0-Sieg über die Slowakei in die Team-Europameisterschaften im rumänischen Cluj-Napoca gestartet. Dabei gab die 15 Jahre Schülerinnen-Europameisterin Annett Kaufmann ihr Debüt in der Damen-Nationalmannschaft.
Damen-Bundestrainerin Tamara Boros war mehr als nur zufrieden mit ihrem Team: „Ich bin sehr stolz auf die Mädels. Das war ein perfektes Match zum Auftakt mit einem erstklassigen Teamspirit, so wie ich mir das vorgestellt habe. Mein Respekt geht an das ganze Team: Nina, die als Führungsspielerin im ersten Match für die wichtige Führung gesorgt hat. Sabine, wie sie trotz einer Erkältung ihr bestes Tischtennis für die Mannschaft gespielt hat. Und natürlich auch für Annett, die bei ihrem Debüt für die Damen-Mannschaft absolut überzeugt hat.“
Premiere für 15-jährige Annett Kaufmann im Damen-Team
Gegen die Nummer 17 der europäischen Mannschaftsrangliste kam die erst 15-jährige Annett Kaufmann an Position drei zu ihrer Premiere im Nationaltrikot der Damen. Die dreifache U15-Europameisterin setzte ohne Satzverlust den Schlusspunkt der Partie gegen die fünf Jahre ältere und ganze 703 Ränge über ihr in der Weltrangliste platzierte Ema Labosova (Nr. 335). Die Bundesligaspielerin aus Böblingen freute sich über ihr gelungenes Debüt: „Ich bin natürlich sehr nervös gewesen. Das ist eine ganz andere Atmosphäre und Situation als bei den Jugendlichen. Und ich wollte natürlich unbedingt gewinnen, da war die Anspannung schon groß. Ich bin jedenfalls stolz und froh, dass ich direkt im ersten Spiel einen Punkt für das Team beisteuern konnte.“ Bundestrainerin Boros hatte das Talent ganz bewusst ins kalte Wasser geworfen: „Ich habe Annett eine Chance gegeben, weil sie eines der Talente der Zukunft für das deutsche Tischtennis ist. Sie muss die Erfahrung machen, wie es ist, bei einem großen Damenturnier für Deutschland und für das Nationalteam zu spielen. Das hat sie heute sehr gut gemacht.“
Neue Führungsrolle für Nina Mittelham
Zuvor hatten die Europe-Top-16-Gewinnerin und amtierende Deutsche Meisterin Nina Mittelham sowie EM-Doppel-Finalistin Sabine Winter die 2:0-Führung für die Mannschaft eingespielt und damit etwas Druck von den Schultern des Teenagers genommen. Im ersten Einzel von Nina Mittelham gab der knappe Gewinn des dritten Satzes gegen Tatiana Kukulkova dem Match die entscheidende Richtung. Die 24-jährige Mittelham, nach dem Ausfall Soljas erstmals die Führungsspielerin in der Nationalmannschaft atmete anschließend erleichtert auf: „Als Führungsspielerin muss man vorangehen, aber ganz zufrieden mit meiner Leistung war ich heute noch nicht. Solch eine Situation wie jetzt hatte ich zuletzt im Jugendbereich, deshalb habe ich mir auch vor dem Match viel Druck gemacht. Ich kann sicherlich besser spielen als heute. Ich bin froh, dass Sabine super gespielt und auch Annett ihre Sache bei ihrem Debüt sehr gut gemacht hat, sodass wir 3:0 gewinnen konnten.“ Mittelham blickt optimistisch voraus: „Für das erste Match sind wir zufrieden, aber gegen Spanien müssen wir wieder sehr gut spielen oder noch besser als heute. Ich glaube, sie sind trotz ihrer Niederlage gestern gefährlicher als die Slowakei.“
Starker Auftritt von Sabine Winter
Einen starken Auftritt hatte die seit gestern 29 Jahre alte Sabine Winter, die der gestern gegen Spanien zweimal erfolgreichen Spitzenspielerin Barbora Balazova trotz einer Erkältung nicht die Spur einer Chance ließ: „Es war ein gutes Spiel gegen Balazova, in dem ich wenige leichte Fehler gemacht habe. Ich bin sehr froh, dass ich mit meinem Sieg und der 2:0-Führung für uns ein frühes Break herausholen konnte. Wir haben nun eine sehr gute Ausgangsposition für das Match gegen Spanien. Wir werden konzentriert in das Spiel gehen und wollen mit einem Sieg in das Viertelfinale einziehen.“
Gegen Spanien soll der zweite Sieg her
Im zweiten Gruppenspiel trifft das Team von Bundestrainerin Tamara Boros, das von der diesjährigen DM-Finalistin Chantal Mantz ergänzt wird, am Donnerstag um 12 Uhr auf Spanien. Die Nummer 15 der Mannschafts-Setzliste war zu EM-Beginn am Dienstag der Slowakei mit 1:3 unterlegen. Aus den acht Vorrundengruppen ziehen nur die Erstplatzierten ins Viertelfinale ein. Boros traut ihrem Team noch eine Menge in Rumänien zu: „Gegen Spanien morgen werden wir wieder versuchen, auf den Moment fit zu sein. Ich glaube fest daran, dass unsere Mannschaft bei diesem Turnier über die Gruppe hinaus erfolgreich spielen kann.“
Damen: Deutschland – Slowakei 3:0
Nina Mittelham – Tatiana Kukulkova 3:1 (7,-9,9,4)
Sabine Winter – Barbora Balazova 3:0 (3,8,3)
Annett Kaufmann – Ema Labosova 3:0 (8,11,3)
Dem Erfolg der Damen ließen Deutschlands Herren am Mittwochabend in ihrem ersten Gruppenspiel bei der Mannschafts-EM in Cluj-Napoca (28. September – 3. Oktober) einen ebenso glatten Sieg folgen. Der Titelverteidiger besiegte die Ukraine in rund 70 Minuten mit 3:0. Nach dem Auftakterfolg von Führungsspieler Patrick Franziska, dem Gewinner des Europe Top 16 vor anderthalb Wochen, markierten der Deutsche Einzel-Meister Benedikt Duda und Dang Qiu die Punkte zwei und drei. Dabei blieben sogar alle ohne Satzverlust. Für den 24-jährigen Mixed-Europameister Qiu ist es die erste Team-EM.
Der Penholderspieler überließ seinem Gegner Anton Limovov im letzten Einzel des Tages gerade einmal acht Punkte in drei Sätzen. Anschließend sagte der Düsseldorfer: „Angespannt war ich nicht. Wir haben ja auch eine starke Mannschaft und bei 2:0 an den Tisch zu gehen, ist schon sehr komfortabel.“ Etwas anders war es bei Benedikt Duda, der nach dem Match gegen Yevhen Pryshchepa gestand: „Ich war zwar schon bei einer Team-EM dabei, doch heute hatte ich meinen erster Einsatz. Mein Gegner spielt etwas unorthodox, und ich war schon etwas nervös zu Beginn, das muss ich zugeben.“ Patrick Franziska hatte zuvor gegen Routinier Yaroslav Zhumdenko für die wichtige deutsche Führung gesorgt: „Am Anfang war ich etwas angespannt, das ist normal vor dem ersten Mannschaftsspiel, aber das hat sich dann schnell gelegt.“
In den Gruppenspielen den Rhythmus finden
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf sieht das heutige Auftaktspiel gegen die Ukraine und das morgige gegen Belarus als vorbereitende Stationen für die danach folgende K.-o.-Runde an: „Diese beiden Matches sind wichtig, damit wir unseren Rhythmus finden, uns an die Halle und die Bedingungen gewöhnen. Ab Freitag mit dem Viertelfinale geht das Turnier dann richtig für uns los. Und dann wird es auch direkt sehr schwer, denn es werden dann nur noch starke Mannschaften im Titelrennen sein.“
Am Donnerstagabend um 18 Uhr MESZ geht es für die Auswahl des Deutschen Tischtennis-Bundes aber zunächst im zweiten und letzten Spiel der Gruppe A gegen Belarus weiter. Am Dienstagabend war es den Ukrainern im längsten Spiel des Tages gelungen, die Belarussen zu schlagen. In einer Drei-Stunden-Schlacht ohne die langjährigen Spitzenspieler – Tokio-Teilnehmer Kou Lei fehlt den Ukrainern bei der EM, Belarus‘ Vladimir Samsonov hat seine Nationalteamkarriere beendet – holte Matchwinner Yaroslav Zhmudenko zwei Punkte, gewann zum Abschluss auch das Einser-Duell gegen Pavel Platonov. Aus den acht Vorrundengruppen ziehen bei Herren wie Damen nur die Erstplatzierten ins Viertelfinale ein.
Joker auf der Bank: Filus und Stumper
Das deutsche Herren-Quintett, das von Abwehr-Ass Ruwen Filus und dem 18-jährigen Jugend-Europameister Kay Stumper ergänzt wird, tritt in Rumänien ohne die Olympia-Asse Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll an. „Wenn wir die Entwicklung der weniger Erfahreneren und Jüngeren zu Leistungsträgern und Führungsspielern der Nationalmannschaft weiter fördern wollen, müssen wir ihnen häufiger die Möglichkeit geben, Verantwortung zu übernehmen“, hatte DTTB-Sportdirektor Richard Prause erklärt. „Damit stellen wir das Gerüst unserer Nationalmannschaften neben den Olympioniken auf ein noch viel solideres Fundament.“ Im Damen-Aufgebot fehlen entsprechend geplant die Tokio-Fahrerinnen Han Ying und Shan Xiaona sowie kurzfristig die erkrankte zweifache Europameisterin von Warschau, Petrissa Solja.
Deutschland – Ukraine 3:0
Patrick Franziska – Yaroslav Zhmudenko 3:0 (8,7,9)
Benedikt Duda – Yevhen Pryshchepa 3:0 (5,9,7)
Dang Qiu – Anton Limonov 3:0 (3,2,3)
Donnerstag, 30. September
3. Gruppenspiel Damen und Herren
Damen: Deutschland – Spanien, 12 Uhr MESZ, Tisch 2
Herren: Deutschland – Belarus, 18 Uhr MESZ, Tisch 2
Freitag, 1. Oktober
Viertelfinale Damen ab 9, 12 und 17.30 Uhr
Viertelfinale Herren ab 9, 15 und 17.30 Uhr
Samstag, 2. Oktober
Halbfinale Damen ab 9 und 15 Uhr
Halbfinale Herren ab 12 und 18 Uhr
Sonntag, 3. Oktober
Finale Damen, 12 Uhr
Finale Herren, 15.30 Uhr
Text: DTTB / Johannes Gohlke
Bild: Johannes Gohlke