Sa, 21. Dezember 2024
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StartNationalDTTBWM 2021: DTTB-Stimmen zur WM

WM 2021: DTTB-Stimmen zur WM

DTTB-Asse optimistisch vor WM: „In allen Wettbewerben Eisen im Feuer“

Düsseldorf. Vom 23. bis 29. November werden in Houston, Texas, die neuen Weltmeister im Einzel, Doppel und Mixed gekürt. Es sind die ersten Titelkämpfe überhaupt in den USA in der 95-jährigen WM-Geschichte.
Es folgen Stimmen zur WM von allen DTTB-Startern:

Die DTTB-Herren

Timo Boll

Nach Olympia hast Du international pausiert. Wie steht es wenige Wochen vor Beginn der EM um Form und Fitness?
„Ich habe ja regelmäßig für Borussia Düsseldorf gespielt und bin von daher schon im Wettkampf-Modus. Wenn ich mich gut bewegen kann, bin ich weiterhin ein gefährlicher Spieler.“

2019 hat es Dich bei der WM mit über Nacht aufgetretenem Fieber niedergestreckt. Du warst damals im Doppel mit Patrick nur einen Sieg von einem Medaillengewinn entfernt und auch im Einzel noch aussichtsreich im Rennen. Wie sieht es 2021 mit den Aussichten auf Edelmetall aus?
„Die letzte WM war bitter! Auslosung und Form hatten wirklich gepasst, um sehr weit zu kommen, aber ich hab’s nicht aus dem Bett geschafft. Um dieses Mal eine Medaille zu gewinnen, muss schon alles zusammenpassen.“

China hat in der Vergangenheit alles abgeräumt. Nun spielt es ohne Titelverteidiger Ma Long und den weltbesten Doppelspieler Xu Xin. Stehen die Chancen für den Rest der Welt so gut wie seit langem nicht mehr?

„Naja, ob es für den Rest wirklich besser aussieht, wird man sehen. Zumindest waren einige jüngere Chinesen nicht ganz so konstant in ihren Leistungen. Aber sie haben auch das Niveau, Weltmeister zu werden. Für mich gilt: Ich muss erstmal selbst zusehen, in guter Form zu spielen.“

Dein Tipp: Wer wird Nachfolger von Ma Long als Weltmeister?
„Fan Zhendong ist der Favorit.“

Patrick Franziska

Bei Olympia hast Du stark gespielt. Zum Saisonbeginn hast Du mit dem Titel beim Europe Top 16 Deine Ausnahmeklasse unter Beweis gestellt und die deutsche Mannschaft ohne Dima und Timo bei der EM zum Titel geführt. Ist die Brust bei so viel Selbstvertrauen noch breiter geworden?
„Das lange harte Training vor Tokio hat sich auch über die Olympischen Spiele hinweg ausgezahlt. Ich habe den ganzen Schwung der Silbermedaille mitgenommen und war mega motiviert. Mein erster großer Einzel-Titel beim Europe Top 16 war die Folge, und er hat noch zusätzlich seinen Teil zum jetzigen Selbstvertrauen beigetragen. Das versuche ich nun, mit nach Houston zu nehmen. Bis dahin wird im Training weiter Gas gegeben.“

2019 hast Du Bronze im Mixed mit Peti gewonnen und warst im Doppel mit Timo nur einen Sieg von einem Medaillengewinn entfernt, als es Timo wegen Erkrankung aufgeben musste. 2015 warst Du zudem im Einzel-Viertelfinale. Wie sieht Du Deine Chancen für 2021?

„Ich habe das Glück, dass ich in Houston mit zwei so überragenden Doppelspielern an den Tisch gehen darf. Es wird unser erstes Mixed sein nach der bitteren Viertelfinal-Niederlage von Tokio gegen die späteren Olympiasieger. Darauf freue ich mich, denn ich weiß, dass wir auch diesmal wieder gut spielen können und werden. 2019 haben wir Bronze gewonnen und wenn die Auslosung passt, wollen wir das wieder tun, ganz besonders nach der verpassten Medaillenchance bei den Olympischen Spielen. Im Doppel ist es ähnlich: Es war 2019 echt schade, dass Timo krank wurde. Wir haben aber damals schon gesagt, dass wir noch einmal angreifen werden. Das werden wir nun in Houston tun. Wenn man lange nicht gespielt hat, ist es immer wichtig, wie man in ein Turnier hineinkommt. Aber wir kennen und verstehen uns gut, da bin ich sehr positiv gestimmt. Im Einzel ist der Kreis an Spielern mit hohem Niveau sehr hoch. Hier gehe ich es wie immer klassisch an: Ich bin ja eher ein Spätstarter, deshalb versuche ich einfach, so gut wie möglich in die erste Runde hineinzukommen und dann gucken wir von Spiel zu Spiel, was geht.“

China verzichtet auf Ma Long und Xu Xin: Stehen die Chancen so gut wie noch nie für den Rest der Welt?
„Wenn weder Ma Long, der über Jahre das Welt-Tischtennis dominiert hat, noch Xu Xin, der im Mixed und Doppel praktisch unschlagbar war, dabei sind, dann stehen die Chancen für den Rest der Welt natürlich besser. Aber die Chinesen, die in Houston antreten, Fan Zhendong und die anderen Jungs, sind absolute Weltklasse. Es mag schon sein, dass sich nun auch viele Spieler in der neuen Konstellation ohne Ma Long jetzt mehr Chancen ausrechnen. Mich beeinflusst das aber nicht. Ich persönlich mache mir darüber überhaupt keine Gedanken.“

Ruwen Filus

Im März hast Du beim WTT Star Contender in Doha ein fantastisches Turnier gespielt und nur im Finale gegen den Japaner Harimoto verloren. Im August in Budapest und Ende Oktober in Tunis war zweimal bei WTT-Turnieren die erste Runde die Endstation. Wie ist es um Deine aktuelle Form bestellt?
„Dieses Jahr habe ich insgesamt ganz gut gespielt. Budapest kann ich einordnen, da standen die Vorzeichen durch eine fast nicht vorhandene Vorbereitung von vornherein schlecht. Danach habe ich auch beim Europe Top 16 sehr gut gespielt. Bei der Niederlage in Tunis war es aber anders: Dort habe ich mit sehr gut gefühlt, konnte aber meine Trainingsform nicht an den Tisch bringen. Deshalb ist auch etwas schwer zu sagen, wie aktuell die Form ist. Das Wichtigste wird sein, bei der WM dann das Leistungsvermögen aus dem Training auch an den Tisch zu bringen.“

Du bist seit vielen Jahren konstant einer der besten Abwehrspieler der Welt. 2017 hast Du bei der WM in Düsseldorf erst im Achtelfinale verloren, bei Europameisterschaften warst Du mehrfach im Viertelfinale: Trotz starker Qualitäten auch im Angriff, bist Du durch Dein Spielsystem abhängiger von der Auslosung als ein reiner Angreifer?
„Ja, das kann ich definitiv so unterschreiben. Es gibt natürlich einige Spieler, die ausgezeichnet mit meinem Spielsystem zurechtkommen. Deshalb bin ich sicherlich etwas mehr noch von der Auslosung abhängig als andere Spieler. Ich fahre aber zuversichtlich zur WM und weiß, dass ich gegen viele gewinnen kann. Einfach hinfliegen, ein gutes Gefühl vor Ort bekommen und dann mal schauen, was bei der WM so geht.“

Benedikt Duda

Keiner trainiert intensiver als Benedikt Duda. Wie lief bisher Deine Vorbereitung auf die WM und was steht noch auf dem Plan bis Houston?
„Mein Training für die WM verlief sehr intensiv und gut. Neben der körperlichen Fitness habe ich auch intensiv am Tisch gearbeitet und mir eine gute Form antrainiert. Allerdings konnte ich das Niveau, das ich im Training erreiche, noch nicht im Wettkampf abrufen. Ich habe mir noch etwas Wettkampfpraxis beim WTT Contender in Slowenien geholt und bis Houston folgen jetzt noch intensive Trainingstage für den Feinschliff.“

Du hast im Einzel schon viele der absoluten Topleute bezwungen. Das gilt gleichermaßen auch für das Doppel mit Dang Qiu. Welche Chancen siehst du in Houston?
„Ich denke, Dang und ich haben eine große Chance, bei dieser WM weit nach vorne zu kommen. Wir haben aus der Niederlage im Viertelfinale der Europameisterschaften gelernt und bereiten uns gut auf die WM vor. Natürlich hängt, das gilt für das Einzel wie für das Doppel, viel auch von der Auslosung ab. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir weit kommen können.“

Qiu Dang

Bei der Team-EM warst Du ein zuverlässiger Punktesammler, beim WTT-Turnier in Tunis sprang Platz zwei heraus. Stimmt die Form schon oder musst Du bis Houston noch eine Schippe drauflegen?
„Die Form ist gut, die Ergebnisse waren sehr zufriedenstellend, da kann ich mich nicht beschweren. Allerdings sehe ich mich selbst noch als jungen Spieler, der sich ständig weiterentwickelt und weiter steigern wird. Deshalb kann die Form hoffentlich bis zur WM nur noch besser werden.“

Mit „Benne“ Duda hast Du im Doppel bis zum Beginn der Pandemie bei vielen Turnieren die besten Duos der Welt aufgemischt, national seid ihr viermal hintereinander Deutscher Meister. Nicht wenige trauen euch einen Medaillengewinn zu. Dazu kommen die Starts als Europameister im Mixed mit Nina Mittelham und im Einzel. Wie sind Deine Erwartungen?
„Im Doppel hatten wir die letzten Jahre viele gute Ergebnisse. Aber bei einer WM kann eine Menge passieren, vieles hängt natürlich zudem von der Auslosung ab. Allerdings können wir auch viele Leute schlagen. Einen Medaillengewinn, das würden Benne und ich sofort unterschreiben, das wäre ein Traum! Klar ist eine Medaille auch irgendwie das Ziel, aber wir hängen das nicht allzu hoch auf. Vieles ist möglich und wir hoffen einfach, dass wir, wenn es darauf ankommt, einen guten Tag erwischen. In guter Form sehe ich für mich die Chance, sowohl im Einzel als auch im Doppel und Mixed relativ weit nach vorne zu kommen. Ich hoffe, das klappt am Ende auch und ich kann mich von Runde zu Runde steigern. Ich würde bei der WM gerne sehr lange im Turnier bleiben – das wäre das Wichtigste für mich.“

Die DTTB-Damen

Petrissa Solja

Zwei WM-Medaillen gewinnen nicht viele Athleten in ihrer Karriere. 2017 und 2019 hast Du jeweils Bronze im Mixed geholt, nun reist Du als Europameisterin zur WM und zählst im Doppel mit Shan Xiaona und Mixed mit Patrick Franziska zum Kreis der Duos, denen Edelmetall zuzutrauen ist. Auf welches Siegerpodest klettert Peti Solja im Jahr 2021?
„Tatsächlich sind die letzten Jahre sehr erfolgreich für uns Deutsche gelaufen. Ich bin glücklich darüber, meinen Teil dazu beigetragen zu haben. Es ist natürlich eine schöne Bestätigung, wenn man als Europäerin zum Favoritenkreis bei einer WM gezählt wird. Um eine Medaille bei einer Weltmeisterschaft zu holen, muss aber einfach alles passen. Eine Prognose, ob und in welcher Disziplin am Ende welches Ergebnis herauskommt, möchte ich nicht abgeben. Grundsätzlich reise ich immer zu einem Turnier, um mein bestes Tischtennis zu spielen.“

Nach Olympia hast Du kein internationales Turnier mehr bestritten. Bis kurz vor der WM musst Du zudem noch an einem Lehrgang der Bundeswehr teilnehmen. Wie sah und sieht Deine individuelle WM-Vorbereitung aus und in welcher Form reist du noch Houston?
„Sehr gerne hätte ich nach den Olympischen Spielen die Team-EM mit den Mädels gespielt. Leider hat mir eine Nasen-Nebenhöhlen-Entzündung einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aktuell bin ich bei der Bundeswehr auf einem Lehrgang, welcher in der Vergangenheit oftmals verschoben wurde aufgrund von diversen Turnieren. Dadurch, dass im Tischtennis jedes Jahr WM und EM stattfinden, gibt es eigentlich kein Zeitfenster, die Lehrgänge optimal zu koordinieren. Ich bin aber froh, den Lehrgang der Bundeswehr aktuell bestreiten zu dürfen und habe abends durchaus die Möglichkeit zu trainieren. Ich werde also bei der WM in guter Form sein.“

Bei der WM gehst Du in drei Wettbewerben an den Start, die jedoch nicht so zeitlich entzerrt ausgetragen werden, wie das in Tokio der Fall war. Was ist in der dichten Abfolge von Matches größer: Die körperliche oder die mentale Belastung und hast Du Dich speziell darauf vorbereitet?
„Viele Topathleten konzentrieren aufgrund dieser Belastung ausschließlich auf den Einzel-Wettbewerb. Mir aber scheint es grundsätzlich zu liegen, wenn die Turniere sehr eng getaktet sind: Bei der letzten Europameisterschaft habe ich in zwei von drei Disziplinen Gold gewonnen. Auch bei anderen Turnieren habe ich es geschafft trotz hoher Belastungen oftmals schöne Erfolge zu feiern. Tatsächlich ist es aber herausfordernd, den ganzen Tag über die Spannung zu halten, da man oft früh morgens, tagsüber und spät abends Spiele hat. So hat man praktisch keinerlei Möglichkeit, etwas durchzuschnaufen oder zu regenerieren. Mittlerweile kann ich aber aufgrund meiner Erfahrung sehr gut damit umgehen und weiß genau, wie ich in solchen Situationen zu funktionieren habe.“

Han Ying

Nach vielen Jahren der Warterei bestreitest Du nun Dein Debüt bei der WM. Mit welchen Erwartungen reist Du nach Houston?
„Es ist meine erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft und ich freue mich sehr darauf. Nach Olympia, wo ich bis auf das letzte Einzel ein sehr gutes Turnier gespielt habe, war ich noch etwas müde. Jetzt aber habe ich wieder viel wieder Lust zu spielen und fühle, dass die Form wieder kommt und von Woche zu Woche besser wird.“

In den Monaten nach Tokio hast Du auf internationale Turniere wie Europe Top 16 und Team-EM und WTT verzichtet. Wettkämpfe hast Du in dieser Zeit aber in der japanischen Liga und für Deinen langjährigen polnischen Verein in Tarnobrzeg bestritten. Wie hast Du dich auf die WM vorbereitet?

„Nach den Olympischen Spielen war es von Anfang an so geplant, dass ich etwas pausiere und in diesem Jahr nicht beim Europe 16 und bei der Team-EM an den Start gehe. Dies hat sich ja auch als sehr gut für die jungen Spielerinnen erwiesen. Sie konnten dadurch zeigen, wie stark sie spielen. Das war sehr wichtig, denn sie sind ja die Zukunft für unsere deutsche Nationalmannschaft. Ich habe stattdessen in der japanischen Liga ein zweimonatiges Engagement gehabt. Das war nach Olympia eine sehr gute Wettkampfpraxis für mich, dazu habe ich mit meinem polnischen Verein Tarnobrzeg Spiele in der Champions League bestritten. Zuletzt kommen bis zur WM noch etwa drei Wochen Vorbereitung zuhause in Düsseldorf hinzu, so dass ich also in der bestmöglichen Form bei der WM antreten kann, denn ich möchte in Houston natürlich gut spielen.“

Nina Mittelham 

In den Wochen und Monaten nach Olympia hast Du fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt und Dich spielerisch noch gereifter präsentiert. Ist Dein Selbstvertrauen noch größer geworden?
„Es konnte ja in dieser Art vorher niemand damit rechnen, dass es nach Olympia so gut läuft. Aber wenn man so viele Spiele gewinnt, dazu auch noch sehr viele knappe, dann macht das natürlich schon etwas mit einem und das Selbstvertrauen steigt unwillkürlich. Das schraubt sich dann automatisch nach oben und man gewinnt irgendwie noch mehr Spiele als ohnehin schon. Es ist auf jeden Fall ein ungemein gutes Gefühl, mit viel Selbstvertrauen in jedes Spiel zu gehen und zu wissen, was man leisten kann. Gegen manche Gegnerinnen macht dann dieses Selbstbewusstsein sogar die entscheidenden ein oder zwei Punkte Unterschied am Ende aus, obwohl man im Match eigentlich gar nicht besser war.“

Sind mit dem gewachsenen Selbstvertrauen auch die Ansprüche an das Abschneiden bei der WM gestiegen?
„Ich muss ehrlich zugeben, im Detail habe ich mir über die WM eigentlich noch gar nicht so viele Gedanken gemacht, auch weil es die ganze Zeit so viele andere Termine gab. Ich will einfach so weit wie möglich kommen. Ich weiß, dass ich in guter Form gegen sehr viele Spielerinnen gewinnen kann, aber das ist auch etwas von der Auslosung abhängig. Man kann es vielleicht so definieren, dass ich auf jeden Fall mindestens meine Setzungsposition bestätigen will. Und wenn es dann die Form zulässt, versuche ich noch soweit wie eben möglich nach oben spielen.“

Du gehst im Einzel als Europe-Top-16-Siegerin, im Doppel als EM-Zweiter mit Sabine Winter und im Mixed als Europameister mit Dang Qiu an den Start. Wo siehst Du die größten Chancen?
„Im Mixed und im Doppel sind die Chancen natürlich schon allein deshalb größer, weil weniger Konkurrenten am Start sind. Aber ich setzte mir kein spezielles Ziel, so wie etwa: Ich muss jetzt eine Medaille gewonnen oder unter die letzten Acht kommen. Ich spiele und kämpfe, und das gilt für jeden der drei Wettbewerbe, einfach von Runde zu Runde und versuche, das Bestmögliche bei der WM herauszuholen.“

Shan Xiaona

Für Dich sind es, genau wir für Ying, in Houston aufgrund der ITTF-Regularien im Alter von 38 Jahren die ersten Weltmeisterschaften, bei denen Du an den Start gehen darfst. Was bedeutet Dir die Teilnahme und welche Erwartungen hast Du?

„38 ist für ein WM-Debüt nicht jung (lacht). Aber genau deshalb bin ich umso glücklicher, dass ich nun endlich bei Weltmeisterschaften für Deutschland an den Start gehen darf – darauf habe ich neun Jahre gewartet! Ich freue mich jetzt sogar schon auf die Team-Weltmeisterschaften im nächsten Jahr, falls ich dabei sein darf. Mit der Mannschaft ist es immer für mich noch eine noch größere Freude, und mit unserem starken Team sind die Chancen auf eine Medaille noch besser. Für den Einzel-Wettbewerb habe ich mir kein besonderes Ziel gesetzt. Ich versuche einfach, von Spiel zu Spiel mein Bestes zu geben. Mal sehen, wie weit ich kommen kann.“

Zusammen mit Peti bildest Du eine Kombination, die fast jedem anderen Doppel gefährlich werden kann. Siehst Du Medaillenchancen?
„Wenn Peti und ich beide in guter Form bei der WM spielen, dann können wir fast jedes Doppel auf der Welt schlagen. Deshalb ist mein persönliches Ziel schon ein Medaillengewinn. Aber das ist kein Muss, und ich weiß natürlich auch, dass für so einen Erfolg viele Faktoren zusammenkommen müssen. Peti ist eine sehr gute Doppelspielerin und ich denke, ich auch. Ich war nach den Olympischen Spielen zwei Monate in Japan, wo ich an den Spielen der T-League teilgenommen habe. Unter anderem habe ich hier mit Feng Tianwei Doppel gespielt und wir sind in allen Matches ungeschlagen geblieben. Vieles wird bei der WM außer von der Form aber auch von der Auslosung abhängig sein.“

Sabine Winter

Bei der Team-EM hast Du als Leistungsträgerin einen bedeutenden Anteil am Titelgewinn gehabt. Konntest Du Deine Form halten oder sogar noch steigern und mit welchen Erwartungen reist Du zur WM?

„Die Form: Nun ja, Training hat ja letztlich nie so extrem viel Aussagekraft. Jedenfalls habe ich die wenigen Spiele seit der EM in der Liga gut gespielt. Ich würde also sagen, ich konnte die Form mindestens halten. Beim ersten von zwei Test-Turnieren in Slowenien war ich mit dem Einzug in das Halbfinale sehr zufrieden, das zweite läuft ja gerade. Danach habe ich ja zudem noch ein paar Tage für den Feinschliff. Ich bin mir sicher, dass ich in guter Form nach Houston reisen werde.“

Es ist die erste Weltmeisterschaft in den Vereinigten Staaten. Die USA sind alles andere als ein traditionelles Tischtennisland, aber für gute Präsentation bekannt. Erwartest Du ein besonderes Spektakel?

„Ich habe bisher erst einmal Tischtennis in den USA gespielt. Das war beim World Cup der Damen in Philadelphia, an den ich gute Erinnerungen habe. Die Veranstaltung hatte natürlich nur einem Bruchteil der Teilnehmer an einer WM, aber die Halle war gut besucht und das Drumherum lief auch. Ich bin mir also sicher, dass die Amerikaner eine gute WM ausrichten werden und die Vorfreude bei mir ist auf jeden Fall da.“

Die DTTB-Trainer

Richard Prause, Sportdirektor

Als Olympiadritter und in der Form von Tokio hätte Dimitrij Ovtcharov zum engsten Anwärterkreis auf eine Einzelmedaille gezählt. Auch wenn dieses heiße Eisen diesmal nicht im Feuer glüht, in welchen Wettbewerben könnte der DTTB in Houston seine Medaillen schmieden?
„Eine WM in relativ kurzer Zeit nach den mental und körperlich sehr anstrengenden Olympischen Spielen in dieser Pandemiezeit zu spielen, ist natürlich besonders herausfordernd. Das gilt für alle Nationen. Eine WM, bei der die starke Konkurrenz aus Asien zahlenmäßig noch viel größer ist als bei Olympia, hat zudem immer ihre eigenen Gesetze, in dieser besonderen Konstellation gilt das noch mehr als ohnehin schon. In den letzten Jahren waren Weltmeisterschaften immer sehr von unerwarteten Ergebnissen geprägt. Unsere Spieler und Spielerinnen sind alle in der Lage, solche Überraschungen nach oben zu schaffen. Auch wenn Dimitrij als Medaillenkandidat leider nicht dabei sein kann, haben wir in allen Wettbewerben einige Eisen im Feuer, unter anderem das Mixed Franziska/Solja, das ja 2019 Bronze geholt hat. Aber von einer Prognose, in welchen Konkurrenzen und bei wem die größten Medaillenchancen liegen, möchte ich absehen. Lieber wiederhole ich mein Credo, das für alle großen Veranstaltungen gilt: ‚Natürlich wünschen wir uns eine Medaille: Wir müssen aber zunächst einfach einmal alles dafür tun, dass wir unser bestes Tischtennis spielen. Dann haben wir auch die Chance, dass der eine oder andere über seine Setzung hinaus nach oben spielt und lange im Turnier verbleibt. Wenn dabei zusätzlich am Ende bei dieser WM eine Medaille dabei herausspringt, wäre das natürlich super.‘

Der DTTB gewann sechs von sieben EM-Titeln bei den Damen und Herren, beide Europe-Top-16-Titel, Silber, Bronze, Platz vier und schaffte weitere zweimal eine Viertelfinalteilnahme bei Olympia: Wie lautet – schon vor Houston – Deine Einordnung für das deutsche Tischtennis-Jahr 2021?

„Wenn wir uns anschauen, wie die Olympischen Spielen als das absolute Highlight im Sport gelaufen sind, und dies in Kombination sehen mit den vor und nach Tokio angesetzten drei europäischen Top-Turnieren, dann dürfen wir wohl sagen: Das deutsche Tischtennis ist sehr gut aufgestellt, sowohl im internationalen Tischtennisvergleich als auch im Vergleich der Sportarten in Deutschland. Besonders erfreulich ist auch die große Breite an Spielern, durch die diese hohe Anzahl an Erfolgen überhaupt erst möglich wurde: Unsere Top-Athleten haben in Warschau und in Tokio auf allerhöchstem Niveau ihr bestes Tischtennis abgeliefert, und genauso hat es auch unsere jüngere und international noch etwas weniger erfahrene Generation in Thessaloniki und Cluj gemacht. Wir haben deshalb das Glück, schon jetzt auf ein Jahr 2021 blicken zu können, das für auf jeden Fall herausragend und erinnernswert ist. Was uns aber so erfolgreich macht, ist unser Blick nach vorn, nicht der zurück. Deshalb wollen wir schon jetzt in Houston unsere nächste sehr gute Meisterschaft spielen. Denn es gilt, immer weiterzuarbeiten und die Weichen zu stellen, mit denen wir jetzt die nächste und bald schon die übernächste Generation in Position bringen, die schon teilweise in den Startlöchern stehen.“

Jörg Roßkopf, Herren-Bundestrainer

Auch ohne Dimitrij Ovtcharov bleiben noch durchaus Chancen auf ein erfolgreiches Abschneiden bei der WM. Mit welchen Erwartungen reist Du als Herren-Bundestrainer nach Houston?
„Es ist schon bitter, dass Dima nicht spielen kann. Aber wir wollen natürlich trotzdem ein gutes Abschneiden bei der WM erzielen. Wir haben im Einzel, Doppel und Mixed unsere Möglichkeiten und wollen versuchen, uns in Houston in die vorderen Ränge hineinzuspielen. 2019 hat ja man ja am Beispiel des späteren schwedischen WM-Zweiten Mattias Falck gesehen, was gehen kann, wenn die Auslosung passt oder sich durch einen Favoritensturz plötzlich öffnet. Für einen solchen Moment muss man bereitstehen. Natürlich würden wir gerne eine Medaille gewinnen, aber das ist andererseits nicht planbar und von vielen Faktoren im Turnier abhängig. Für solche Momente stehen auch unsere Spieler bereit. Alle haben die Qualität, über ihr Niveau hinauszuspielen.“

Seit Juni gab es ein Pflichtprogramm mit Olympia, zwei Europameisterschaften und dem Europe Top 16 innerhalb von vier Monaten, hinzu kamen mehrere WTT-Turniere. Das führte im Herbst zu einem dichten Gedränge. Wie sah die WM-Vorbereitung bei solch einem vollen Terminkalender aus?
„Eine gezielte WM-Vorbereitung wie in der Vergangenheit war durch die besondere Konstellation in diesem Jahr fast unmöglich. Aber wir jammern nicht, denn eine nacholympische Saison ist immer schwierig. Die Jungs sind nach Tokio fast alle wieder direkt in das normale Programm eingestiegen. Und auch wenn nicht alle Turniere gespielt wurden, so hat doch jeder individuell durchtrainiert und deshalb werden alle froh sein, wenn am 23. Dezember mal für ein paar Tage etwas Ruhe einkehrt. Unser einziger WM-Lehrgang ist in dieser Woche und läuft noch bis morgen. Danach werden die Spieler noch im Heimtraining sein, bevor wir am 19. November nach Houston reisen.“

Ma Long und Xu Xin gehen nicht an den Start. Könnte die Vormachtstellung Chinas ohne diese beiden Titelgaranten bröckeln?
„Fan Zhendong ist der klare Favorit für diese WM. Aber mit diesem Druck muss er erst einmal umgehen. Der Japaner Harimoto, der bei Olympia nicht überzeugt hat, ist ein Kandidat, um sich nach vorne spielen. Taiwans Lin, der das Bronzematch gegen Dima verlor, hat auch das Zeug, Weltmeister zu werden. Natürlich könnte diesmal die Vormachtstellung der Chinesen etwas bröckeln, aber ich glaube, sie sehen das relativ entspannt. China weiß, dass es in einer Übergangsphase steckt. Sie müssen, genau wie wir, in Richtung der nächsten Olympischen Spiele, die Entwicklung von jüngeren Spielern fördern.“

Tamara Boros, Damen-Bundestrainerin

Die DTTB-Damen reisen mit EM-Titeln im Einzel, Doppel, Mixed und Mannschaft sowie dem Sieg beim Europe Top 16 nach Houston. In welchen Konkurrenzen hat Deutschland die besten Chancen?
„Deutschlands Damen haben in diesem Jahr bei den Olympischen Spielen mit einem sehr starken vierten Platz sowie der Dominanz bei den Einzel- und Mannschafts-Europameisterschaften sowie beim Europe Top 16 herausragende Ergebnisse erzielt. Ich bin mir sicher, dass alle Spielerinnen auch bei der WM wieder ein ordentliches Turnier spielen. Für Peti, die nach Tokio eine längere internationale Pause eingelegt hat und aktuell noch einen Lehrgang der Bundeswehr absolviert, wird es dabei das erste große Turnier seit Olympia sein. Aber sie ist erfahren genug, für die richtige Dosierung zu finden und bei der WM eine ansprechende Form zu haben. Zusammen mit Patrick bildet sie eines der besten Mixed der Welt, das haben die beiden vor zwei Jahren mit dem Gewinn der Bronzemedaille und jetzt auch bei Olympia wieder bewiesen. Auch unsere anderen Doppel sind in der Lage, gute Ergebnisse zu spielen. Natürlich wird in allen Wettbewerben auch diesmal die Auslosung eine wichtige Rolle spielen. Wenn sie stimmt, dann können wir uns in dem einen oder anderen Fall vielleicht die Chance erarbeiten, um eine Medaille mitzuspielen.“

Drei von fünf WM-Starterinnen unterziehen sich in dieser Woche noch einmal einem letzten Härtetest beim WTT-Turnier in Slowenien. Wie sah die WM-Vorbereitung vor diesem Turnier aus?

„Die Vorbereitung auf eine WM so kurz nach den Olympischen Spielen ist schon sehr speziell. Tokio hat die Spielerinnen als Event und in der Vorbereitung darauf insgesamt sehr viel Kraft und Energie gekostet. Dazu kommt, dass durch Corona die Terminierung der übrigen internationalen Turniere nicht ideal war. Aber das gilt natürlich für alle Nationen. Wir haben versucht, individuell das Beste daraus zu machen. Ying und Nana haben nach Olympia zwei Monate in der japanischen T-League gespielt. Das war für beide eine Gelegenheit, im Wettkampfmodus zu bleiben und zum anderen dabei auch ständig gegen starke Asiatinnen gefordert zu sein, die einen anderen Spielstil als in Europa haben. Das war gut für die beiden. Nina und Sabine haben die gesamte Zeit über in Düsseldorf trainiert und bei der Team-EM gezeigt, in welch guter Form sie sind. Sie spielen besser, mit mehr Selbstvertrauen und beständiger. Die beiden und Nana absolvieren noch aktuell ein Turnier in Slowenien, das uns noch einmal als Test dient und eine Rückmeldung für den Feinschliff in den Tagen bis zum WM-Beginn gibt.“

Asien hat in der Vergangenheit die Weltmeisterschaften praktisch alleine dominiert. Wird das auch 2021 so sein?
„Es ist davon auszugehen, dass die Überlegenheit des asiatischen Damen-Tischtennis sich auch bei dieser WM fortsetzen wird. Ich würde mir aber wünschen, dass wir den Abstand in den nächsten Jahren Schritt für Schritt verringern können und dass dies auch vielleicht schon bis zum Ende des olympischen Zyklus sichtbar wird. Dies zu erreichen ist zumindest eines meiner Ziele.“

Text: DTTB
Bild: Johannes Gohlke

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