Di, 12. November 2024
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Interview mit Markus Ströher – „Wir hoffen auf eine bessere Rückrunde“

Für ihn bricht jetzt die schwierigste Zeit des Jahres an: Der Manager des TTC Zugbrücke Grenzau, Markus Ströher, muss aktuell zweigleisig planen und steht daher mit vielen Spielern in Kontakt – ohne feste Planungssicherheit. Denn der TTC muss um den Klassenerhalt in der TTBL bangen, während einige Mannschaften der 2. Liga durchaus aufstiegswillig scheinen.
Diese Situation ist wohl mindestens so herausfordernd wie seine eigene sportliche Karriere in der Verbandsoberliga bei den Sportfreunden Höhr-Grenzhausen. Der Vater dreier Kinder spielt dort allerdings nicht nur mit seinen zwei Söhnen in einer Mannschaft, sondern auch seine Frau und Tochter sind in der Tischtennisabteilung aktiv, die Ströher als ihr Vorsitzender leitet.

Hallo Markus, danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Erstmal zu deiner Person:
Du bist, nachdem du bereits 2011 – 2012 Manager beim TTC warst, seit 2020 zurück in dieser Funktion beim TTC Zugbrücke Grenzau.
Warum hast du diese sicherlich zeitintensive nebenberufliche Aufgabe im Brexbachtal wieder angenommen?


Ich bin schon seit 1981 in Grenzau. Zunächst habe ich dort eine Ausbildung im Hotel gemacht und auch einige Jahre in der 2. Mannschaft aktiv gespielt. Daher kenne ich den Verein von den „Wurzeln“ an und habe daher auch eine emotionale Bindung an den TTC. Seit dieser Zeit kenne ich auch Olaf Gstettner. Schon 2011 ging es darum, ob vielleicht Olaf Gstettner den Verein sozusagen von seinem Vater Manfred übernimmt und fortführt. Dies hat damals aus unterschiedlichen Gründen nicht funktioniert und ich habe mich wieder zurückgezogen. Als nun Anfang 2020 Olaf Gstettner den Vorsitz von Frank Knopf übernommen hat, hat er mich gefragt, ob ich ihn unterstütze. Und so bin ich wieder „im Boot“ und wir versuchen gemeinsam mit Annette Hartmann Bundesliga-Tischtennis weiterhin in Grenzau, in der Region und in Rheinland-Pfalz zu zeigen. Eine nicht einfache Aufgabe.

Dein Herz schlägt im Tischtennissport nicht nur für den TTC, sondern du bist auch Abteilungsleiter bei den Sportfreunden Höhr-Grenzhausen, wo du zusammen mit deinen Söhnen immer noch in der 1. Herrenmannschaft in der Verbandsoberliga spielst.
Woher kommt dein Engagement bei den Sportfreunden, wo du es doch beim TTC Zugbrücke sicherlich bequemer haben könntest? 


Der SF Höhr-Grenzhausen ist mein Heimatverein, weil ich dort auch meine Frau Claudia kennengelernt habe, die auch in der 4. Mannschaft spielt. Auch unsere Tochter Teresa spielt aktuell bei den Sportfreunden im Kreisliga-Team. Mein (Neben-)Job als Manager beim TTC Zugbrücke und mein ehrenamtliches Engagement beim SF Höhr-Grenzauen kann ich gut trennen.

Teresa Ströher beim Coaching ihres Vaters

Schauen wir zurück auf die Hinserie des TTC Zugbrücke.
Ihr seid hervorragend in die Saison mit zwei Siegen gestartet. Der hart erkämpfte Überraschungssieg gegen den SV Werder Bremen wurde durch ein 3:1 Auswärtssieg gegen den Mitkonkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, den TTC OE Bad Homburg, veredelt. In den nächsten neun Spielen der Hinrunde gelang euch dann allerdings kein einziger Sieg mehr, lediglich in zwei Spielen kam es zum Entscheidungsdoppel. Wo siehst du die Gründe dafür?

Wir hatten in einigen Spielen unsere Chancen zu gewinnen. Leider fehlte an der ein der anderen Stelle das „letzte Quäntchen Glück“. Gegen Mühlhausen z.B. war Christian Pletea mit einer 2:0 Satzführung und guter Führung in Satz 5 gegen Daniel Habesohn nah dran. Dann wäre das Spiel wohl 3:1 für uns geendet. Patrick, der eine sehr gute Vorrunde gespielt hat, verlor denkbar knapp gegen Steger und bei Sieg wären wir dort mit ihm im Schlussdoppel gewesen. Zweimal fehlte zudem Patrick krankheitsbedingt. In beiden Spielen wäre mit ihm sicherlich mehr drin gewesen. Allerdings muss man klar sagen, auch die anderen Teams (wie z.B. Bad Homburg) hatten in einigen Spielen Siegchancen. Die Liga ist halt sehr ausgeglichen, was wir alle im Vorfeld so schon gesehen haben. Hoffen wir nun auf eine bessere Rückrunde.

Cristian Pletea hat, obwohl er durchaus das nötige Niveau dafür haben müsste, in der TTBL auch unter seinem alten Trainer Slobodan Grujic noch nicht so richtig Fuß gefasst. Eine 2:10 Bilanz und der ein oder andere wirklich enttäuschende Auftritt werden sicherlich auch euch nicht gefallen. 
Der deutliche Sieg über Alvaro Robles im letzten Spiel, in dem sich Cristian ungewohnt emotional ruhig gezeigt hat, könnte ein Befreiungsschlag gewesen sein. Habt ihr die Hoffnung auch? Arbeitet ihr mit Cristian gezielt auch Mental bzw. wie viel Einfluss habt ihr auf das Training von ihm überhaupt?

Die Hoffnung „stirbt zuletzt“. Cristian hat das Potential ein guter TTBL-Spieler zu werden. Mit einer Steigerung von ihm werden wir auch in der Rückrunde besser spielen. Cristian trainiert nicht in Grenzau und kommt immer nur im Vorfeld zu den Spielen. Dies ist nicht optimal und muss auf Dauer überdacht werden. In dieser Saison wird sich aber daran nichts ändern. 

Patrick Baum hat trotz seines Lebensmittelpunktes in Russland fast alle Spiele mitgemacht. In den zwei Spielen, in denen er nicht dabei war, war er laut eurer Info verletzt. 
Mit 9:5 spielte er die mit Abstand beste Bilanz im Team und begeistert auch durch seine ungewohnt positiv emotionale Art das Publikum. Habt ihr das von Patrick so erwartet oder seid auch ihr positiv überrascht?
Wie viel Zeit hat Patrick während der Hinrunde zum Training in Grenzau verbracht?

Wir sind natürlich positiv überrascht, wie gut Patrick spielt. Allerdings hatten wir schon das Vertrauen, dass er ein guter Spieler ist und in der TTBL überraschen kann. Ansonsten hätte seine Verpflichtung auch keinen Sinn gemacht. Patrick ist immer in größeren Abschnitten in Grenzau zum Training und dies ist auch sehr gut und wirkte sich positiv auf sein Spiel aus. 

Euer Neuzugang Nils Hohmeier ist in der Hinrunde lediglich auf zwei Einsätze gekommen. War es für ihn und euch von vornherein klar, dass er nur Ergänzungsspieler ist und in der Saison womöglich nicht mal auf eine Handvoll Einsätze kommt? 

Seine Rolle als Nr. 4 war schon für ihn klar. Dennoch gehört er zum Team. Im Übrigen hat er auch im Pokal mitgespielt. Es war auch angedacht, ihn gegen Ulm und/oder Bergneustadt spielen zu lassen. Leider musste er bei diesen zwei Spielen allerdings verletzungsbedingt passen, so dass in Bergneustadt unsere Nr. 5 Tobias Sältzer einen ungeplanten Einsatz bekam.

Nils Hohmeier sammelte mit zwei Einsätzen in der Liga und einem Pokal nur wenig Wettkampfpraxis in der Hinrunde

Wu Jiaji ist der einzige Spieler eurer Mannschaft, der durchgängig in Grenzau trainiert. Mit einer 3:10 Bilanz konnte er eure Erwartungen sicherlich noch nicht erfüllen. Sein Penholderspiel wirkt zu ungefährlich und unvariabel. Habt ihr die Hoffnung das er nochmal eine Leistungssteigerung in der Rückrunde zeigen können wird?

Bei Wu sieht man in den letzten Wochen eine deutliche Steigerung im Training. Wir sind optimistisch, dass er dies auch in der Rückrunde „am Tisch“ umsetzen kann. Das erste Jahr in der TTBL ist immer nicht so leicht für einen Spieler. Insbesondere wenn das Team im Abstiegskampf ist. 

Ihr habt für die Rückrunde mit Feng Yi-Hsin einen starken Neuzugang dazu gewinnen können. 
Für wie viele Spiele wird er zur Verfügung stehen? Wie groß seht ihr die Chance mit ihm die Klasse zu halten?

Feng wird sich im ersten Halbjahr 2022 in Grenzau zum Training aufhalten und beabsichtigt einige WTT-Turniere in Europa zu spielen. Wie oft er bei uns zum Einsatz kommt, ist vollkommen offen. In erster Linie ist Grenzau seine „Trainings-Basis“ und mit Wu haben wir zudem einen „Nicht-Europäer“, der auch weiterhin unser Vertrauen hat. Feng ist ein junger aufstrebender und ehrgeiziger Spieler, der sich unter Bobo auch weiter verbessern möchte. Dass er auch für uns zum Einsatz kommen kann, ist für uns natürlich gut.

Aus der 2. Liga gibt es durchaus aufstiegswillige Mannschaften, die zum Teil aber nicht auf den Aufstiegsrängen stehen. Für wie groß siehst du die Chance das euch auch der 11. Platz zum Klassenerhalt reicht?

Aktuell könnte man durchaus die Hoffnung haben, dass Platz 11 reichen könnte. Aber zum einen ist dies nicht unser „Saisonziel“ Platz 11 zu belegen und zum anderen ist noch nicht verbindlich bekannt, wer hoch möchte. Dass Dortmund und Jülich, die derzeit oben stehen, da eher zurückhaltend „unterwegs“ sind, habe ich natürlich auch gelesen oder gehört. Aber auch in der 2. BL ist noch eine komplette Rückrunde zu spielen und da kann viel passieren.

Wie geht ihr aktuell die Planungen zur nächsten Saison an? Noch steht, ähnlich wie im letzten Jahr, in den Sternen, ob ihr erneut in der TTBL aufschlagen könnt oder runter in die 2. Liga müsst. Das macht die Planungen natürlich ungemein schwerer…

In der Tat sind die Planungen schwer, da alles offen ist. Deshalb konnten wir bisher auch noch keine Neuzugänge vermelden.

Wie sind die Planungen mit den Spielern eurer aktuellen Mannschaft? Gibt es Spieler, die vielleicht auch für die kommende Saison noch vertraglich gebunden sind oder steht bereits fest, dass euch ein Spieler der aktuellen Mannschaft zur nächsten Saison verlässt?

Die Planungen laufen derzeit und wir sind – wie sicherlich alle anderen Clubs- in Gesprächen mit Spielern. Bis auf Nils Hohmeier, mit dem wir uns auf zwei Jahre verständigt hatten, laufen alle anderen Verträge aus. Da unsere Situation aktuell sehr schwierig ist (Klassenerhalt oder Abstieg) diskutieren/planen wir leider wieder einmal „zweigleisig“. Wir hoffen aber Ende Januar/Anfang Februar erste verlässliche Aussagen treffen zu können. Fakt ist, dass wir dauerhaft uns nicht immer auf den Plätzen 11 und 12 bewegen dürfen. Das macht keinen Sinn und auch „keinen Spaß“! Allerdings will uns die Bundesdruckerei nicht finanziell unterstützen (kleiner Scherz) und wir können nur das Geld ausgeben was wir haben. An dieser Stelle möchte ich unseren Sponsoren danken, dass sie uns trotz der sportlichen doch eher schlechten Performance teilweise schon viele Jahre unterstützen. Wir konnten in den jetzt schon fast zwei Jahren, die wir „im Amt“ sind, schon einiges bewegen, aber Corona lässt uns nicht los und macht gerade die finanzielle Konsolidierung in Richtung ein stabiles Team zu formen sehr schwierig.

Ihr habt nach der Verpflichtung von Slobodan Grujic angekündigt in Grenzau wieder eine Trainingsgruppe aufbauen zu wollen. Wie weit seid ihr in diesem Projekt? Trainieren aktuell neben Wu Jiaji noch weitere Profis in Grenzau?

Auch das Thema ist sehr schwierig, da wir immer noch Corona-Zeit haben und gerade das Thema Training, Reisen etc. für die Spieler nicht planbar ist. Daher ist es auch schwierig Spieler dauerhaft an den Standort Grenzau zu binden. Es trainieren wechselnd immer einige Spieler in Grenzau unter Bobo. Ich möchte aber hier betonen, dass wir nicht in Konkurrenz zu den etablierten Trainingszentren treten möchten oder auch können. Wir streben an, eine kleine Gruppe in Grenzau zu etablieren und hoffen, dass Spieler sehen, dass sie sich unter Bobo Grujic weiterentwickeln können. 

Wenn man auf eure anderen Mannschaften schaut, läuft es sehr gut für euch. 
Eure weiteren drei Mannschaften unterhalb des TTBL-Teams sind auf Aufstiegskurs.
Besonders für eure 2. Mannschaft wird es ja sicherlich das Ziel geben noch ein oder zwei Ligen höher zu gehen, um den 16-jährigen Tobias Sältzer im Verein zu halten. Strebt ihr evtl. sogar die 2. Bundesliga an, in der ja vor einigen Jahren eure 2. Mannschaft noch aktiv war?

Es stimmt, dass wir mit der 2. Mannschaft aufsteigen möchten. Dies ist zwingend notwendig, weil wir Tobi Sältzer die Möglichkeit geben wollen, weiterhin bei uns zu spielen und den Anschluss an die erste Mannschaft zu finden. Ob der Weg erneut in die 2. Bundesliga führt, ist vollkommen offen. Wir möchten mit der 2. Mannschaft auch jüngeren Spieler, die vielleicht (dann) auch in Grenzau trainieren, die Möglichkeit geben sich zu beweisen. Die restlichen Mannschaften entwickeln sich so, wie es die dortigen Spieler aus der Region für sich sehen. Es ist nicht geplant, weitere Teams „nach oben“ zu pushen.

Vielen Dank für die offenen Worte, Markus! Wir drücken euch die Daumen für die kommenden Monate.

Interview: Johannes Gohlke
Bilder: Markus Ströher, Marco Rossbach, Johannes Gohlke

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