Topsport vor Traumkulisse: Borussia Düsseldorf hat sich am Sonntag zum 28. Mal den Deutschen Tischtennis-Pokal gesichert. Im Liebherr Pokal-Final Four setzten sich Timo Boll und Co. erst gegen den ASV Grünwettersbach, anschließend im Finale gegen den Dauerrivalen 1. FC Saarbrücken TT durch und holten somit den ersten Titel der Saison. Die ausrichtende Tischtennis Bundesliga (TTBL) darf sich mit rund 5000 Fans über eine erneut ausverkaufte ratiopharm arena Ulm/Neu-Ulm und eine Bestätigung des Zuschauerrekords freuen.
Ungewohnt emotional zeigte sich Timo Boll am Sonntagnachmittag. Mit hochgerissenen Armen, breitem Grinsen und sichtlich zufrieden drehte der Tischtennis-Superstar eine Runde durch die Box und ließ sich von seinen Teamkameraden feiern. Wenige Sekunden zuvor hatte Boll mit Borussia Düsseldorf das Finale um den Deutschen Tischtennis-Pokal mit 3:0 gegen den 1. FC Saarbrücken TT gewonnen und den Dauerrivalen damit wieder einmal auf die Plätze verwiesen.
Boll selbst hatte im Finale für den Schlusspunkt gesorgt. Gegen Darko Jorgic sah er sich zwischenzeitlich mit einem 1:2-Satzrückstand konfrontiert, kämpfte sich aber in den Entscheidungssatz – und eilte dort von Punkt zu Punkt. Unter dem rhythmischen Beifall des Publikums ging Boll mit 9:0 in Führung, das Finale war damit vorentschieden. Kurze Zeit später lagen sich die Düsseldorfer Spieler in den Armen, feierten den 28. Pokalsieg der Vereinsgeschichte und den ersten seit 2021. In den vergangenen beiden Jahren war Düsseldorf jeweils im Finale unterlegen. Für Boll war es der 13. Pokalsieg seiner Karriere. „Ich habe gut performt und kann seit längerem mal wieder wirklich zufrieden mit meiner Leistung sein“, sagte Boll anschließend. „In so einem Moment merkt man, dass sich die ganze Arbeit gelohnt hat. Jetzt hoffe ich natürlich, das Niveau halten zu können.“
Weitere Titelchancen in TTBL und Champions League
Die Finalgeschichte der beiden Teams ist bekanntlich reich, immer wieder waren sie in der jüngeren Vergangenheit aufeinandergetroffen. Dreimal in Folge gab es das Duell Düsseldorf gegen Saarbrücken zuletzt im Liebherr TTBL-Finale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft, in der vergangenen Saison zudem im Endspiel der Champions League. Weitere Titelchancen in dieser Saison haben die beiden Dauerrivalen in Tischtennis Bundesliga und erneut der Champions League: In der TTBL geht Düsseldorf als Tabellenführer vor Saarbrücken in die Rückrunde; in der Königsklasse stehen beide Teams im Final Four, das am Osterwochenende beim FCS stattfindet.
Eine Kampfansage gab es daher vom unterlegenen Finalgegner – und Glückwunsche: „Düsseldorf war heute einfach besser“, anerkannte FCS-Trainer Wang Zhi. „Ab morgen werden wir weiterarbeiten, noch besser und härter trainieren, um dann beim nächsten Mal wieder anzugreifen.“ Erstmals beim Final Four dabei war Cedric Meissner, der prompt zu seinem Debüt kam und im Halbfinale gegen Ochsenhausen gegen Hugo Calderano sowie im Doppel zum Einsatz kam. „Im Finale ging für uns leider wenig“, sagte er anschließend. „Aber solche Spiele gibt es im Sport nun einmal – ich hoffe, dass es beim nächsten Mal wieder besser für uns läuft.“
Dang Qiu trotzt den Umständen – und feiert erstmals mit Düsseldorf
„Ich freue mich sehr – der Titel war natürlich unser Ziel“, sagte Qiu. 2020 hatte er mit Grünwettersbach schon einmal den Pokal gewonnen, nun folgte der erste Triumph im Düsseldorfer Trikot. Erst am Vortag war der 27-Jährige von den WTT Finals zurückgekehrt, bei denen er zwei Chinesen ausgeschaltet und sensationell den dritten Platz gefeiert hatte. „Die Vorbereitung war mit dem Reisestress und der Materialumstellung nicht ideal“, sagte Qiu, „aber am Ende gilt: Hauptsache, wir haben den Pokal gewonnen.“ Von seinem Trainer Danny Heister gab es ein Extralob an die ganze Mannschaft: „Ich bin unheimlich stolz auf das gesamte Team“, sagte der 52-Jährige. „Jetzt ist der erste Titel da, und wir können erst mal durchatmen. Der Druck ist in Düsseldorf immer groß, aber das gehört dazu.“
Vor dem Schlusspunkt von Boll hatten dessen Teamkameraden keinen Zweifel daran gelassen, nach drei Jahren wieder die begehrte Trophäe in Händen halten zu wollen. Dang Qiu, der noch im Halbfinale beim 0:3 gegen Grünwettersbachs Tiago Apolonia mit Startschwierigkeiten zu kämpfen hatte, legte mit dem 3:0 gegen Yuto Muramatsu vor. Anschließend zeigte Anton Källberg eine Glanzleistung und brachte Patrick Franziska nahezu zur Verzweiflung. Immer wieder gestikulierte der Saarbrücker in Richtung der Bank – dieses Mal fand er keine Lösung gegen Källberg. Mit dem 3:0 des Schweden war der Weg für Boll und den ersten Titel der Saison schließlich frei.
Saarbrücken schaltet Ochsenhausen im Halbfinale aus
Mächtigen Widerstands hatte sich Düsseldorf zuvor im Halbfinale erwehren müssen. Gegen den ASV Grünwettersbach kam der Rekordchampion mehrfach in Bedrängnis, hatte allerdings meist die richtigen Antworten parat. Källberg verhinderte im Auftakteinzel einen 1:2-Satzrückstand gegen Deni Kozul mit vier abgewehrten Satzbällen in Folge, gewann 3:1 und wenig später mit 3:2 auch gegen Tiago Apolonia; Timo Boll hielt gegen Ricardo Walther stand. Einzig Qiu musste im ersten Match nach der Rückkehr von den WTT Finals erst noch Fahrt aufnehmen und verlor mit 0:3 gegen Apolonia, der mit lauten Sprechchören von den Fans gefeiert wurde. Am Ende stand ein 3:1 gegen die von ihrem Anhang frenetisch angetriebenen Badener.
Das Duell am Nebentisch lief zu diesem Zeitpunkt noch, Saarbrücken lieferte sich einen dreistündigen Tischtennis-Thriller mit den TTF Liebherr Ochsenhausen und triumphierte schließlich mit 3:2 zum Finaleinzug. Dabei avancierte Patrick Franziska zum entscheidenden Spieler mit Siegen in Einzel und Doppel; außerdem punktete Jorgic mit dem Break gegen Hugo Calderano für den FCS. „Natürlich sind wir enttäuscht und traurig, wir wären sehr gerne ins Finale einzogen“, sagte Ochsenhausens Alvaro Robles nach der Halbfinal-Niederlage und schickte ein dickes Lob an das Publikum: „Schon im letzten Jahr war die Atmosphäre unglaublich und eine der besten in meiner Karriere. Doch in diesem Jahr war sie sogar noch besser. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, hier zu spielen.“
Zuschauerrekord bestätigt: 5000 Fans in der ratiopharm arena
Spaß hatten nicht nur die Spieler, sondern angesichts der Kulisse und des hohen sportlichen Niveaus auch die ausrichtende Tischtennis Bundesliga. Mit 5000 Zuschauerinnen und Zuschauern wurde der Rekord aus dem Vorjahr bestätigt. „Die Doppelsportstadt Ulm/Neu-Ulm ist das Zuhause des Tischtennis-Pokals“, bilanzierte Nico Stehle, Geschäftsführer der Tischtennis Bundesliga GmbH. Bereits zum neunten Mal in Folge wurde das Liebherr Pokal-Final Four in der ratiopharm arena ausgetragen. „Wir haben erneut ein großartiges Event erlebt, bei dem die Elite des europäischen Tischtennis angetreten ist. Mein Riesendank geht daher an die Vereine und Spieler, an die Sponsoren, an alle Helferinnen und Helfer, Unterstützerinnen und Unterstützer, ohne die diese Veranstaltung nicht möglich wäre.“
Auch medial fand das Liebherr Pokal-Final Four erneut großen Anklang. Alle drei Partien des Tages wurden live bei Dyn übertragen und stehen dort als Re-Live sowie in verschiedenen Highlight-Formaten zur Verfügung. Die Highlights des Events werden zudem in der ARD-Sportschau gezeigt sowie in einer 30-minütigen Sondersendung im Saarländischen Rundfunk (SR) und verschiedenen Nachrichtenformaten des SWR. Eine ausführliche 60-minütige Zusammenfassung gibt es außerdem am Montag, 8. Januar, ab 18.30 Uhr auf SPORT1.
Das Liebherr Pokal-Final Four in der Übersicht
Finale
1. FC Saarbrücken TT – Borussia Düsseldorf 0:3
Yuto Muramatsu – Dang Qiu 0:3 (7:11, 6:11, 5:11)
Patrick Franziska – Anton Källberg 0:3 (3:11, 8:11, 6:11)
Darko Jorgic – Timo Boll 2:3 (7:11, 12:10, 11:6, 10:12, 2:11)
Halbfinale
Borussia Düsseldorf – ASV Grünwettersbach 3:1
Anton Källberg – Deni Kozul 3:1 (11:3, 5:11, 12:10, 12:10)
Dang Qiu – Tiago Apolonia 0:3 (8:11, 9:11, 9:11)
Timo Boll – Ricardo Walther 3:0 (17:15, 11:5, 11:4)
Anton Källberg – Tiago Apolonia 3:2 (11:9, 9:11, 11:4, 7:11, 11:5)
TTF Liebherr Ochsenhausen – 1. FC Saarbrücken TT 2:3
Hugo Calderano – Darko Jorgic 2:3 (12:10, 4:11, 8:11, 11:6, 8:11)
Alvaro Robles – Yuto Muramatsu 3:1 (10:12, 11:8, 11:9, 11:7)
Simon Gauzy – Patrick Franziska 2:3 (8:11, 7:11, 12:10, 11:5, 8:11)
Hugo Calderano – Cedric Meissner 3:0 (11:7, 11:2, 11:4)
Alvaro Robles/Simon Gauzy – Cedric Meissner/Patrick Franziska 1:3 (3:11, 11:8, 5:11, 7:11)