Dieses unglaublich intensive Drei-Stunden-Match war wahrlich nichts für schwache Nerven. Mit 2:0 hatte der Außenseiter aus Schwabhausen in einem rassigen Oberbayern-Pokalderby geführt, doch Cup-Mitfavorit Kolbermoor hatte sich zum Ausgleich gekämpft, sodass das sonst nur bei den TTBL-Herren übliche Schlussdoppel – für die Bundesligadamen ungewohnt – über den Einzug ins Finale des Final Four entscheiden musste. Und hier hatten Lang und Co. den längeren Atem.
Es begann mit einem Paukenschlag: Nicht die favorisierte Portugiesin Yu Fu, sondern die Kroatin Mateja Jeger gewann das Auftaktmatch in vier Sätzen. Da konnte man schon von einer kleinen Sensation reden.
Sabine Winter machte da weiter, wo sie in der Liga aufgehört hatte: Ihr 3:1 gegen die allerdings bis zum letzten Ball vorbildlich kämpfende Yuan Wan ließ den TSV bereits am Finale riechen. Und dieser Duft sollte sich später noch verstärken.
Zunächst einmal brachte die taktisch an Position drei aufgestellte Kristin Lang ihr Team zurück in die „Verlosung“ – ihr 3:0 gegen die weißrussische Defensivspielerin Alina Nikitchanka war, trotz eines heftig umkämpften zweiten Satzes, nicht wirklich in Gefahr.
Doch dann verstärkte sich der „Finalgeruch“ aus Schwabhausener Sicht nochmals. Sabine Winter kam gegen Penholder-Ass Fu Yu nach 1:2-Satzrückstand zum Ausgleich und schien ihre Gegnerin im Entscheidungsdurchgang vom Tisch fegen zu wollen. Im Schlusssatz führte die deutsche Nationalspielerin mit 10:4. Doch dann vergab sie sage und schreibe alle sechs Matchbälle gegen die vorbildlich kämpfende Portugiesin chinesischer Herkunft, die am Ende jubeln durfte. Unfassbar, spannender ging es nicht mehr! Winter, vor zwei Jahren selbst noch in Kolbermoor unter Vertrag, verlor ihr erstes Match in der laufenden Saison – sie hätte ihr Team ins Finale führen können, ja fast müssen.
Im Doppel konnte Schwabhausen zwar mit einer frischen Spielerin aufwarten, nämlich der Ungarin Mercedes Nagyvaradi, die an der Seite von Mateja Jeger in die Spielbox ging, doch das SV DJK-Gespann Kristin Lang/Yuan Wan harmonierte besser und konnte einen aus Sicht Kolbermoors erlösenden Viersatz-Sieg und damit den Finaleinzug unter Dach und Fach bringen.
So kommt es also doch noch zum „Duell der Gigantinnen“ um den Pokal, das Schwabhausen um ein Haar verhindert hätte.
„Ich denke, dass wir sicher nicht schlechter waren“, so TSV-Trainer Alexander Yahmed. „Nach der interessanten Aufstellung war uns klar, dass was gehen könnte und so war’s dann auch – es hat ein Hauch gefehlt. Trotzdem denke ich, haben wir wieder einmal bestätigt, dass wir ein harmonierendes Team sind und uns stetig steigern. Ich finde, mein Team hat das sehr gut gemacht und diesmal hätten wir gewinnen können.“ Und Schwabhausens Abteilungsleiter Helmut Pfeil merkte an: „Wir wollten Kolbermoor ärgern. Das haben wir geschafft.“
Kolbermoors Trainer Michael Fuchs stand dagegen die Erleichterung ins Gesicht geschrieben: „Wir waren eigentlich schon raus und sind glücklich ins Doppel gekommen.“
TSV Schwabhausen – SV DJK Kolbermoor
Fu Yu – Mateja Jeger 1:3 (10:12, 11:4, 5:11, 8:11)
Yuan Wan – Sabine Winter 1:3 (11:4, 8:11, 12:14, 8:11)
Kristin Lang – Alina Nikitchanka 3:0 (11:8, 12:10, 11:6)
Fu Yu – Sabine Winter 3:2 (9:11, 11:7, 11:8, 10:12, 12:10)
Kristin Lang/Yuan Wan – Mateja Jeger/Mercedes Nagyvaradi 3:1 (11:6, 11:5, 10:12, 11:7)
Beitragsbild oben: Sabine Winter konnte es selbst nicht fassen. Hätte die bis dahin in der laufenden Saison noch ungeschlagene deutsche Nationalspielerin einen von sechs Matchbällen gegen Fu Yu verwerten können, stünde Schwabhausen und nicht Kolbermoor im Finale um den DTTB-Pokal.
Text & Foto Jeger: Dr. Stephan Roscher
Weitere Fotos: Marco Steinbrenner (Winter), SV DJK Kolbermoor (Lang)
FINAL FOUR IM LIVE-STREAM UND LIVE-TICKER
Die Fans können zwar nicht live dabei sein, müssen aber keinen Ballwechsel verpassen. Ab 10 Uhr wurden beide Halbfinals auf www.sportdeutschland.tv und www.tischtennis.de übertragen, ab 14.00 Uhr dann das Finale mit Kommentar. Alle Spielstände sind auch im Live-Ticker zu finden.
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