Seit Dienstag liegt sie vor, die erste Weltrangliste nach dem neuen System. Die Weltrangliste „Woche 10“ des Jahres 2021 ist die erste Ausgabe des ITTF-Rankings, in das Resultate eines WTT-Turniers eingeflossen sind. Allzu radikal war es noch nicht, was sich abgespielt hat, „revolutionäre“ Veränderungen haben nicht stattgefunden. Der Sprung des Contender-Siegers Dimitrij Ovtcharov von Platz 12 auf 10 war bereits die gewaltigste Bewegung in der internationalen Bestenliste.
WTT-System inklusive Welt-Ranking im Fokus der Kritik
Das neue WRL-System ist fraglos gewöhnungsbedürftig, zudem werden wir eine Inflation von Ranking-Meldungen bekommen, da künftig im Wochentakt „abgerechnet“ wird. Das spielt zusammen mit dem Bestreben des Weltverbandes beziehungsweise der WTT, das neue Turnierformat radikal in den Fokus des internationalen Tischtennissports zu rücken. Geht es nach den Machern wird Tischtennis damit, dem Tennis ähnlich – zumindest im Topbereich – immer mehr zur Einzelsportart gemacht und zum Angriff auf seine bisherige Struktur, gerade in Europa, wo eben auch der Mannschaftssport Tischtennis große Bedeutung hat, geblasen. Es bleibt abzuwarten, ob und inwieweit sich das neue System durchsetzt. Es wird noch Kritik hageln, denn dieses Vorhaben ist kritikwürdig und zumindest unter den europäischen Topspielern und natürlich auch ihren Arbeitgebern, den Vereinen, nicht gerade populär.
Erläuterungen zum neuen Berechnungsmodus
Zunächst einmal müssen die Voraussetzungen und Bedingungen für die Weltrangliste „Woche 10“ genauer erläutert werden: Alle Spieler hatten im neuen Weltranking zunächst die Plätze inne, die sie im Dezember 2020 eingenommen hatten. Der Dezember-Punktestand bildete somit die Grundlage, jedoch wurden bei allen Akteuren nur 80 Prozent der Punkte in das Jahr 2021 übernommen. Seit Kalenderwoche 7 werden nur noch 70 Prozent der ursprünglichen Punkte ausgewiesen, der prozentuale Anteil sinkt im Laufe des Jahres weiter ab, da ja von nun an wieder internationale Wettkämpfe stattfinden sollen, die in die Berechnung des neuen, wöchentlich erscheinenden ITTF-Rankings einfließen.
Herren-Ranking: Wenig Veränderung unter den TOP 50
Auf den ersten fünf Plätzen bei den Herren tat sich gar nichts. Das China-Quartett Fan Zhendong, Xu Xin, Ma Long und Lin Gaoyuan führt unverändert das Ranking an, bester Nicht-Chinese bleibt Tomokazu Harimoto auf Rang 5. Es folgt die erste Veränderung: Contender-Final-Verlierer Lin Yun-Ju macht eine Position gut und wird nun auf 6 geführt. Er tauscht den Platz mit Ochsenhausens Brasilianer Hugo Calderano, der von 6 auf 7 zurückfiel. Calderano hatte im Viertelfinale von Doha seinem Teamkollege Simon Gauzy gratulieren müssen. Mattias Falck bleibt Nummer 8, der Chinese Liang Jingkun Nummer 9. Dimitrij Ovtcharov erhielt für seinen Triumph in Doha 400 Zähler, die ihn von Platz 12 auf 10 klettern ließen. Sein Rückstand auf Liang beträgt nur 48 Punkte, sodass er sich beim Star Contender durchaus sogar noch einen Platz höher spielen könnte. „Dima“ verdrängt Deutschlands Tischtennis-Ikone Timo Boll, der in Katar nicht am Start war, auf Rang 11. Somit erhielt Boll kein Geburtstagsgeschenk seitens der ITTF – der Odenwälder im Düsseldorfer Dress hatte am Montag seinen 40. Geburtstag gefeiert.
Der Ex-Ochsenhauser Yang Woojin rutscht von 11 auf 12. Dahinter bleibt unter den TOP 20 alles unverändert, selbst Simon Gauzy kann sich trotz seines starken Auftritts in Katar nicht verbessern und bleibt die Nummer 20. Auch hinter Gauzy bleibt bis einschließlich Position 37 alles wie gehabt. Es folgt eine kleine Veränderung zu Ungunsten eines DTTB-Spielers. Benedikt Duda, der in der 1. Runde dem späteren Finalisten Lin Yun-Ju mit 2:3 unterlag, büßt einen Platz ein und muss den Ex-Neu-Ulmer An Yaehyun vorbeiziehen lassen. An ist nun 38., Duda 39. Dahinter ist bis einschließlich Rang 55 alles stabil geblieben.
Platzierungen weiterer DTTB-Asse
Für folgende deutsche Spieler hat sich überhaupt nichts verändert: 16. Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), 42. Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), 53. Dang Qiu (ASV Grünwettersbach), 89. Ricardo Walther (Borussia Düsseldorf). Die weiteren Platzierungen der Deutschen unter den TOP 300: 125. (124.) Bastian Steger (TSV Bad Königshofen), 142. (140.) Steffen Mengel (Post SV Mühlhausen), 198. (197.) Kilian Ort (TSV Bad Königshofen), 233. (233.) Tobias Hippler (1. FC Köln), 241. (241.) Fanbo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), 244. (244.) Cedric Meissner (FSV Mainz 05), 259. (260.) Nils Hohmeier (TTC OE Bad Homburg), 291. (291.) Gerrit Engemann (TTC GW Bad Hamm).
Damen-Ranking: Mima Ito neue Nummer 2
Im Damen-Tableau blieb die Spitzenposition unangetastet. Der Vorsprung von Chen Meng ist so gigantisch, dass ihr der WTT-Rückzug Chinas bis zur WM nichts anhaben wird. Contender-Gewinnerin Mima Ito indes – die einzige Nicht-Chinesin, die derzeit mit ihrem extrem platzierten Spiel auch Topspielerinnen aus dem Reich der Mitte schlagen kann – darf sich freuen. Ihre 400 Punkte für den Turniersieg beförderten die Japanerin auf Platz 2 des Rankings, mit sage und schreibe einem einzigen Punkt Vorsprung vor Sun Yingsha, die als Chinesin keine Gelegenheit hatte, Punkte einzufahren. Bis einschließlich Rang 10 folgt keine Veränderung, somit sind auch weiter sieben Chinesinnen unter den zehn weltbesten Tischtennisspielerinnen zu finden. Lediglich noch die Taiwanerin Cheng I-Ching (8.) und die Japanerin Kasumi Ishikawa (9.) sind als Nicht-Chinesinnen im Konzert der Großen vertreten.
Petrissa Solja und Han Ying halten ihre Positionen
Und auch hinter den TOP 10 bleibt Konstanz Trumpf: Bis inklusive Rang 24 bleibt alles beim Alten. Somit hält auch Petrissa Solja, die verletzungsbedingt nicht am Persischen Golf im Einsatz ist, Position 19, und Defensiv-Ass Han Ying, die erst beim Star Contender einstieg, aber schon wieder ausgeschieden ist, bleibt als zweitbeste Deutsche die Nummer 22 der Welt. Mit der Niederländerin Britt Eerland vom Champions-League-Sieger ttc berlin eastside verliert eine Bundesligaspielerin einen Platz und ist nun 28. Eerland hatte beim Auftaktturnier in Doha in der 1. Runde in fünf Sätzen gegen Mima Ito verloren – ein respektabler Auftritt, doch ausgezahlt hat er sich eben nicht.
Shan Xiaona macht zwei Plätze gut
Lenken wir den Fokus auf die weiteren deutschen Spielerinnen unter den 100 Besten, kommen wir auf folgende Platzierungen: Die amtierende Deutsche Meisterin Nina Mittelham bleibt 39., ihre Berliner Teamkollegin Shan Xiaona, beim Contender im Viertelfinale knapp an der Japanerin Hina Hayata gescheitert, springt von Rang 43 auf 41 – eine nahezu gewaltige Verbesserung, berücksichtigt man, dass es nur wenigen Spielerinnen und Spielern unter den TOP 50 gelang, zwei Plätze gutzumachen. Verbessern dürfte sie sich im nächsten Ranking allerdings nicht mehr, da sie beim Star Contender bereits im 64-er Feld der 1. Hauptrunde gegen die junge Japanerin Satsuki Odo – allerdings nach diversen abgezählten Aufschlägen – knapp den Kürzeren zog.
Erweitert man den Blick auf die besten 200, sind drei weitere DTTB-Nationalspielerinnen zu erwähnen: Sabine Winter (TSV Schwabhausen) bleibt – eigentlich, gemessen an ihrem Leistungsvermögen, deutlich zu schwach eingestuft – die Nummer 126 und Yuan Wan (SV DJK Kolbermoor) 163., während sich die künftige Langstädterin Chantal Mantz (TTG Bingen/Münster-Sarmsheim) um einen Platz auf Position 196 verbessern konnte.
TOP 10 Herren Woche 10/2021
1. (1.) Fan Zhendong CHN 12.943 Punkte
2. (2.) Xu Xin CHN 12.082
3. (3.) Ma Long CHN 11.914
4. (4.) Lin Gaoyuan CHN 9.373
5. (5.) Tomokazu Harimoto JPN 9.233
6. (7.) Lin Yun-Ju TPE 8.785
7. (6.) Hugo Calderano BRA 8.691
8. (8.) Mattias Falck SWE 8.257
9. (9.) Liang Jingkun CHN 7.844
10. (12.) Dimitrij Ovtcharov GER 7.796
Zum Vergleich:
11. (10.) Timo Boll GER 7.480
TOP 10 Damen Woche 10/2021
1. (1.) Chen Meng CHN 13.825 Punkte
2. (3.) Mima Ito JPN 11.481
3. (2.) Sun Yingsha CHN 11.480
4. (4.) Wang Manyu CHN 10.189
5. (5.) Ding Ning CHN 9.415
6. (6.) Zhu Yuling CHN 8.558
7. (7.) Liu Shiwen CHN 8.453
8. (8.) Cheng I-Ching TPE 8.201
9. (9.) Kasumi Ishikawa JPN 7.805
10. (10.) Wang Yidi CHN 7.725
Zur kompletten Weltrangliste Woche 10/2021
Beitragsbild oben: Sprung zurück in die TOP 10: Dimitrij Ovtcharov.
Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher