Das deutsche Toptrio Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska ist in Olmütz weiter auf dem Vormarsch – mindestens eines der DTTB-Asse wird ins Halbfinale einziehen, da sich Ovtcharov und Franziska in der Runde der besten Acht gegenüberstehen. Auch Hugo Calderano ist noch im Turnier.
Boll hatte mit dem 18-jährigen Japaner Uda Yukiya erwartungsgemäß beim 11:7, 11:6, 11:9 und 11:7 wenig Mühe und duelliert sich am Samstag mit Lee Sangsu, der Simon Gauzy in sechs Durchgängen das Nachsehen gab. Auch in dieses Match geht der 38-jährige Odenwälder als Favorit. Es riecht danach, dass er der Düsseldorfer Borussia im Bundesliga-Topspiel am Sonntag in Saarbrücken nicht zur Verfügung stehen kann – nach den Ausfällen von Christian Karlsson (verletzt) und Omar Assar (African Games) müsste der Rekordmeister mit dem letzten Aufgebot ins Saarland reisen und wäre dort gegen den bärenstarken FCS Kanonenfutter, selbst wenn Patrick Franziska wegen der Czech Open ausfiele.
Dimitrij Ovtcharov nähert sich mit rasanten Schritten wieder seiner überragenden Forrm, wie er sie vor seiner langen Verletzungspause hatte. Sein Auftritt gegen Dauerbrenner Vladimir Samsonov war schon beeindruckend (11:7, 5:11, 11:5, 12:10, 11:7). Nun wird es aber heftig. Mit Patrick Franziska begegnet ihm im Viertelfinale ein Nationalmannschaftskollege auf Augenhöhe, dem zurzeit fast alles gelingt. So auch im Achtelfinale gegen Jun Mizutani , das in sieben Durchgängen an den 27-jährigen Bensheimer ging, der nach vier Sätzen (1:3) wie der sichere Verlierer aussah, den knappen fünften Durchgang noch umbog und am Ende den Weltklasse-Japaner schwindelig spielte (10:12, 11:6, 13:15, 7:11, 12:10, 11:8, 11:1).
Hugo Calderano hatte am Freitag wenig Mühe mit dem Grünwettersbacher Inder Sathiyan Gnanasekaran, den der Weltranglisten-Sechste aus Brasilien mit 4:0 nach Hause schickte. Ins Viertelfinale gegen den Russen Alexander Shibaev, der allerdings gegen den Chinesen Ma Te beim 4:0 wirklich glänzte, geht Calderano zumindest leicht favorisiert hinein. Einiges deutet darauf hin, dass Meister Ochsenhausen am Sonntag die wichtige TTBL-Partie in Fulda – wie im Vorjahr (3:0) – mit Simon Gauzy, Stefan Fegerl und Jakub Dyjas bestreiten wird, während die Osthessen wohl in Bestbesetzung an den Tisch gehen werden.
Ausgeschieden ist Cristian Pletea. Der 19-jährige Saarbrücker TTBL-Profi konnte am Tag nach seinem Wahnsinns-Triumph über Tomokazu Harimoto gegen dessen an sich viel schwächeren Landsmann Yuki Hirano (WRL 116) keine Akzente setzen, auch wenn er zwischenzeitlich mit 3:1 Sätzen in Front lag. Am Ende hieß es 4:3 für den Japaner – wohl auch, weil Pletea nach seinem Erstrunden-Coup mit einem Mal in der psychologischen Situation war, etwas zu verlieren zu haben.
Der DTTB hat neben Boll, Ovtcharov und Franziska keine Eisen mehr im Feuer. Bei den Damen musste Petrissa Solja als letzte Deutsche bereits am Donnerstag passen, die gegen Feng Yalan auf verlorenem Posten stand. Nachdem im Mixed am Freitag das letzte im Wettbewerb verbliebene Duo Qiu Dang/Nina Mittelham nichts reißen konnte – chancenlos beim 0:3 gegen die Brasilianer Gustavo Tsuboi/Bruna Takahashi, die ihrerseits im nachfolgenden Halbfinale gegen Jun Mizutani/Mima Ito keinen Stich machten –, war Deutschland nur noch im Herren-Einzel vertreten.
B-Chinesinnen mit Topleistungen
Im Gegensatz zu den Herren zeigt sich in der Damen-Konkurrenz, wie bereits in der Vorwoche in Bulgarien, dass die B-Chinesinnen immer noch besser als 95 Prozent aller Mitbewerberinnen sind. Gegen Chinas „zweite Wahl“ besitzen letztlich nur die Top-Japanerinnen eine Chance – und ob sie diese in Tschechien nutzen können, steht noch in den Sternen. In jedem Viertelfinal-Match ist eine Chinesin vertreten, darunter auch Ex-German-Open-Siegerin Feng Yalan, die in Olmütz Weltklasse-Abwehrspielerin Hitomi Sato nach verlorenem erstem Satz noch auseinandernahm.
Ein wenig verloren mutet die Österreicherin Sofia Polcanova im verbliebenen Teilnehmerfeld unter all den Asiatinnen an. Die hochgewachsene Spielerin mit moldawischen Wurzeln, als Weltranglisten-16. zurzeit zweitbeste Europäerin im internationalen Ranking, schaffte es tatsächlich, am Freitag die Japanerin Saki Shibata (WRL 20) in sieben umkämpften Sätzen auszuschalten. Doch jetzt kommt Bulgarian-Open-Gewinnerin Chen Xingtong (WRL 21) – und die spielt seit ihrem Beinahe-Ausscheiden gegen eine No-Name-Japanerin in Panagyurishte in einer Bombenform und fegt alles vom Tisch, was ihren Weg kreuzt. Im Achtelfinale der Czech Open musste die an zwei gesetzten Weltklasse-Japanerin Mima Ito (WRL 8) dran glauben, die nach einer 2:1-Satzführung regelrecht zerlegt wurde. Ein Erfolg von Polcanova gegen Chen käme einer Sensation gleich, auch wenn die Österreicherin fünf Plätze höher notiert ist im Ranking der ITTF.
Herren-Viertelfinale am Samstag
Yuki Hirano JPN – Lin Yun-Ju TPE (10.00 Uhr)
Lee Sangsu KOR – Timo Boll GER (10.45 Uhr)
Dimitrij Ovtcharov GER – Patrick Franziska GER (16.00 Uhr)
Alexander Shibaev RUS – Hugo Calderano BRA (16.45 Uhr)
Damen-Viertelfinale am Samstag
Kasumi Ishikawa JPN – He Zhuojia CHN (11.30 Uhr)
Liu Weishan CHN – Miu Hirano JPN (12.15 Uhr)
Jeon Jihee KOR – Feng Yalan CHN (17.30 Uhr)
Sofia Polcanova AUT – Chen Xingtong CHN (18.15 Uhr)
Weitere Informationen, Livestreams und Ergebnisse des Turniers auf der Webseite des Tischtennis-Weltverbandes ITTF.
Text & Foto Chen Xingtong: Dr. Stephan Roscher
Foto Calderano: ITTF