Asien & Tischtennis. Bei diesen Worten denken die meisten TT-Spieler zurecht an die Weltstars aus China, Hongkong, Taiwan, Südkorea und Japan.
Doch beim asiatischen Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele 2021, standen andere Nationen im Mittelpunkt.
Hier waren es nun Spieler aus Ländern wie Indien, Kasachstan, Iran, Thailand, Singapur, Kirgistan, Usbekistan, Mongolei, Pakistan, Jemen, Oman, Irak, Qatar, Indonesien, Jordanien, Syrien, Libanon, Bahrein, Kuwait, Saudi-Arabien und Philippinen die sich um die jeweils sechs Plätze für die Olympischen Spiele, die der asiatische Tischtennisverband vergeben durfte, duellierten.
Das Niveau der Felder war dabei vergleichsweise niedrig. Insgesamt sind lediglich vier männliche und eine weibliche Spielerin, aus der Top100 der Weltrangliste angetreten.
Dass am Ende allerdings lediglich drei der fünf Top100-Spieler auch einen der 12 Startplätze bekommen haben, lag u.a. am fragwürdigen System.
Der asiatische Tischtennisverband hat Asien in fünf Regionen eingeteilt. Aus jeder Region konnte sich jeweils ein/e Spieler/in qualifizieren. Zusätzlich bekam am Ende auch der bzw. die in der Weltrangliste bestplatzierte Zweite, der fünf Regionalturniere, einen Startplatz für die Olympischen Spiele.
So kam es dazu das sich aus der Region Zentral-Asien, mit Noshad Alamiyan und Kirill Gerassimenko aus der Top100 sowie mit Nima Alamian und Zokhid Kenjaev aus der Top200, vier vergleichsweise sehr gute Spieler um einen Startplatz duellieren mussten.
Am Ende machte das Rennen Nima Alamian, der im Halbfinale seinen favorisierten Bruder Noshad bezwang.
Der TTBL-Spieler Kirill Gerassimenko verpasste das Finale aufgrund einer knappen 3:4 Niederlage gegen Zokhid Kenjaev im Halbfinale.
Das Spiel um Platz 1 der Region Südasien war sehr niveauvoll.
Hier trafen Sharath Kamal Achanta und Sathiyan Gnanasekeran, immerhin Platz 32 und 38 der Weltrangliste, aufeinander. In der Neu-Auflage des Finales der indischen Meisterschaften, setzte sich erneut der ehemalige Grünwettersbacher Gnanasekeran, hauchdünn mit 4:3 durch.
Doch Achanta wusste bereits vor dem Turnier, dass ihm ein Sieg gegen den dritten Teilnehmer aus dieser Region, Muhammad Rameez aus Pakistan, reicht um als bester Zweiter sich dennoch für Olympia zu qualifizieren.
Der Sieg gegen Rameez, aktuell Nummer 690 der Weltrangliste, war natürlich nur eine Pflichtaufgabe.
In den anderen Regionen war das Niveau sehr überschaubar.
Im Südosten standen sich wenig überraschend Pang Yew En Koen und Chew Zhe Yu Clarance, beide aus Singapur, im Finale gegenüber.
Chew, der aktuell auf Rang 185 der Weltrangliste steht, setzte sich deutlich mit 4:0 durch.
Lediglich zwei männliche Starter, beide aus der Mongolei, gab es in der Region Ost. Im einzigen Spiel dieser Klasse setzte sich deutlich der aktuell gar nicht in der Weltrangliste gelistete Lkhagvasuren Enkhbat, der immerhin schon an sieben Weltmeisterschaften teilgenommen hat, gegen die Nummer 513 der Welt, Munkhzorig Jargalsaikhan, durch.
Bereits im letzten Jahr fand das Qualifikationsturnier der Region West statt.
Mit 20 Herren und 11 Damen hatte diese Region dass mit Abstand größte Teilnehmerfeld. Im Finale der Herren standen sich Ali Alkhadrawi und der in Deutschland bestens bekannte Dauud Cheaib gegenüber.
Der Stuttgarter Libanese war in dieser Saison zwar einer der besten Spieler in der 3. Bundesliga, doch gegen den Saudi-Arabier Alkhadrawi, der kürzlich beim Star-Challenger der serbischen Legende Aleksandar Karakasevic einen Satz abnahm, gab es eine 1:4 Niederlage.
In Westasiens Damenkonkurrenz setzte sich in einem dramatischen Finale die Syrerin Hend Zaza mit 4:3 gegen die Libanesin Mariana Sahakian durch.
Aus den anderen Regionen konnten sich Anastassiya Lavrova aus Kasachstan, Batmönkhiin Bolor-Erdene aus der Mongolei, Orawan Paranang aus Thailand sowie Sutirtha Mukherjee und Manika Batra aus Indien, über das Ticket nach Tokio freuen.
Der Autor dieser Zeilen ist der Meinung dass das Qualifikationssystem in Asien deutlich fairer gestaltet werden könnte, wenn nicht mehr je Region ein Qualifikationsplatz vergeben wird, sondern alle sechs Startplätze für die Olympischen Spiele, bei einem gemeinschaftlichen Qualifikationsturnier ausgespielt werden würden.
Dann wären am Ende wahrscheinlich auch die besten Spieler Asiens aus der zweiten Reihe, wie z.b. der Bremer Kirill Gerassimenko, bei Olympia vertreten.
Insgesamt werden je 64 Spieler und Spielerinnen im Einzelwettbewerb und 16 Mixed-Doppel in den Individualkonkurrenzen der Olympischen Spiele starten können.
Einer der 16 Startplätze für das Mixed wurde ebenfalls beim asiatischen Qualifikationsturnier ausgespielt. Hier gab es natürlich keine Unterteilung in Regionen. Im Finale setzte sich überraschend die indische Paarung Sharath Kamal Achanta und Manika Batra gegen Jeon Jihee und Lee Sangsu aus Südkorea mit 4:2 durch.
Das Südkoreanische Duo, das zuletzt auch den Mixedwettbewerb des Star Contender gewonnen hatte, hat allerdings als Nummer 5 der Mixed-Weltrangliste dennoch gute Chancen, für die Olympischen Spiele von der ITTF nominiert zu werden.
Bericht & Foto: Johannes Gohlke
Titelfoto: courtesy by the ITTF