Verstärkung für die 1. Bundesliga Damen, die ab Gründonnerstag ihre Play-off-Endrunde um die Deutsche Meisterschaft austrägt: Der TTC 46 Weinheim, seit Jahren zu den Topteams der 2. Bundesliga zählend, wagt in seinem 75. Jubiläumsjahr den großen Sprung und hat sich für den freien Platz im Oberhaus beworben.
Nach dem Rückzug des letztjährigen Vizemeisters TuS Bad Driburg bestreitet die Damen-Bundesliga die aktuelle Saison mit lediglich sieben Mannschaften. Dies trägt nicht unbedingt zur Steigerung der Spannung bei, da es keinen Absteiger gibt und nur ein einziger Klub – das Schicksal meinte es nicht gut mit der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – nicht in die Play-offs rutschte. Das ist nun Geschichte, mit acht Teams ist 2021/22 die erwünschte Sollstärke wieder erreicht, sofern nicht noch ein Verein zurückzieht – gerade für die Top-Damenklubs war es eine auch finanziell schwierige Saison in der immer noch besten Liga Europas. Im Gegensatz zum Unterhaus durfte beziehungsweise darf man zwar spielen, doch die Zuschauereinnahmen fehlen und der Kampf, die Sponsoren zu halten – oft kleinere und mittelständische Firmen, die teils erheblich mit den immer wieder neuen Lockdowns zu kämpfen haben –, wird überall mit Herzblut geführt. Bis jetzt gibt es aber keine negativen Wasserstandsmeldungen und wenn man die Begeisterung, mit der die sechs „auserwählten“ Klubs nun in die Play-offs gehen, als Gradmesser heranzieht, könnte es wirklich wieder etwas werden mit einem voll besetzten Oberhaus. Einem Oberhaus, in dem sich auch keine schwachen Mannschaften abzeichnen, sodass es kommende Saison richtig spannend werden könnte.
Weinheim feilt am Erstligakader
Der TTC Weinheim rutscht nämlich keineswegs als „Opferlamm“ in die Liga, sondern wird so aufgestellt sein, dass er durchaus auf Anhieb Akzente setzen könnte. Man feilt aktuell am Erstligakader und wird sich adäquat verstärken. Das TTC-Management verkündet aktuell, dass nach der Meldung für die nationale Eliteliga die Vorbereitungen für die Premierensaison im Oberhaus bereits auf Hochtouren liefen. Offiziell verlautet aus der nordbadischen 44.000-Einwohner-Stadt: „Nach zwei Meisterschaften, dem Aufstiegsverzicht aus bekannten Gründen und der Tabellenführung in der nun abgebrochenen Runde wagen sich die Weinheimer im Jahr ihres 75-jährigen Bestehens nun doch in die Bel-Etage des Damen-Tischtennis. Die Vorbereitungen dazu sind in vollem Gang.“ Man wird auch auf dem Transfermarkt aktiv werden. „Für die erste Liga muss wohl noch ein bisschen Qualität zugelegt werden“, wie man auf der TTC-Homepage lesen kann.
Nun, eine namhafte Verstärkung für die Bundesliga-Debütsaison steht inzwischen fest. Wir werden die ambitionierte junge Spielerin, die aktuell mit einem Erstligisten in den Play-offs steht, in Kürze vorstellen.
Schon öfters dicht vor dem großen Sprung
Mit dem sportlichen Aufstieg hätte es diese Saison eigentlich funktionieren können, ja beinahe müssen mit einer starken Truppe um die ambitionierten deutschen Spielerinnen Luisa Säger und Jennie Wolf, die Weißrussin Daria Trigolos sowie die belgischen Nationalspielerinnen Lisa Lung und Margo Degraef. Die ersten vier Begegnungen wurden zumeist sehr souverän gewonnen, und mit dem TuS Uentrop war auch schon einer der vermuteten Hauptkonkurrenten geschlagen worden, wobei allerdings auch Bundesligaabsteiger TTK Anröchte und Ex-Erstligist MTV Tostedt Aufstiegschancen eingeräumt wurden. Doch dann passierte nichts mehr und es kam bekanntlich über einige Zwischenschritte zum Saisonabbruch und keiner Wertung der absolvierten Ligaspiele.
Ein Aufstieg der Weinheimerinnen war ja schon seit einiger Zeit im Gespräch und nach der Vorsaison und der Zweitligameisterschaft wollte der TTC bereits nach oben. Die Nordbadener scheiterten aber mit ihren Vorstellungen, die Heimspieltage mit denen der Drittliga-Herren zu kombinieren, am DTTB, dessen Reglement selbiges nicht zulässt und der zu keiner Ausnahme bereit war. Man hatte stimmungsvolle Großkampftage im Hinterkopf, zu denen es dann Corona-bedingt ohnehin nicht gekommen wäre. Alles nun also Makulatur, die Karten werden völlig neu gemischt.
Shen Zhujun hört auf, Andreas Dörner steigt ein
Die neue Aufgabe wird mit einem neuen Kopf im sportlichen Management in Angriff genommen. Die langjährige und erfolgreiche Trainerin Shen Zhujun, auch beim luxemburgischen Verband engagiert, kann die Aufgabe im Oberhaus aus zeitlichen Gründen nicht wahrnehmen, sodass Vereinschef Christian Säger den 33-jährigen Tischtennistrainer Andreas Dörner an Bord holte, der aber wohl nicht als alleiniger Cheftrainer vorgesehen ist. Dörners Aufgabenbereich wird nämlich mit „einer tatkräftigen Unterstützung in der Betreuung und dem Management der Mannschaft“ umschrieben. Dörner ist folglich als eine Art Teammanager und Coach vorgesehen. Die Zusammenarbeit mit dem Tischtennislehrer, der zudem für die Spieler der ersten und zweiten Mannschaft freitags ein Stützpunkttraining in Weinheim anbieten wird, soll „Säger deutlich entlasten“.
Andreas Dörner, geboren 1987 in Sinsheim, hat mit zehn Jahren bei der TTG Neckarbischofsheim mit dem Tischtennis begonnen und selbst bis in der Verbandsklasse gespielt. Mit 16 Jahren begann er auch als Jugendtrainer bei seinem Verein, erwarb 2016 die A-Lizenz und ist seit 2006 Trainer am Landesstützpunkt in Heilbronn, dessen Leitung er 2015 übernahm.
Die Freude auf die neue Herausforderung ist spürbar. Auf der TTC-Homepage lesen wir: „Die Fans können sich schon einmal freuen, dass bei den Heimspielen die Crème des deutschen Damen-Tischtennis in der Heisenberg-Sporthalle antreten wird mit den Teams des ttc berlin eastside, SV DJK Kolbermoor, TSV Langstadt, TSV Schwabhausen, SV Böblingen, ESV Weil oder der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim.“
Zur Webseite des TTC 46 Weinheim
Beitragsbild oben: TTC Weinheim 2020/21: v.l. Trainerin Shen Zhujun, Lisa Lung, Margo Degraef, Luisa Säger und Jennie Wolf (ganz rechts ins Bild gerückt Daria Trigolos).
Text: Dr. Stephan Roscher
Fotos: TTC Weinheim