Bislang läuft alles wie am Schnürchen für die deutschen Nationalteams in Minsk. Die Herren ließen sich auch von Portugal nicht aufhalten und sind auch im Finale gegen Schweden klarer Favorit, während die Damen gegen Polen einen Krimi zu überstehen hatten und das Endspiel gegen Rumänien als 50:50-Match gelten kann.
Mit einem 3:0-Sieg über Titelverteidiger Portugal sind Deutschlands Herren in das Endspiel der European Games gestürmt. Timo Boll, Patrick Franziska und Dimtrij Ovtcharov sind nur noch einen Sieg von der Goldmedaille und dem Olympia-Ticket für Tokio 2020 entfernt. Das Duo Boll/Franziska gewann zum Auftakt in drei knappen Sätzen gegen Tiago Apolonia/Joao Monteiro. Dass Dimitrij Ovtcharov, in den letzten Monaten mit schwankenden internationalen Ergebnissen, anschließend einen Weltklassemann wie Marcos Freitas nicht nur besiegte sondern regelrecht auseinandernahm, war nicht unbedingt zu erwarten und bereits die halbe Miete zum Sieg. Patrick Franziska sorgte schließlich für das i-Tüpfelchen und behauptete sich gegen Tiago Apolonia, kommende Saison im Dress des Bundesliganeulings TTC Neu-Ulm, nach 0:2-Satzrückstand noch in fünf Durchgängen. Alles in allem war Portugal ohne Chance. Dima Ovtcharov machte deutlich: „Das war eine starke Teamleistung.“
Endspielgegner Schweden war beim 3:1 über Dänemark über weite Strecken kaum gefordert. Lediglich der auch im Einzelturnier so starke Jonathan Groth konnte gegen Vizeweltmeister Mattias Falck eine Duftmarke setzen, doch letztlich war es nur der Ehrenpunkt für seine Farben.
Deutschland und Rumänien: Krimis mit Happyend
Auch die deutschen Damen haben es geschafft, mussten aber im Halbfinale mächtig schwitzen. Das Match gegen starke Polinnen stand auf des Messers Schneide.
Die amtierende Deutsche Einzelmeisterin Nina Mittelham war es schließlich, die ihre Mannschaft erlöste. Gegen Europameisterin Li Qian, die wie immer sehr dicht in der Abwehr war, machte die Berliner Bundesligaspielerin im fünften Satz sogar einen 6:9-Rückstand wett und traf am Ende einfach alles. Mittelham: „Heute habe ich an mich geglaubt, auch in der Schlussphase noch. Sonst hätte ich dieses Spiel nie gewonnen. Normalerweise bin ich eher kritisch mit mir, aber heute bin ich hundertprozentig mit meinem Einzel zufrieden.“
Dass es bis zum Ende so eng war, lag an einer sensationell starken Natalia Partyka, die Shan Xiaona beim 3:1 gut im Griff hatte und zum Auftakt überraschend ihr Doppel mit Natalia Bajor klar gegen das deutsche Duo Mittelham/Shan gewonnen hatte. Han Ying unterstrich ihre gute Form vom Einzelwettbewerb und schlug ihre beiden Gegnerinnen jeweils mit 3:0, auch Li Qian.
Rumänien mit Bernadette Szocs, Elizabeta Samara und Daniela Dodean-Monteiro dürfte im Endspiel am Samstagmittag eine harte Nuss werden. Allerdings mussten Szocs, kommende Saison für berlin eastside in der Champions League am Ball, und ihre Kolleginnen gegen die Ungarinnen einen ebenso prickelnden Thriller überstehen wie die DTTB-Frauen gegen Polen. Dodean-Monteiro bewies einmal mehr Nerven wie Drahtseile, als sie das Wahnsinnsmatch gegen Berlins Bundesliga-Leistungsträgerin Gina Pota mit 12:10 im Entscheidungssatz nach Hause brachte und ihr Team jubeln ließ. Da nützte den Ungarinnen auch der Überraschungssieg von Dora Madarasz gegen Elizabeta Samara nichts mehr.
Auch die Rumäninnen sind also verwundbar und wären um ein Haar gestrauchelt. Dem deutschen Team fehlt zwar die verletzte Petrissa Solja, die Truppe ist mit Han Ying, Nina Mittelham und Shan Xiaona dennoch sehr ausgeglichen besetzt und besitzt eine realistische Titelchance. Es wird auf die Tagesform ankommen.
Die Spiele am Freitag
HERREN MANNSCHAFT HALBFINALE
Deutschland – Portugal 3:0
Timo Boll/Patrick Franziska – Tiago Apolonia/Joao Monteiro 3:0 (10,7,14)
Dimitrij Ovtcharov – Marcos Freitas 3:0 (8,2,6)
Patrick Franziska – Tiago Apolonia 3:2 (-7,-7,8,5,6)
Dänemark – Schweden 1:3
Anders Lind/Tobias Rasmussen – Jon Persson/Kristian Karlsson 0:3 (5:11, 10:12, 6:11)
Jonathan Groth – Mattias Falck 3:1 (11:9, 11:6, 10:12, 11:7)
Tobias Rasmussen – Kristian Karlsson 0:3 (6:11, 8:11, 7:11)
Anders Lind – Mattias Falck 1:3 (5:11, 11:8, 5:11, 5:11)
DAMEN MANNSCHAFT HALBFINALE
Deutschland – Polen 3:2
Nina Mittelham/Shan Xiaona – Natalia Bajor/Natalia Partyka 0:3 (-8,-2,-12)
Han Ying – Li Qian 3:0 (9,7,3)
Shan Xiaona – Natalia Partyka 1:3 (-8,-8,5,-4)
Han Ying – Natalia Bajor 3:0 (2,6,8)
Nina Mittelham – Li Qian 3:2 (-4,5,8,-8,9)
Rumänien – Ungarn 3:2
Szandra Pergel/Dora Madarasz – Daniela Dodean-Monteiro/Elizabeta Samara 3:2 (9,-6,6,-9,10)
Georgina Pota – Bernadatte Szocs 0:3 (-9,-7,-9)
Dora Madarasz – Elizabeta Samara 3:2 (-7,6,-9,7,8)
Szandra Pergel – Bernadette Szocs 1:3 (7,-10,-9,-4)
Georgina Pota – Daniela Dodean-Monteiro 2:3 (-6,7,12,-6,-10)
Die Spiele am Samstag
Damen-Mannschaft, Spiel um Bronze, 9 Uhr
Polen – Ungarn
Finale, 12 Uhr
Deutschland – Rumänien
Herren-Mannschaft, Spiel um Bronze, 16 Uhr
Portugal – Dänemark
Finale, 19 Uhr
Deuschland – Schweden
Europaspiele auf der Turnier-Webseite
Text & Foto: Dr. Stephan Roscher