Ein wahnsinnig spannendes Finalrückspiel in der ASP.5 Sporthalle in Berlin-Lichtenberg, bei dem Champions-League-Sieger ttc berlin eastside ständig einem Rückstand hinterher laufen musste, endete mit einem von vielen nicht erwarteten 5:3-Auswärtserfolg des SV DJK Kolbermoor nach einer wirklich extrem starken Leistung in einer sehr emotionalen Partie.
Kolbermoor präsentierte sich wild entschlossen und führte zur Pause mit 3:1. Kristin Lang (3:2 gegen Shan Xiaona) und Fu Yu (3:0 gegen Nina Mittelham) hatten das Gästeteam mit 2:0 in Front gebracht. Britt Eerland hatte zwar durch ein 3:0 gegen Svetlana Ganina verkürzen können, doch eine extrem starke Yuan Wan das kleine Kunststück vollbracht, Berlins Defensiv-Ass Ding Yaping mit 3:0 zum 3:1-Pausenstand in die Schranken zu weisen.
Noch zwei Matches mussten die Oberbayern im zweiten Durchgang gewinnen, um nach dem 3:5 im Hinspiel eine dritte Partie zu erzwingen, drei hätten an den ttc eastside eastside gehen müssen, um direkt den Titel des Deutschen Meisters 2020/21 und somit das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Königsklasse einzutüten.
Doch Kristin Lang, die sich eindrucksvoll für ihre beiden Niederlagen aus dem Hinspiel rehabilitierte, und ihre Teamkolleginnen hatten etwas dagegen und sicherten sich zwei weitere Matchgewinne. Konkret sah das so aus: Lang konnte auch Nina Mittelham bezwingen – das extrem enge Duell der beiden deutschen Nationalspielerinnen endete schließlich mit 12:10 im Entscheidungsdurchgang zu Gunsten von Kolbermoors Nummer zwei. Da am Nebentisch aber Shan Xiaona erneut Fu Yu, auch wieder in fünf Sätzen, geschlagen hatte, stand es 4:2 für die Truppe aus Bayern, die noch nicht am Ziel war.
Doch es war einfach der Tag der Yuan Wan. Die 23-Jährige schaffte es nämlich auch, die Weltranglisten-28. Britt Eerland auf Distanz zu halten und mit 3:2 (11:7, 7:11, 5:11, 11:8, 11:8) zu besiegen, der fünfte Punkt war unter Dach und Fach und das 3:2 im abschließenden Defensivduell zwischen Ding Yaping und Svetlana Ganina – der letzte Satz wurde nicht mehr gespielt – nur noch Ergebniskosmetik.
Der Hauptstadtkrimi, spannender als jeder Tatort, war somit entschieden, sodass es am Sonntag um 13 Uhr an selber Stelle zum dritten und alles entscheidenden Spiel um die Meisterschaft kommt – wahrlich ein Duell der Giganten, für das nach dem heutigen Tag keiner mehr Wetten abschließen möchte.
Enttäuschung bei eastside, Freude bei Kolbermoor – beide hoffen auf den Sonntag
Natürlich hatte man sich bei eastside nach dem 5:3 im Hinspiel gute Chancen auf den siebten deutschen Meistertitel und das vierte Triple der Vereinsgeschichte ausgerechnet. Dementsprechend war die Enttäuschung verständlich. „Wir hatten es heute in der Hand, aber es hat leider nicht gereicht“, bilanzierte Klubpräsident Alexander Teichmann. „Das Gute für uns ist, dass wir es immer noch schaffen können.“ Auch Trainerin Irina Palina hatte sich einen anderen Ausgang erhofft: „Natürlich sind wir erst einmal enttäuscht. Jetzt müssen wir uns eben zusammenreißen und es im dritten Spiel besser machen.“
Michael Fuchs freute sich dagegen: „Das war heute eine richtig tolle Teamleistung von ausnahmslos allen, besonders stark natürlich Kristin und Yuan mit jeweils zwei Siegen, doch man muss einfach feststellen, dass alle vier wirklich top gespielt haben und dann gewinnt man nicht umsonst gegen den aktuellen Champions-League-Sieger.“ Der Trainer des siegreichen Teams rief in Erinnerung: „Ich hatte ja schon vor der Partie gesagt, wenn alle sehr gut spielen, können wir Berlin schlagen – und heute haben alle sehr gut gespielt.“ Die Spannung vor dem dritten und entscheidenden Play-off-Finalspiel am morgigen Sonntag ist fraglos riesengroß. „Wir haben aus dem heutigen Spiel natürlich einen Motivationsschub mitgenommen, doch morgen ist es wieder ein ganz neues Spiel, das bei null losgeht – und auch heute war ja alles knapp, aber diesmal gingen die knappen Spiele halt an uns“, so Fuchs. „Wir freuen uns auf das dritte Spiel, sind gutgelaunt und top motiviert und schauen, was der morgige Tag bringt.“
Klar ist, dass der Sieger des Entscheidungsspiels den Titelgewinn bejubeln darf. Sollte die Partie aber 4:4 enden – und wer will das schon ausschließen –, würden zunächst die Sätze und dann die Bälle ausgezählt. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass es dann immer noch unentschieden stünde, würde ein Münzwurf darüber entscheiden, wer als Deutscher Meister 2020/21 in die Tischtennisannalen eingeht.
Auch das dritte Spiel am Sonntag (13 Uhr) wird auf Sportdeutschland.tv live gestreamt und ist natürlich auch wieder im Liveticker von TT-NEWS in allen Einzelheiten zu verfolgen.
DIE FINALSPIELE
3. Play-off-Finale (25. April, 13 Uhr)
ttc berlin eastside – SV DJK Kolbermoor
2. Play-off-Finale (24. April)
ttc berlin eastside – SV DJK Kolbermoor 3:5
Shan Xiaona – Kristin Lang 1:3 (8,-10,-10,-8)
Nina Mittelham – Fu Yu 0:3 (-8,-11,-6)
Britt Eerland – Svetlana Ganina 3:0 (9,5,9)
Ding Yaping – Yuan Wan 0:3 (-11,-7,-9)
Shan Xiaona – Fu Yu 3:2 (9,-8,-12,9,8)
Nina Mittelham – Kristin Lang 2:3 (14,-9,-8,8,-10)
Britt Eerland – Yuan Wan 2:3 (-7,7,5,-6,-8)
Ding Yaping – Svetlana Ganina 3:2 (-7,9,-4,3,0 – der fünfte Satz wurde nicht ausgetragen)
Sätze: 14:19, Bälle: 318:322
1. Play-off-Finale (18. April)
SV DJK Kolbermoor – ttc berlin eastside 3:5
Fu Yu – Nina Mittelham 3:0 (7,7,4)
Kristin Lang – Shan Xiaona 2:3 (-6,7,-9,10,-8)
Yuan Wan – Ding Yaping 0:3 (-9,-10,-4)
Svetlana Ganina – Britt Eerland 0:3 (-4,-8,-9)
Fu Yu – Shan Xiaona 2:3 (-9,4,-8,7,-7)
Kristin Lang – Nina Mittelham 2:3 (9,-9,-7,6,-9)
Yuan Wan – Britt Eerland 3:0 (0,0,0 – das Spiel wurde nicht ausgetragen)
Svetlana Ganina – Ding Yaping 3:0 (0,0,0 – das Spiel wurde nicht ausgetragen)
Sätze: 15:15, Bälle: 282:227
Beitragsbild oben: Wild entschlossen: Kristin Lang präsentierte sich am Samstag spielerisch und kämpferisch in Topform sowie äußerst nervenstark.
Text & Foto Lang: Dr. Stephan Roscher
Foto Mittelham: Johannes Gohlke