So, 22. Dezember 2024
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Virtuelles Tischtennis: Eine Alternative zum Gang in die Halle?

Letzten Sonntag endete das erste internationale virtuelle Tischtennisturnier zwischen Deutschland und Frankreich mit sechs spannenden Spielen in den einzelnen Elo-Gruppen. In den Vorrunden waren die deutschen Spieler oft überlegen, für das Finale jedoch standen einige sehr knappe Partien an, in denen sich die besten deutschen virtuellen Tischtennisspieler wirklich beweisen mussten. Mit der größten Spannung wurde sicherlich das Spiel des deutschen Spielers Aiphaton, der momentan die internationale Weltrangliste anführt, gegen den Franzosen Skwell erwartet, der sich immerhin auf Platz 13 dieser befindet.

Das Ziel: Eine möglichst realistische TT-Simulation

Aber bevor wir näher auf das spannende Finale eingehen, sollten wir kurz klarstellen, um was es sich bei virtuellem Tischtennis eigentlich handelt. Gespielt wird über eine Virtual Reality Brille, auf der bereits seit über einem Jahr die Tischtennis-Simulation Eleven Tabletennis VR zu erwerben ist. Die Intention des Erschaffers dieses Programms ist ganz klar: Er möchte innerhalb der virtuellen Realität eine Tischtennis-Simulation schaffen, die so echt wirkt, dass sie von der Wirklichkeit nicht mehr zu unterscheiden ist. Und er ist auf einem unglaublich guten Weg, sein Ziel zu erreichen.

Für jeden Laien, der nicht regelmäßig im Verein Tischtennis spielt, ist bereits kein Unterschied mehr zwischen einem Tischtennisspiel an einem echten Tisch und in der virtuellen Realität festzustellen. Außer vielleicht, dass der Gegner einen Katzenkopf hat, aber dazu später mehr. Das Spiel bietet ein realitätsnahes Spielgefühl, indem glatte bis griffige Gummis auf einem frei einstellbaren Schläger eingestellt werden können, mit dem man im Spiel wie in der Wirklichkeit den Ball nicht nur über die andere Seite der Platte schlagen kann, sondern ihn auch andrehen und verschiedene Spins mitgeben kann. 

Nur erfahrene Tischtennisspieler werden feststellen, dass der Ball etwas anders fliegt und der Unterschnitt im Vergleich zur Realität ein wenig entschärft ist. Zudem kann es passieren, dass der Ball verzögert über die Platte kommt, wenn man gegen einen Gegner spielt, der tausende Kilometer entfernt ist.

Eine Gameplay-Aufnahme von Eleven Tabletennis

Eine Alternative für Berufstätige?

Hier sind wir aber schon bei dem großen Vorteil der Tischtennis-Simulation angekommen: Zu jeder Tages- und Nachtzeit kann man sich die VR-Brille aufsetzen und gegen reale Gegner Tischtennis spielen. Wer in der Rangliste spielt, absolviert meist zwei Sätze gegen seinen Gegner, die sich schneller spielen als in der Wirklichkeit, da beispielsweise nie ein Ball gesucht und aufgesammelt werden muss. Fliegt ein Ball durch das virtuelle Apartment oder die virtuelle Arena, nachdem ein Schmetterball vorbei ging, taucht er auf Knopfdruck wieder in der Hand des Aufschlaggebenden auf. Vor allem dieser Aspekt sorgt dafür, dass die virtuelle Tischtennissimulation auch für Menschen eine Option ist, die aufgrund von Verpflichtungen oder der eigenen Familie keine Zeit mehr für den intensiven Mannschaftssport in der Realität haben.

Deutschland hatte die Nase vorn

Aber wie kam es eigentlich zu dem deutsch-französischen Turnier? Bereits im März 2020 fingen der deutsche Spieler Bonsaizocker und der französische Spieler Coachy an, sich für das Spiel zu interessieren. Ohne einen Ernst zu nehmenden Hintergedanken und mehr als Spaß organisierten diese beiden dann ein kleines Turnier, in dem jeweils vier Spieler gegeneinander antraten. Bevor sie sich versehen, entwickelten sich jedoch diese wenigen Spieler zu zwei immer schneller wachsenden Communitys, in denen sich momentan jeweils mehr als 200 Spieler befinden. 

Ein erneutes, diesmal größeres Turnier zu veranstalten war selbstverständlich der nächste logische Schritt, überraschenderweise bekamen aber auch der Französische Tischtennisbund (FFTT) und das Sportunternehmen Decathlon Frankreich Wind von der Veranstaltung und erklärten sich dazu bereit, dieses offiziell zu unterstützen und zu sponsern. Somit wurde das Turnier zumindest auch in Frankreich nicht nur von VR-Enthusiasten sondern auch in der gewöhnlichen Tischtennisszene aufmerksam verfolgt.

Sportlich half dies den Franzosen nicht, denn auch wenn die Finalspiele in den einzelnen Gruppen äußerst knapp waren, gingen die deutschen Spieler mit einem überlegenen Sieg nach Hause. Naja, eigentlich waren sie ja die ganze Zeit zu Hause, der Vorteil der virtuellen Realität eben 🙂  Zwar musste sich in der Gruppe sechs der deutsche Spieler Becks68 dem Franzosen ZWR geschlagen geben, in den Gruppen fünf bis zwei jedoch gewannen Rita.Gal.411, Incentive, Schwatznase und Kittel gegen Origins-Illyria, PGunman, Malthazare und Dc49TT. 

Das Finale in der Gruppe 1 zwischen dem bereits erwähnten Weltranglistenführenden Aiphaton und seinem Gegenspieler Skwell jedoch verlangte dem deutschen Spieler mehr ab, als so mancher erwartet hätte. Am Ende konnte er jedoch knapp mit 13-12 gewinnen und seinen Titel verteidigen. Hunderte von Zuschauern verfolgten das Finale live im Internet und auch dank der tollen Unterstützung durch den französischen Tischtennisbund scheint sich die virtuelle Simulation immer mehr als Alternative und Ergänzung zu realem Tischtennis herauszustellen.

Wenig Ausstattung notwendig für VR-TT

Wer den virtuellen Sport selbst einmal ausprobieren möchte, braucht lediglich eine VR-Brille, die in letzter Zeit immer erschwinglicher werden und auch ohne einen Gaming-PC funktionieren sowie das Spiel Eleven Tabletennis VR. Empfohlen wird außerdem ein sogenannter Adapter, mit dem der Controller der VR-Brille in einen fast realen Tischtennisschläger verwandelt wird. Dann kann es auch schon losgehen!

Text: Tim Koscheny

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