Nur noch wenige Wochen verbleiben bis zu den Olympischen Spielen in Tokio, bis zum 15. Mai mussten die Nationaltrainer jedoch schon ihre Meldungen für den wichtigsten Tischtenniswettbewerb der Welt einreichen. Nachdem wir in der vergangenen Woche über die Nominierungen der Herren berichteten, sollen nun die weiblichen Starterinnen analysiert werden.
Sun Yingsha statt Liu Shiwen im Einzel nominiert
China setzt erwartungsgemäß auf die Weltranglistenerste Chen Meng, die sich auch jüngst beim ersten chinesischen Testturnier für Tokio durchsetzen konnte. Ergänzt wird die Olympia-Auswahl des Reichs der Mitte durch Sun Yingsha und Liu Shiwen. Die Überraschung: Die 20-jährige Sun wird in der Einzelkonkurrenz starten – Liu dagegen nur im Team und Mixed. Damit reagieren die Nationaltrainer auf die zuletzt schwache Form der aktuellen Weltmeisterin, die seit Februar 2020 von einer Verletzung beeinträchtigt war.
Bei ihrer Nominierung werden die Chinesen vor allem eine Spielerin berücksichtigt haben: Die Japanerin Mima Ito. Gemeinsam mit Kasumi Ishikawa und Miu Hirano bildet sie das Trio, welches den Titel im eigenen Land gewinnen soll. Ito ist die gefährlichste Gegnerin der Chinesen und ist bislang nur noch gegen Chen Meng sieglos. Gegen Liu Shiwen und Sun Yingsha kann sie dagegen schon Siege bspw. in Weltmeisterschaftsfinalen vorweisen.
Im Teamwettbewerb könnten die Japanerinnen durchaus kleinere Vorteile haben: Ishikawa und Hirano bilden eine Links-Rechts Kombination wohingegen in der chinesischen Auswahl ausschließlich Rechtshänderinnen vertreten sind. Spannend: In Südkorea konnte sich die 17-jährige Shin Yu Bin (siehe Bild) für die Einzelwettbewerbe qualifizieren und damit die Abwehrspielerin Seo Hyo Won aus dem Olympiateam werfen. Zusammen mit der gebürtigen Chinesin Choi Hyo Joo wird sie das Doppel bilden, wohingegen Jeon Ji Hee die Spitzenposition einnimmt. Die weiteren asiatischen Nominierungen sind ohne Überraschung: Aus Hongkong werden neben Topspielerin Doo Hoi Kem noch Minnie Soo Wai Yam und Lee Ho Ching antreten, aus Singapur die erfahrene Feng Tianwei sowie Yu Mengyu und Lin Ye.
Liu Jia ist immer noch dabei
Deutschland hat sich bekanntermaßen für Petrissa Solja und Han Ying entschieden. Hinzu kommt in der Teamkonkurrenz mit Shan Xiaona eine Aufschlagspezialistin, die – wie das gesamte Team – schon 2016 in Rio antrat. Bundestrainerin Jie Schöpp hatte eine schwierige Wahl zu treffen: Die junge Nina Mittelham war ebenfalls eine Kandidatin für das dritte Ticket, hatte aber letztendlich aufgrund der besseren Doppelfähigkeiten Shans das Nachsehen. Trotzdem wird sie als Ersatzspielerin nach Tokio reisen.
Die österreichischen Nachbarn setzen auch 2021 auf Altmeisterin Liu Jia: Die 39-Jährige ist immer noch voll konkurrenzfähig – zuletzt offenbart im Champions-League Finale durch einen Sieg gegen Shan Xiaona. Ergänzt wird die Auswahl durch Spitzenspielerin Sofia Polcanova und die unbekannte Liu Yuan.
Während Rumänien auf ihre bewährte Formation aus Elizabeta Samara, Bernadette Szocs und Daniela Dodean-Monteiro setzt, findet man in der Aufstellung der Vereinigten Staaten die unbekannten Liu Juan und Wang Huijing. Gemeinsam mit Lily Zhang sind die USA ein „Dark Horse“: Liu Juan war bspw. von 2001 bis 2006 Teil des chinesischen Nationalteams und ist schwer auszurechnen.
Nominierungen:
Asien
China Chen Meng, Sun Yingsha, Liu Shiwen
Japan Mima Ito, Kasumi Ishikawa, Miu Hirano
Hong Kong Doo Hoi Kem, Soo Wai Yam Minnie, Lee Ho Ching
Singapur Feng Tianwei, Yu Mengyu, Lin Ye
Taiwan Cheng I-Ching, Chen Szu-Yu, Cheng Hsien-Tzu
Südkorea Jeon Jihee, Shin Yubin, Choi Hyojoo
Europa
Deutschland Petrissa Solja, Han Ying, Shan Xiaona
Österreich Sofia Polcanova, Liu Jia, Liu Yuan
Polen Li Qian, Natalia Partyka, Natalia Bajor
Ungarn Dora Madarasz, Georgina Pota, Szandra Pergel
Rumänien Elizabeta Samara, Bernadette Szocs, Daniela Dodean Monteiro
Afrika
Ägypten Dina Meshref, Yousra Helmy, Farah Abdel-Aziz
Nordamerika
USA Lily Zhang, Liu Juan, Wang Huijing
Lateinamerika
Brasilien Bruna Takahashi, Jessica Yamada, Caroline Kumahara
Ozeanien
Australien Michelle Bromley, Stephanie Sang
Text: Ludger Santel
Beitragsbild Shin Yubin: courtesy by the ITTF
Bild Liu Jia: Dr. Stephan Roscher