Ohne die Nr. 1 der Nationalmannschaft, Mattias Falck, fand die schwedische Meisterschaft am vergangenen Wochenende statt.
Auch der frischgebackene Deutsche Mannschaftsmeister Kristian Karlsson musste kurzfristig das Turnier absagen:
„Karlsson hat am Mittwoch seinen zweiten Impfstoff gegen Covid-19 erhalten und leidet seitdem an Fieber und Gelenkschmerzen. Trotz der Tatsache, dass es sich seitdem verbessert hat, ist er nicht in der Lage an den schwedischen Meisterschaften teilzunehmen,“ vermeldete der schwedische Verband vor dem Turnier.
Ganz ohne Konkurrenz stand der TTBL-Shootingsstar Anton Källberg dennoch nicht da. Seine Nationalmannschaftskollegen Jon Persson und Truls Moregardh waren nämlich ebenso ambitioniert, in Abwesenheit der beiden laut Weltrangliste besten Schweden, den schwedischen Meistertitel zu gewinnen.
Doch bevor wir näher auf die Herren eingehen, schauen wir auf die Damen. Dort fehlte die Titelverteidigerin Mathilda Ekholm. Dies war allerdings nicht überraschend, denn im letzten Jahr beendete die 38-Jährige ihre Karriere und lebt seitdem in den USA.
Als Topgesetzte ins Turnier ging die Abwehrspielerin Linda Bergström, die sich durch eine starke Leistung bei der Weltolympiaqualifikation auch für die olympischen Spiele qualifizierte. Darüber hinaus am Start: Die jungen Filippa Bergand und Christina Källberg. Insbesondere Källberg, die Schwester vom Düsseldorfer Anton Källberg, konnte in letzter Zeit auf internationalem Parkett glänzen.
Bis zum Halbfinale gab es keine Überraschungen, doch dann trafen die beiden jungen Schwedinnen Bergand und Källberg sogar direkt aufeinander. Die leicht favorisierte Bergand setzte sich mit 4:1 durch und zog ins Finale ein. Dort wartete Bergström, die auch im Halbfinale gegen Rebecca Tveit Muskantor, wie schon zuvor im ganzen Turnier, ohne Satzverlust blieb.
Im Finale ging die 22-Jährige Bergand mit 1:0 in Führung, ehe die vier Jahre ältere Abwehrspielerin das Spiel an sich nahm und das sehenswerte Match am Ende mit 4:1 gewann.
„Gegen Filippa gibt es immer lange Ballwechsel und ich war am Anfang etwas zu unruhig. Nach dem ersten Satz habe ich die nötige Ruhe gefunden und habe mehr Qualität in meine Abwehrbälle bekommen. Das war ausschlaggebend für den Sieg,“ freute sich Linda Bergström.
Im Doppelwettbewerb setzten sich die beiden Einzelfinalistinnen gemeinsam durch. Filippa Bergand und Linda Bergström bezwangen Erika Fronth und Stina Källberg nach einem dramatischen Match.
Källberg/Fronth lagen bereits 2:0 vorn, ehe sie Satz drei und vier in der Verlängerung abgaben und im fünften Satz mit 7:11 den Kürzeren zogen. Der Jubel bei den favorisierten Bergand/Bergström war nach dem hart umkämpften Erfolg groß.
Eine weitere Chance auf den Titel hatte Christina Källberg im Mixed. Hier stand sie zusammen mit ihrem Bruder Anton im Finale gegen Filippa Bergand und Truls Moregardh. Die beiden Geschwister, die auch bei der Europameisterschaft nächste Woche gemeinsam starten werden, zeigten ihre Klasse und gewannen am deutlich mit 3:0.
Soviel vorweggenommen: Für Anton Källberg sollte es der einzige Titel des Wochenendes bleiben.
Denn überraschend verlor er das Finale im Herren Doppel zusammen mit Jon Persson gegen die klaren Außenseiter Simon Arvidsson und Elias Ranefur klar mit 3:0.
„Es fühlte sich so an, als wären wir etwas heißer gewesen und ich denke dass das Spiel der Beiden uns extrem gut lag. Wir schafften es, sie so anzuspielen, dass sie möglichst selten gut angreifen konnten,“ sagt Simon Arvidsson über das Doppelfinale der schwedischen Meisterschaft.
Sein Doppelpartner Ranefur ergänzte: „Wir haben super gut gespielt. Besonders die Variationen in unseren Rückschlägen brachten uns viele Punkte. Der Schlüssel zum Sieg war, so viel zu variieren, dass sie nicht wirklich wussten, was beim nächsten Mal passieren würde, und das ist uns unglaublich gut gelungen. Für mich ist dies einer der größten Siege meiner Karriere. Ich habe in Mannschaften Gold bei der schwedischen Meisterschaft und auch gegen viele talentierte Spieler gewonnen, aber das ist eindeutig einer der bisherigen Höhepunkte.“
Im Herren Einzel gab es nach den Absagen von Karlsson und Falck die erwarteten Halbfinalspiele.
Anton Källberg traf auf Jens Lundquist und Truls Moregardh auf Jon Persson.
Källberg gab genauso wie in den drei Runden zuvor keinen Satz ab, während das Match Moregardh – Persson um einiges dramatischer war. Der 34 Jahre alte Persson führte bereits mit 3:1 und hatte im 5. Satz zwei Matchbälle.
Doch der fünfzehn Jahre jüngere Schwede blieb cool, drehte den Satz und am Ende auch das Spiel zu seinen Gunsten.
Der Finaleinzug war sein verdienter Lohn.
Im Finale machte Källberg da weiter wo er gegen Lundquist aufgehört hatte und führte schnell mit 2:0. Moregardh stand somit erneut mit dem Rücken zur Wand. Doch das große schwedische Talent, um das es im letzten Jahr aufgrund einer schweren Verletzung etwas ruhiger geworden war, drehte nun auf und entschied tatsächlich die nächsten vier Sätze für sich.
Nach dem verwandelten Matchball folgte ein lauter Jubelschrei, ehe er seinem Bruder und Coach Malte Moregardh in die Arme lief. Was für ein starkes Match des Jugendvizeweltmeisters!
Källberg konnte somit seinen im letzten Jahr gewonnen Titel nicht verteidigen, während Moregardh nach 2019 das zweite Mal schwedischer Meister bei den Herren wird.
„Es fühlt sich fantastisch an! Es ist schwer zu sagen, wie ich es geschafft habe zu gewinnen, aber ich habe die ganze Zeit daran geglaubt und es wirklich versucht und am Ende ging es in meine Richtung,“ sagt ein glücklicher Truls Moregardh.
Zur seiner langen Verletzungspause nach der Knie-OP sagt der 19-Jährige: „Ich bin noch nicht ganz genesen und muss wirklich vorsichtig sein, aber ich bin erholt genug, um so spielen zu können wie ich es vor der Operation konnte. Jetzt warte ich darauf, dass es komplett geheilt ist.“
Bei der Europameisterschaft 2020, die nächste Woche Dienstag in Warschau stattfindet, kann man enorm gespannt sein auf die Darbietungen der starken Schweden. Denn neben Falck und Källberg, werden auch Persson, Karlsson und der nun amtierende schwedische Meister Moregardh für jeden Gegner enorm gefährlich sein.
Text und Foto: Johannes Gohlke