Nicht wenige hatten vor der Saison auf Hertha BSC als Meister der 2. Liga 2020/21 getippt.
Und das, obwohl die Berliner gerade erst als Aufsteiger aus der 3. Liga kamen.
Die „alte Dame“ hatte bereits bis 2013 viele Jahre in der 2. Bundesliga gespielt, ehe sie von 2013 bis 2020 in der dritten Liga beheimatet waren.
Doch seit dem letzten Jahr sind die Hauptstädter zurück im TTBL-Unterhaus und möchten in der 2. Bundesliga wieder Fuß fassen.
„Wir wollen erstmal die Klasse halten und dann schauen, was nach oben noch geht“ sagt der 1. Vorsitzende Gert Welker nun zur Zielsetzung in der kommenden Saison.
Die Mannschaft ist, anders als die allermeisten Konkurrenten, eher mit erfahrenen Spielern besetzt. Jeder der vier Spieler der 1. Herren hat bereits, oft über viele Jahre, in der TTBL gespielt.
Spitzenspieler Philipp Floritz ist mit 29 Jahren gleichzeitig auch der jüngste Spieler des Teams.
Der in Bremen lebende und trainierende Deutsche – der international für Bulgarien spielberechtigt ist – war in zwei Saisonspielen der abgebrochenen Saison 2020/21 der beste Mann des Teams. 4:0 war seine makellose Bilanz.
Anders seine Mitspieler: Sie blieben meist hinter den Erwartungen zurück.
Der Pole Jakub Kosowski konnte lediglich eins seiner vier Einzel im oberen Paarkreuz gewinnen.
Fedor Kuzmin blieb sogar völlig ohne Einzelsieg im unteren Paarkreuz. Altmeister Torben Wosik kam immerhin auf eine 2:2 Bilanz an Nummer drei.
Doch auch wenn der Saisonstart mit einem Unentschieden und einem Mannschaftssieg dürftig war, hielt Gert Welker das Team so zusammen:
„Uns wurde durch den Abbruch und die vielen Regeln in der letzten Saison die Lust etwas genommen. Auf dem Transfermarkt habe ich deshalb nichts unternommen und die Mannschaft erstmal so gehalten. Nach der Saison schauen wir uns wieder um,“ sagt der 79-Jährige.
Nicht mehr im Kader ist der Brasilianer Danilo Toma, der in seinen Einsätzen in der 3. Bundesliga kein einziges Match verlor. Dies überraschte selbst Welker, der vorher nichts von dem Abgang wusste. Toma schlägt in der kommenden Saison für den Oldenburger TB auf.
Zur Nummer 5 rückt nun Hartmut Lohse, der bereits für den Hamburger SV und den TTS Borsum viele Jahre in der 2. Bundesliga spielte, auf. Der 36-Jährige arbeitet u.a. für den Berliner Tischtennisverband als Honorar-Trainer und war maßgeblich am Aufstieg in die 2. Bundesliga beteiligt.
Zu seiner erfahrenen Mannschaft, die im Durchschnitt 38 Jahre alt ist, sagt Welker: „Timo Boll ist das beste Beispiel dafür, dass das Alter im Tischtennis unwichtig ist. Tischtennis kann man ewig spielen und sehr lange auf hohem Niveau“.
Ambitionen in die TTBL aufzusteigen, die den Berlinern vor der Saison durchaus nachgesagt wurden, hat der Verein übrigens nicht. „Die TTBL ist uns zu teuer,“ so Welker, der nicht nur 1. Vorsitzender, sondern auch der Gründer der Tischtennisabteilung des Fußball-Bundesligisten ist.
Etwas größer könnte in der Hauptstadt noch die Tischtennisbegeisterung sein: In der dritten Liga kamen im Durchschnitt lediglich 37 Zuschauer. Auch zu den zwei Heimspielen in der 2. Bundesliga kamen nicht mehr Interessierte.
„Das kleine Zuschauerinteresse liegt an der Großstadt. Auf dem Dorf lassen sich die Massen natürlich eher von höherklassigem Sport begeistern,“ meint Welker.
Auf die Nachfrage, ob es gerade bei Hertha BSC nicht an Öffentlichkeitsarbeit mangelt, sagt der Rentner: „Das bringt sowieso nichts. Wir haben schon einiges versucht und es kommen nicht mehr Zuschauer.“
Ganz teilen kann der Autor dieser Zeilen diese Meinung nicht. Hertha BSC ist der einzige Zweitligaverein, der keinen Social-Media-Kanal hat und auch auf der Homepage nicht über die Spiele der 1. Herren berichtet.
Gerade so ein Traditionsverein, mit so einer großen Fanbasis im Fußball, sollte nichts unversucht lassen um mehr Zuschauer, für den tollen Sport der in der 2. Bundesliga geboten wird, zu begeistern.
Text & Foto: Johannes Gohlke