Die TTBL ist schon in vollem Gange, nun steht am zweiten September-Wochenende auch die zweithöchste deutsche Vereinsliga vor ihrem Saisonstart. In der 2. Bundesliga wird wieder eine enge Ausscheidung erwartet, die bis zum letzten Spieltag andauern könnte. In unserem Überblick sehen sie, wer am Ende ganz oben landen könnte und wer um den Klassenerhalt bangen muss.
Die Favoriten:
Zwei Vereine haben bereits durchsickern lassen, dass sie den Schritt in die TTBL wagen möchten. Zum einen der 1. FC Köln, der in der letzten Saison bereits die Lizenz für die TTBL beantragte – dann aber doch noch zurückzog. Die Begründung: Die Rheinländer wollten den Schritt in die höchste deutsche Spielklasse nur auf sportlichem Wege schaffen. Damit dies in dieser Spielzeit gelingen wird, haben sie einen schlagkräftigen Kader zusammengestellt. Neuzugang Sam Walker ist überzeugt: „Wir haben für die kommende Saison eine wirklich starke Mannschaft zusammen, die die Liga gewinnen kann.“ Mit Gianluca Walther, Tobias Hippler, Damien Eloi sowie Spielertrainer Lennart Wehking kann der TTBL-Traum in dieser Spielzeit wahr werden.
Auch der TTC Bad Hamm strebt den Aufstieg an: Mit Florian Bluhm haben sie einen spektakulären Transfer tätigen können, denn der Defensivspieler war nicht nur bester Spieler der abgelaufenen Serie, sondern ist durch sein Abwehrsystem auch bei den Zuschauern beliebt. Daneben sind die Westfalen mit Gerrit Engemann, Laurens Devos und Pekka Pelz auch im gesamten Kader gut aufgestellt. Ein Abschneiden auf den ersten beiden Rängen ist absolut möglich.
Das Mittelfeld:
Die Berliner Hertha wurde im letzten Jahr als Mitfavorit gehandelt, doch der Saisonstart misslang mit einer Niederlage und einem Unentschieden. Abteilungsleiter Gerd Welker hat seinen erfahrenen Kader (Durchschnittsalter: 38) der letzten Serie um Philipp Floritz und Torben Wosik trotzdem gehalten und möchte vor allen Dingen den Abstieg frühzeitig vermeiden: „Wir wollen erstmal die Klasse halten und dann schauen, was nach oben noch geht“, so der Macher der Berliner. An einen Aufstieg denkt er nicht: „Der ist zu teuer. “ Potenzial für einen vorderen Tabellenplatz besteht aber alle mal.
Ähnlich sieht es in Mainz aus, doch die Rheinländer mussten zur neuen Saison eine komplett neue Mannschaft zusammenstellen: Mit Andrei Putuntica, Carlo Rossi, Abdullah Yigenler und Luka Mladenovic haben sie aber ein junges Team geformt, welches für Überraschungen gut ist. Gerade der Türke Yigenler ist ein unbeschriebenes Blatt und kann positiv einschlagen. Die ebenfalls gemeldeten Suzuki und Kumar werden wohl allenfalls selten zum Einsatz kommen. Mladenovic möchte mit seinem Team frühzeitig den Klassenerhalt sichern: „Wir haben eine fast neue Mannschaft, so dass wir erstmal den Fokus auf Teambuilding legen werden.“ Doch auch eine vordere Platzierung ist nicht auszuschließen: „Im Laufe der Saison wird sich unser junges Team hoffentlich weiterentwickeln“, so der Anti-Topspieler.
Ebenfalls im Mittelfeld ist Jülich einzuordnen: Mit Rückkehrer Robin Devos (siehe Bild) haben sie einen starken Transfer tätigen können, der im vorderen Paarkreuz der 2. Bundesliga zu den besten Spielern gehören wird. Manager Arnold Beginn musste um Devos kämpfen: „Ich habe über längere Zeit immer wieder mit ihm gesprochen, sehr lange und sehr intensiv verhandeln müssen, um ihn zu überzeugen, in der 2. Liga zu spielen, aber am Ende hat es doch noch geklappt. Robin passt einfach perfekt in das aktuelle Team!“ Mit den Niederländern Oostwouder und Tromer und dem Belgier Cnudde werden die Jülicher wohl nicht in die Nähe der Abstiegsränge geraten.
In Passau hofft man ebenfalls auf einen guten Mittelfeldrang: „Wir gehen nicht in die Saison um gegen den Abstieg zu kämpfen“, sagte der 1. Vorsitzende der Bayern Thomas Saller. Mit Tom Jarvis und Csabo Andras hat man ein junges, talentiertes vorderes Paarkreuz unter Vertrag, welches durch den erfahrenen Kapitän Tomislav Kolarek ergänzt wird. An Nummer Vier ist der 19-jährige Italiener John Oyebode neu hinzugekommen, welcher in Italien mit einer 6:3 Bilanz überzeugte. Trotzdem wird er sicherlich Anlaufzeit benötigen und scheint momentan im Mannschaftsvergleich noch etwas abzufallen.
Das untere Tabellendrittel:
Nach unten orientieren müssen sich der TV Hilpoltstein und die NSU Neckarsulm. Während die Bayern mit Alexander Flemming und Hermann Mühlbach zwei erfahrene Gesichter der 2. Liga in ihren Reihen halten konnten, sind Andy Pereira und Petr Fedotov neu im Team. Beide trainieren in Deutschland, waren aber hier noch nicht aktiv. Dementsprechend wird abzuwarten sein, wie sich das Team im Abstiegskampf schlagen wird. Höhere Ziele scheinen aber in dieser Spielzeit nicht im Bereich des Möglichen zu liegen, auch wenn die Hilpoltsteiner wieder auf die berühmt starke Unterstützung seitens ihrer Zuschauer setzen können.
In Neckarsulm musste man die Abgänge von Florian Bluhm sowie Jens Schabacker verkraften und hat dafür Liang Qiu und Andrey Semenov verpflichtet. Im Kampf gegen den Abstieg wird es vor allem darauf ankommen, ob der Inder Sanil Shetty zum Einsatz kommen kann. Er sei eine Option, wenn er mal in Europa sei, sagt Cheftrainer Alexander Mohr zu ihm. Mit Altmeister Josef Braun und Lokalmatador Julian Mohr kann das Ziel aber nur Klassenerhalt lauten.
Zuletzt werden sich wohl auch die Dortmunder Borussia sowie das Team aus Saarbrücken eher nach unten orientieren müssen. In unveränderter Aufstellung geht das Team aus dem Ruhrgebiet in die neue Spielzeit: Mit Dennis Klein, Erik Bottroff, Kirill Fadeev sowie dem Ungar Nagy vertraut Mannschaftsführer Evgeny Fadeev auf die letztjährige Auswahl: „Ich denke die Liga wird von Platz 2 – 10 extrem ausgeglichen sein. Unser Ziel ist es, den Klassenerhalt zu schaffen und wenn alles passt eine Platzierung in der oberen Tabellenhälfte zu erreichen.“ Sprünge nach oben dürften vor allem dann zu erwarten sein, wenn sich Talent Kirill Fadeev während der Saison noch deutlich fortentwickeln sollte.
Schwer einzuschätzen ist die zweite Mannschaft des 1. FCS: 8 Spieler sind auf dem Papier gemeldet, doch es bleibt abzuwarten, wer wann zum Einsatz kommen wird. Der Fokus der Saarländer liegt ohnehin auf der Entwicklung von Talenten: „Unser Ziel ist es nicht primär, dass die jungen Spieler unserer Reserve mal beim FCS in der TTBL spielen, sondern allgemein in einer der starken ersten Ligen in Europa ankommen,“ sagt der Teammanager des 1. FC Saarbrücken, Nicolas Barrois. Tomas Polansky zumindest sei eigentlich nur für die erste Liga eingeplant, Mike Hollo wird zu Saisonbeginn nach einer Hüft-OP ebenfalls fehlen.
Text: Ludger Santel
Bild: Dr. Stephan Roscher