Auf den Tag genau zehn Jahre nach dem ersten Pokalsieg gewinnt der 1. FC Saarbrücken zum zweiten Mal den deutschen Pokal. Im Finale siegen die Saarländer etwas überraschend gegen Borussia Düsseldorf mit 3:1. In der Ratiopharm-Arena in Neu-Ulm ist Patrick Franziska der Matchwinner auf Saarbrücker Seite und schlägt sowohl Anton Källberg als auch Kristian Karlsson. Im Halbfinale hätten die Saarländer beinahe schon die Segel streichen müssen.
Im Sport kann es manchmal ganz schnell gehen: Im Halbfinale standen die Männer des 1. FC Saarbrücken bereits kurz vor dem Aus, nur wenige Stunden später sind die Saarländer die neuen deutschen Pokalsieger. „Wir waren schon mit anderthalb Beinen im Bus nach dem Halbfinale“, wusste auch der Leader des 1. FC Saarbrücken nach dem Turniertag. In der Vorschlussrunde hätte Franziska der große Verlierer werden können, denn nach seiner Niederlage gegen den Mühlhauser Ionescu lag der frisch Verheiratete auch gegen Daniel Habesohn bereits mit 4:8 im Entscheidungssatz zurück. Doch „Franz“ schaffte die Wende – für ihn unerwartet: „An den Sieg habe ich nicht mehr geglaubt.“ Im Finale avancierte der deutsche Nationalspieler dann zum Matchwinner.
Doch zum Auftakt des Finales kreuzten zunächst Anton Källberg und Darko Jorgic die Klingen: Der Schwede, der mit einer 15:0 Bilanz der momentan beste Spieler der TTBL ist, hatte in der Vergangenheit einige Male knapp gegen Jorgic gewinnen können. An diesem Samstag lief das Match jedoch in die andere Richtung, Jorgic behielt mit 3:2 die Oberhand. Im Anschluss folgte dann der erste Streich von Patrick Franziska: Trotz einem 0:1 Satzrückstand sicherte der Saarbrücker seinem Team gegen den Doppel-Weltmeister Kristian Karlsson die 2:0 Führung. Dabei musste der Saarbrücker ungewöhnliche Wege gehen: Bei 0:1 und 4:7 drehte Franziska seinen Schläger, obwohl auf roter und schwarzer Seite eigentlich unterschiedliche Beläge kleben. Eine Tat der Verzweiflung und Ratlosigkeit: Im Time-Out schimpfte er noch in Richtung seiner Bank: „Ihr müsst mir irgendwas erzählen, you have to tell me something!“ Doch diese Veränderung führte den Saarländer wieder zurück auf die Siegerstraße und zum Erfolg gegen Karlsson. Interessant: Auch im zweiten Einzel gegen Anton Källberg behielt „Franz“ diese Belagkombination bei.
Franziska schlägt Källberg zum Sieg des 1. FCS
Nach der 2:0 Führung des 1. FCS konnte in Abwesenheit von Shang Kun Tomas Polansky noch nicht den erwünschten Triumph einfahren: Dang Qiu auf Seiten der Borussia spielte kontrollierter und mit geringerer Fehlerquote als sein tschechischer Kontrahent und sicherte so den 1:2 Anschluss für die erfolgsverwöhnten Düsseldorfer. Doch dann folgte das vielleicht beste Spiel von Patrick Franziska seit Längerem: Gegen Anton Källberg blieb er gerade in den knappen Situationen cool, ehe beim Stand von 2:1 der Widerstand des Schweden gebrochen schien. Diese Qualität hatte die Düsseldorfer eigentlich bis dato ausgezeichnet: „In der Vergangenheit haben sie gefühlt immer die knappen Situationen gewonnen, heute gingen sie an uns“, so der Kapitän des 1. FCS. Auch Dang Qiu musste nach dem Match anerkennen, dass „Saarbrücken heute die knappen Sätze gewonnen hat. Das war der kleine Unterschied.“ Mit einem Aufschlagfehler beendete Källberg das Match zugunsten von Franziska. Für Trainer Danny Heister war dies aber kein Zeichen von mangelndem Kampfgeist: „Saarbrücken hat verdient gewonnen, wir müssen keine Ausreden suchen.“ Und weiter: „Wir haben gekämpft, ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen.“ Erfolgscoach Wang Zhi auf der anderen Seite hatte sich diesen Triumph lange erträumt. Die Champions-League Niederlage 2020 habe noch lange an ihm genagt, daher hätten sie sich über die letzten 12, 13 auch an Feiertagen auf dieses Duell vorbereitet und hart gearbeitet: „Jetzt haben wir es endlich geschafft, ich bin sehr zufrieden mit den Jungs.“
Für Saarbrücken ist es der zweite Pokalsieg in der Geschichte des Vereins, nachdem der 1. FCS am 08.01.2012 – auf den Tag genau vor zehn Jahren – mit Bastian Steger, Joao Monteiro, Bojan Tokic und Trainer Matthias Landfried erstmalig Deutscher Pokalsieger wurde. Auch solche Geschichten schreibt eben häufig nur der Sport.
Text: Ludger Santel
Bilder: Johannes Gohlke, Dr. Stephan Roscher
