Mo., 3. Februar 2025
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Kein Titel für Boll und Co.: Saarbrücken im TTBL-Finale

Riesenjubel in Saarbrücken. Vor 1.200 Fans in der ausverkauften Jochim-Deckarm-Halle machten die Saarländer durch ein 3:1 über den Rekordmeister die Finalteilnahme perfekt. Dagegen war es die Katastrophe schlechthin für die Borussia, die nach dem Triple 2017/18 diesmal mit ganz leeren Händen dasteht.

Nach dem sensationellen 3:2-Auswärtserfolg im Hinspiel gewann der FCS unter den Augen von DTTB-Präsident Michael Geiger auch das zweite Play-off-Halbfinale und steht zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte nach dem Mai 2016 im Meisterschaftsfinale in Frankfurt – damals unterlag man der Borussia noch mit 1:3.

Düsseldorf hatte seit 2008 mit einer Ausnahme immer den Mannschaftstitel gewonnen – nur 2013 setzte sich Werder Bremen im Endspiel gegen Ochsenhausen durch.

Patrick Franziska machte den Auftakt gegen einen letztlich überforderten Anton Källberg, auch wenn der Schwede im ersten Durchgang vier Satzbälle versemmelte. Danach war Saarbrückens Spitzenspieler auf Betriebstemperatur und ließ beim 13:11, 11:7, 11:7 nichts mehr anbrennen. Im Anschluss unterlag der Tscheche Tomas Polansky dem Düsseldorfer Kristian Karlsson deutlich mit 8:11, 7:11 und 8:11. Doch Karlssons Kollegen enttäuschten.

Im richtungsweisenden dritten Match setzte sich nämlich ein bärenstarker Darko Jorgic gegen Timo Boll durch. Der Slowene, im Hinspiel beim 0:3 gegen Karlsson noch überfordert, gewann nach mehr als einer Stunde mit 7:11, 11:8, 10:12, 12:10, 11:9 gegen den Weltranglistenfünften, bei dem es in den letzten Wochen nicht mehr richtig rund lief. Die taktische Variante der Borussia, Boll an Position drei aufzustellen, ging also daneben.

Für den Schlussakkord sorgte der überragende Franziska mit seinem zweiten Tagessieg. Er schlug Karlsson mit 11:5, 14:12 und 11:6 und bleibt damit weiter ohne Satzverlust in den diesjährigen Play-offs. Die Joachim-Deckarm-Halle stand Kopf, als das Wunder von Saarbrücken vollbracht war.

„Riesen-Kompliment an die ganze Mannschaft“, so Patrick Franziska. „Wir haben wirklich dran geglaubt, weil wir wussten, dass Düsseldorf ein wenig angeknockt war. Und was die Jungs dann gezeigt haben …“.

„Wir haben heute alle drei gekämpft wie die Verrückten“, befand Darko Jorgic. „Jetzt freuen wir uns auf das Finale und wollen natürlich den Titel.“

„Saarbrücken hat verdient gewonnen“, räumte Timo Boll ein. „Wir wussten, dass wir uns im Gegensatz zur vergangenen Woche steigern mussten, aber das ist uns leider nicht ausreichend gelungen.“

„Kompliment an unsere Mannschaft. Wir haben großartig gekämpft und uns nicht hängen lassen. Aber Saarbrücken war in beiden Spielen besser und ist verdient ins Finale eingezogen“, gab Borussia-Cheftrainer Danny Heister zu Protokoll. „Wir wussten, dass Franziska stark ist und haben Timo deswegen an drei platziert. Allerdings war die Niederlage von Timo nicht eingeplant. Wenn Franziska zwei Punkte macht, ist es für uns schwer das Spiel zu gewinnen. Aber wir müssen akzeptieren, dass man in der entscheidenden Phase in Topform sein muss, aber das waren wir nicht.“

„Saarbrücken ist verdient ins Finale eingezogen“, zeigte sich auch Borussia-Manager Andreas Preuß als guter Verlierer und wollte seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. „Aus meiner Sicht haben wir das Halbfinale vor zwei Wochen in Düsseldorf verloren. Heute waren wir mächtig unter Druck, aber haben uns gewehrt. Die Moral hat gestimmt. Am Ende ist unser Schachzug, Timo an drei zu stellen, leider schiefgegangen.“

Die Überschrift der Düsseldorfer Presseerklärung vom Freitagabend „Borussia verpasst Überraschung“ mutet indes etwas merkwürdig an. Immerhin spielte DIE jahrelange „Übermannschaft“ der TTBL, mit Boll und Karlsson sowie auf den weiteren Positionen immer noch erstklassig besetzt, um den Einzug ins Finale – und in Finalsituationen, auch ein Play-off-Halbfinale ist eine solche, war die Borussia immer bärenstark und Boll so gut wie unschlagbar. Fast alle rechneten eigentlich damit, dass es die Rheinländer noch umbiegen würden. Der Außenseiter hieß auch heute sowie für ein mögliches drittes Match eindeutig Saarbrücken – Franziska hin, Franziska her. 

Eine weitere Titelchance bietet sich den Saarländern auf europäischer Ebene, im Finale des ETTU-Cups gegen den französischen Topklub G.V. Hennebont TT.

Am Sonntag könnte sich bereits entscheiden, gegen wen Franziska & Friends im Finale aufschlagen. Sollten die TTF Liebherr Ochsenhausen beim TTC Schwalbe Bergneustadt gewinnen, wären sie am 25. Mai in der Frankfurter Fraport-Arena dabei. Anderenfalls müsste der zweite Finalist in einem Entscheidungsspiel am 13. April im oberschwäbischen Ehingen ermittelt werden.

 

Das Spiel in der Übersicht

1. FC Saarbücken TT – Borussia Düsseldorf 3:1
Patrick Franziska – Anton Källberg 3:0 (13:11, 11:7, 11:7)
Tomas Polansky – Kristian Karlsson 0:3 (8:11, 7:11, 8:11)
Darko Jorgic – Timo Boll 3:2 (7:11, 11:8, 10:12, 12:10, 11:9)
Patrick Franziska – Kristian Karlsson 3:0 (11:5, 14:12, 11:6)

 

Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher

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