Die SV Böblingen, die die aktuelle Saison – trotz Qianhong Gotsch – auf dem achten und letzten Tabellenplatz beendete, wird künftig die jüngste Bundesligaspielerin in ihren Reihen haben. Zu klären wäre noch, ob die Eliteliga überhaupt schon einmal eine zwölfjährige bzw. dann 13-jährige Stammspielerin hatte.
Die 15-jährige Sophia Klee (TuS Bad Driburg) verliert jedenfalls ihren Nimbus als „Nesthäkchen“ der Liga.
Am Donnerstag gab der Traditionsklub aus Württemberg nämlich durch seinen Manager Frank Tartsch bekannt, dass Alexandra und Annett Kaufmann in der neuen Saison für die SV Böblingen in der 1. Bundesliga aufschlagen werden.
Die beiden Toptalente – besonders der 12-jährigen Annett wird eine Menge zugetraut – wechselten bereits zum 1. Januar 2019 nach Böblingen, waren bisher aber nur für den Einzelsport und den Jugend-Mannschaftssport startberechtigt.
Die 17-Jährige Alexandra Kaufmann spielte zuvor wie ihre fünf Jahre jüngere Schwester für den TTC Bietigheim-Bissingen in der 3. Bundesliga Süd – beziehungsweise sie standen dort auf der Meldeliste. Gespielt haben sie nämlich in dieser Saison kein einziges Mal. 2017/18 waren sie dagegen in Bietigheim-Bissingen recht häufig im Einsatz, wiesen am Ende aber negative Bilanzen auf. Doch inzwischen sind sie ja ein gutes Stück weiter.
2018 gewann Alexandra das deutsche Top-48-Turnier der Jugend. Annett siegte dieses Jahr beim deutschen Top-12-Turnier der Schülerinnen. 2018 war sie Erste bei der inoffiziellen U13-Europameisterschaft.
Nicht mehr dabei sein wird in der Saison 2019/20 die bisherige Nummer vier Julia Kaim (Bilanz 2:17 bei vielen knappen Niederlagen), die zu ihrem Heimatverein SSV Schönmünzach wechselt, der kommende Saison in der Regionalliga spielen wird. „Julia hat gemerkt, dass sie Studium und Leistungssport derzeit nicht unter einen Hut bekommt und sich entschieden, im Training kürzer zu treten“ erläutert Frank Tartsch. „Wir bedauern ihre Entscheidung sehr, hätten sie gerne im Kader behalten, haben aber Verständnis für ihre Situation und wünschen ihr alles Gute.“ Ihr Vater Andrzej Kaim wird der Sportvereinigung Böblingen dagegen als Coach erhalten bleiben.
Natürlich müssen sich die Kaufmann-Schwestern erst langsam im Oberhaus akklimatisieren, wo das Niveau doch gewaltig ist. Und eigentlich fehlt der seit zwei Jahren im Oberhaus sieglosen SVB noch eine Spielerin für die Position zwei, um endlich wieder Erfolge zu erzielen. Man möchte schließlich nicht immer nur ansprechend spielen sondern eben auch ab und an wieder gewinnen. Der Verein hat sich noch nicht zu der Frage geäußert, ob mit der Verpflichtung der Kaufmann-Schwestern – eigentlich ist es eher eine „Umbuchung“ in die höchste deutsche Spielklasse – die Aktivitäten in Sachen Neuzugänge bereits beendet sind. Vor Wochen schon kam das Gespräch auf eine mögliche Rückkehr der Japanerin Mitsuki Yoshida, die die Zweierposition gut ausfüllen könnte. Vielleicht tut sich beim besten schwäbischen Damenklub ja noch etwas in dieser Richtung.
Text & Teaser-Foto Annett Kaufmann : Dr. Stephan Roscher
Foto Kaufmann-Schwestern: SV Böblingen