Der Freitag war kein Erfolgstag für die DTTB-Asse. Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Han Ying strichen in Doha die Segel. Die Ausnahme: Patrick Franziska gewann sein umkämpftes Match gegen Koki Niwa und trifft im Viertelfinale auf Xu Xin. Silber hat „Franz“ an der Seite von Timo Boll im Doppel bereits sicher.
Mit 4:3 (10:12, 13:11, 12:10, 7:11, 12:14, 11:4, 11:6) hatte der Saarbrücker TTBL-Profi gegen den Weltranglisten-Neunten aus Japan die Nase vorn. Franziska konnte in den letzten beiden Sätzen nochmal eine Schippe drauflegen und blieb bis zum Ende hochkonzentriert. Sein Lohn ist nun das Match gegen den topgesetzten Xu Xin, sicher ganz schwierig aber auch nicht völlig unmöglich bei der Form, in der der 26-jährige Deutsche bisher in Doha auftrumpft. Xu Xin räumte im Achtelfinale ebenfalls einen Japaner, Yuya Oshima, mit 4:2 aus dem Weg und bekam das Match nach 0:2-Satzrückstand noch in den Griff. Nun türmt sich diese hohe Hürde vor Franziska auf. Meistert er sie irgendwie, hat er eine Medaille.
Timo Boll stieß beim 10:12, 7:11, 4:11 und 8:11 gegen Ma Long an seine Grenzen. Ma war richtig gut drauf und der Deutsche war fast immer zum Reagieren gezwungen und konnte kaum Akzente setzen – vielleicht ist das auch normal, dass sich beim Ausnahmespieler aus dem Odenwald allmählich die 38 Jahre bemerkbar machen, der in den letzten Wochen ohnehin nicht allzu konstant aufgetreten ist. Andererseits wurde Bolls Stern schon öfters im Sinkflug gesehen und doch kam der „Maestro“ immer wieder eindrucksvoll zurück. Man muss abwarten. Der Sieger indes, im ITTF-Ranking im Augenblick nur auf Rang zwölf notiert, trifft nun auf Juni Mizutani, der gegen Pavel Sirucek nicht an seine Grenzen gehen musste.
Dimitrij Ovtcharov hatte nicht den allerbesten Tag erwischt, doch sein 17-jähriger Gegner Lin Yun-Ju, der gefühlte 50 World-Tour-Turniere im Jahr spielt und immer besser wird, war eben auch in Topform. Mit 2:4 (4:11, 11:6, 11:13, 10:12, 11:9, 7:11) ging das Duell mit dem Taiwaner verloren, wobei die umkämpften Sätze drei und vier Dima das Genick brachen, die beide in der Verlängerung weggingen und den Asiaten mit 3:1 in Front brachten. Insgesamt ist bei Ovtcharov aber durchaus eine Aufwärtstendenz auszumachen.
Der künftige Bremer Mattias Falck ist noch im Rennen. Im Gegensatz zu Hugo Calderano am Vortag ließ der große blonde Schwede gegen den gut gewordenen Cedríc Nuytinck beim 4:2 nichts anbrennen. Falck muss nun gegen Japans Wunderknaben Tomokazu Harimoto ran, der auch von dem Chinesen Liang Jingkun nicht zu stoppen war und mit 4:0 (12:10, 11:8, 11:8, 11:8) siegte. Kaum vorstellbar, dass sich Harimoto von Falck die Butter vom Brot nehmen lässt.
Han Ying musste erwartungsgemäß die Überlegenheit von Weltmeisterin Ding Ning anerkennen. Beim 7:11, 7:11, 4:11 und 16:18 war die Abwehrstrategin nur im letzten Satz auf Augenhöhe. Ding hat im Übrigen bereits Edelmetall. Bei den Damen wurden bereits zwei Viertelfinals gespielt und die Weltranglisten-Erste ließ sich beim 4:0 (12:10, 12:10, 11:4, 11:8) auch von Mima Ito nicht aufhalten. Im Halbfinale trifft die Linkshänderin auf die Weltranglisten-Sechste Wang Manyu, die Feng Tianwei mit 4:1 in die Schranken wies. Eigentlich ein vorweggenommenes Endspiel, wäre da nicht auch noch Dings Dauerrivalin Liu Shiwen im Rennen, die ihr Viertelfinale gegen Wang Yidi erst am Samstag austrägt. Überhaupt befinden sich nur noch Chinesinnen im Turnier.
Im Herren-Doppel gibt es Edelmetall für das Odenwälder Duo Timo Boll/Patrick Franziska – nur ist noch nicht sicher, ob wir von Silber oder sogar Gold reden. Zunächst führte am Freitag der Weg zu Bronze über die als Doppel-Spezialisten bekannten Masataka Morizono/Yuya Oshima, Nummer eins der Doppel-Weltrangliste. Die beiden DTTB-Asse konnten die Japaner hauchdünn in Schach halten (7:11, 7:11, 11:7, 11:3, 15:13). Im Halbfinale fünf Stunden später legte man nach. Gegen Jakub Dyjas/Cedric Nuytinck hatte man es leichter als in der Runde zuvor, auch wenn ein Satz richtig eng war beim 11:8, 16:14, 11:3. Im morgigen Finale trifft man auf das Hongkong-Duo Ho Kwan Kit/Wong Chun Ting, seines Zeichens in Doppel-Ranking des Weltverbandes die Nummer zwei. Eine schwierige Aufgabe, die dennoch nicht völlig unlösbar erscheint.
Das Bundesliga-Duo Nina Mittelham (ttc berlin eastside)/Sabine Winter (SV DJK Kolbermoor) hat den Einzug in die Medaillenränge knapp verpasst. Gegen das seit Jahren überaus erfolgreich zusammenspielende japanische Defensiv-Duo Honoka Hashimoto/Hitomi Sato, Nummer zwei der Doppel-Weltrangliste der ITTF, besaß man Siegchancen, konnte diese beim 1:3 (7:11, 10:12, 11:8, 10:12) jedoch nicht nutzen.
Alle Informationen, Zeitpläne, Ergebnisse und Livestreams sind auf der Seite des Weltverbandes zu finden.
Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher