Sa., 1. Februar 2025
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WORLD CUP: Boll, Ovtcharov und der DTTB sehr zufrieden

Es hat nicht zum ganz großen Wurf gereicht. Beim World Cup in Paris gingen die Plätze zwei und vier an die beiden Deutschen Timo Boll und Dimitrij Ovtcharvov. Boll verlor das Endspiel gegen Fan Zhendong, Ovtcharov das Spiel um Platz 3 gegen Lin Gaoyuan.

Beide hatten in den Finals – Timo im großen, Dima im kleinen – nicht mehr die Energie und Frische, die Hochkaräter aus dem Reich der Mitte aufzuhalten. Sie konnten nur noch normale Leistungen abrufen, zu wenig um zwei hungrige Top-Chinesen zu überraschen. So unterlag Boll dem besten Spieler der Welt, Fan Zhendong, ebenso mit 1:4 wie Ovtcharov dem Weltranglistenfünften Lin Gaoyuan, wobei beide nahezu chancenlos blieben.

Dennoch können sie mit dem Turnier sehr zufrieden sein, besonders der 37-jährige Boll, der sich vor dem Mega-Event selbst nicht allzu viel zugetraut hatte und Paris mit einem tollen zweiten Platz und um 40.000 Euro reicher verließ. Seine Silber-Medaille war übrigens die 14. World-Cup-Medaille für Deutschland in der Tischtennisgeschichte.

Timo Boll, der den World Cup 2002 und 2005 gewann, gab nach Turnierende zu Protokoll: Mit 37 Jahren kann man nicht unbedingt erwarten, in ein World-Cup-Finale einzuziehen. Ich habe in Paris gut gespielt. Fan Zhendong ist der überragende Spieler der Welt derzeit. Ich musste mich erst einmal im Finale an die Geschwindigkeit seiner Bälle gewöhnen und war auch bei einigen meiner Bälle überrascht, dass die noch zurückkamen. Deshalb ist es sehr wichtig, immer wieder gegen die Chinesen zu spielen, weil sie doch eine ganz andere Qualität haben, die man nicht im Training üben kann.“

Auch Dimitrij Ovtcharov hat ein gutes Turnier gespielt, zweifellos das beste seit dem Ende seiner Verletzungspause. Insgesamt war er mit seiner World-Cup-Vorstellung zufrieden: „Die Tendenz zeigt weiter nach oben. Ich habe hier teilweise sehr gut gespielt und war im Halbfinale dicht dran, sogar in das Endspiel einzuziehen. Es war hier in Paris viel besser als bei den letzten Turnieren. Es gibt jetzt noch ein, zwei Dinge, die mir hier aufgefallen sind, an denen ich gezielt arbeiteten werde. Das ist der Unterschied zur Situation von vor einigen Wochen. Da gab es nach Turnieren noch so viele Baustellen, dass ich gar nicht wusste, wo ich ansetzen sollte. Das Match um den vierten Platz ist mir sehr schwer gefallen, nachdem ich zuvor so knapp im Halbfinale verloren habe.“

Bundestrainer Jörg Roßkopf, der in seiner Zeit als Aktiver den Welt Cup 1998 gewann und zudem 1995 Silber und 2001 Bronze holte, war überaus zufrieden mit seinen Schützlingen: Ich möchte Timo und Dima für ihre guten Leistungen bei diesem Turnier gratulieren. Beide haben ein starkes Turnier gezeigt. Der World Cup hat ein hohes Prestige bei den Spielern und ist nach Olympia und WM das bedeutendste Turnier im Tischtennis. Deshalb ist es ein sehr starkes Ergebnis, hier mit zwei Spielern im Halbfinale vertreten gewesen zu sein. Der World Cup hat zudem das Ergebnis der Team-WM 2018 bestätigt und gezeigt, dass aktuell China und Deutschland die besten Nationen im Tischtennis sind. Timo ist ein außergewöhnlicher Spieler. Er hat wieder einmal bestätigt, dass er sich bei Turnieren von Spiel zu Spiel steigern kann. Bei Dima war nur eine Frage der Zeit, wann der Knoten endlich platzt. Wäre es nicht jetzt gewesen, dann vielleicht bei den Austrian Open oder den Swedish Open. Seine Kurve geht nach oben und ich bin mir sicher, er ist bald wieder ganz der Alte.“

 Auch Sportdirektor Richard Prause sah eine Reihe positiver Ansätze bei Ovtcharov. „Dima hat hier besser gespielt. Für mich war sehr erfreulich, dass er wieder mehr Präsenz gezeigt hat am Tisch. Das ist vor allem im Match gegen Lee Sangsu in den wichtigen Phasen sehr deutlich geworden.“ Dem DTTB-Sportdirektor gefiel das diesjährige Konzept: „In einer Weltmetrople wie Paris Sport in den Disneypark als Event zu integrieren, war ein voller Erfolg. Die Zuschauer haben hier zudem für eine fantastische Atmosphäre gesorgt. Das Niveau bei diesem Prestigeturnier war sehr gut. Ich würde mir aber wünschen, dass in der Zukunft für die Qualifikation wieder ein gesteigerter Wert auf die Weltranglistenpositionen und weniger auf die kontinentalen Qualifikationsturniere gelegt wird.“

 

DIE ERGEBNISSE DES FINALTAGES

Finale
Timo Boll GER – Fan Zhendong CHN 1:4 (-9,-5,-6,9,-8)
Spiel um Platz 3
Dimitrij Ovtcharov GER – Lin Gaoyuan CHN 1:4 (-7,-9,9,-4,-3)
Halbfinale
Timo Boll GER – Dimitrij Ovtcharov GER 4:2 (-12,7,13,-9,11,5)
Fan Zhendong CHN – Lin Gaoyuan CHN 4:1 (-10,10,13,7,6)

 

ALLE MEDAILLENGEWINNE VON DEUTSCHEN IN DER WORLD-CUP-GESCHICHTE

Timo Boll
Gold (2002, 2005)
Silber (2008, 2012, 2017, 2018)
Bronze (2010, 2014) 

Jörg Roßkopf 
Gold (1998)
Silber (1995)
Bronze (2001)

Dimitrij Ovtcharov
Gold (2017)
Bronze (2013, 2015)

 

Text: Dr. Stephan Roscher

Fotos (2): ITTF

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