Die Fans bekommen in Ehingen einiges geboten. Auch in der zweiten Ochsenhausener Partie ging es über die volle Distanz. Ein Patrick Franziska in Galaform verhinderte einen deutlicheren Sieg der TTF, die mit 3:2 über Saarbrücken die Oberhand behielten.
„Franziska war in Topform, aber als Mannschaft waren wir stärker als Saarbrücken, deshalb haben wir verdient gewonnen“, so Ochsenhausens Cheftrainer Dmitrij Mazunov.
Es war ein interessantes, hochklassiges Bundesligaspiel vor knapp 400 Zuschauern in der Sporthalle des Johann-Vanotti-Gymnasiums, die voll auf ihre Kosten kamen. TTF-Präsident Kristijan Pejinovic: „Wir hatten eine Bombenstimmung in der Halle.“ Erneut brachte erst das Doppel die endgültige Entscheidung. Diesmal spielte man „nur“ 201 Minuten – im Gegensatz zu 220 gegen Grünwettersbach –, dennoch war es erneut die längste Begegnung des Spieltags.
Den Auftakt machte Simon Gauzy, der gegen den slowenischen Nationalspieler Darko Jorgic souverän auftrat, auch wenn er im dritten Satz ein Loch hatte und diesen klar abgeben musste. „Eine sehr gute Leistung von Simon gegen einen keineswegs schwachen Jorgic“, so Pejinovic.
Calderano verliert mit Pech
Es folgte der Auftritt des wieder fitten Hugo Calderano gegen Patrick Franziska – ein Tischtennis-Leckerbissen zwischen der Nummer neun und der Nummer 17 der Welt. Calderano hatte gute Chancen, dieses „hautenge“ Match zweier an diesem Abend gleichwertiger Weltklassespieler zu seinen Gunsten zu entscheiden, konnte sie aber nicht nutzen. Nachdem er den ersten Satz mit 11:9 gewonnen hatte, führte er im zweiten Durchgang mit 10:6 und musste am Ende ein 12:14 hinnehmen. Der TTF-Brasilianer ging erneut nach Sätzen in Führung und Franziska konnte abermals egalisieren. Der Entscheidungsdurchgang verlief dramatisch. Bei 10:9 hatte Calderano Matchball und konnte ihn nicht nutzen. Am Ende durfte der Saarbrücker Spitzenspieler ein 13:11 bejubeln. „Schade, wenn Hugo das Match gewonnen hätte, wären wir mit einem 3:0 aus der Halle gegangen“, sagte Kristijan Pejinovic. „Hugo hatte gute Chancen, hat sie aber leider nicht genutzt“, meinte auch Dmitrij Mazunov. „Dennoch hat er insgesamt einen stabilen Eindruck gemacht, gut gespielt und auch gut gekämpft. Man kann ihm also keinen Vorwurf machen.“
Nach dem Pausentee hatte der an Position drei aufgestellte Stefan Fegerl die Chance, die TTF wieder in Führung zu bringen. Gegen den 21-jährigen Linkshänder Tobias Rasmussen – Saarbrücken musste auf den Taiwaner Liao Cheng-Ting wegen der Asienspiele verzichten und der Tscheche Tomas Polansky fällt derzeit verletzungsbedingt aus – war der Österreicher klarer Favorit. Der Weltranglisten-217. aus Dänemark, der normalerweise im Zweitliga-Team der Saarländer aufschlägt, spielte unbeschwert auf und konnte phasenweise recht gut Paroli bieten, doch Fegerl brachte das Match ohne Satzverlust nach Hause. „Stefans Sieg war letztlich souverän, auch wenn er im zweiten Satz in die Verlängerung musste“, so das Urteil Pejinovics. FCS-Trainer Slobodan „Bobo“ Grujic sah das etwas anders: „Dass Tobias bei seinem Debüt in der 1. Mannschaft mit 0:3 nach Hause geht, hat er nicht verdient. Ein, zwei Sätze waren schon drin. Aber wir haben heute insgesamt unsere Chancen einfach nicht genutzt.“
Doch nun kam wieder Patrick Franziska ins Spiel – und der lief auch gegen Simon Gauzy zu Höchstform auf. Zwar konnte der 23-jährige Franzose zweimal einen Satzrückstand ausgleichen, doch im fünften Durchgang hatte er sein Pulver verschossen und seinem Gegner gelang fast alles.
Doppelstarke TTF lassen am Ende nichts anbrennen
Folglich musste schon zum zweiten Mal in der jungen Saison das Doppel bei einem Ochsenhausen-Spiel über Sieg und Niederlage entscheiden – und da konnten die Oberschwaben die eindeutig bessere Formation aufbieten. Hatten gegen Grünwettersbach Stefan Fegerl und Jakub Dyjas den entscheidenden Punkt geholt, bot „Dima“ Mazunov diesmal Fegerl, Europameister im Doppel 2015, und Hugo Calderano auf. Jakub Dyjas blieb auf der Bank, da er wegen leichter Rückenprobleme anfangs der Woche noch Trainingsrückstand hatte. Fegerl und Calderano beherrschten das Saarbrücker Duo Darko Jorgic/Tobias Rasmussen nach Belieben und wirkten beim 3:0 so, als würden sie bereits jahrelang zusammen spielen. Dabei war es ihre Premiere. „Wir konnten das Doppel im Training nicht testen, da Stefan erst am Donnerstag vom Länderspiel zurückgekommen ist“, sagte Mazunov. „Aber ich wusste, dass beide überragende Doppelspieler sind, deswegen hatte ich ein sehr gutes Gefühl, als ich sie aufgestellt habe.“ Der Beweis ist heute erbracht worden, dass die TTF über mindestens zwei sehr starke Doppel verfügen, doch das lässt der Trainer nicht gelten. „Ich hoffe, dass wir bald noch mehr gute Doppel-Kombinationen haben werden, schließlich haben wir bald fünf Spieler an Bord, die ich alle für gute Doppel-Spieler halte.“
Die TTF-Asse fahren nun mit zwei Siegen im Rücken etwas lockerer nach Mühlhausen, wo am Sonntag beim heimstarken Post SV ihr erstes Auswärtsspiel dieser Saison auf dem Programm steht. Am Samstagfrüh geht es bereits los und man wird gute fünf Stunden auf der Autobahn unterwegs sein. „Wir wissen, dass es ein schweres Spiel wird, aber mit zwei Siegen im Gepäck lässt sich diese Aufgabe leichter angehen“, ist Dmitrij Mazunov überzeugt.
Zur selben Zeit empfangen die Saarländr in heimischer Halle keinen Geringeren als Rekordmeister Borussia Düsseldorf. Franziska und Jorgic sind gesetzt, doch wer als Nummer drei aufläuft, steht noch in den Sternen, da Liao noch nicht wieder zurück sein wird.
Das Spiel im Überblick
Simon Gauzy – Darko Jorgic 3:1 (11:4, 11:9, 4:11, 11:9)
Hugo Calderano – Patrick Franziska 2:3 (11:9, 12:14, 11:7, 8:11, 11:13)
Stefan Fegerl – Tobias Rasmussen 3:0 (11:9, 12:10, 11:8)
Simon Gauzy – Patrick Franziska 2:3 (8:11, 13:11, 7:11, 11:8, 5:11)
Calderano/Fegerl – Jorgic/Rasmussen 3:0 (11:4, 11:7, 11:9)
Text: Dr. Stephan Roscher
Foto: TTF Liebherr Ochsenhausen