Aufsteiger TSV Langstadt sieht der ersten Bundesligasaison der Vereinsgeschichte mit Spannung und Vorfreude entgegen. Am 15. September startet man vor heimischer Kulisse gegen den SV Böblingen ins Abenteuer 1. Liga und scheint gut gerüstet.
So jedenfalls der Eindruck beim Saison-Fototermin in der Eckehard Colmar-Halle, der gleichzeitig als kleines Saisoneröffnungs-Event konzipiert war.
Gut gelaunt präsentierten sich die Spielerinnen inklusive des prominenten Zugangs Petrissa Solja den gut 60 Fans und den Journalisten. Lediglich die Taiwan-Chinesin Cheng Hsien-Tzu, die andere Neuverpflichtung des TSV, fehlte – sie wird aber zum ersten Saisonspiel in Langstadt erwartet.
Petrissa Solja und der neue Trainer Thomas Hauke wurden besonders herzlich empfangen. Der ursprünglich für den „Job“ vorgesehene Ex-Damen-Bundestrainer Tobias Beck musste passen, da er zwischenzeitlich vom Hessischen Tischtennis-Verband die durch den Weggang Peter Engels vakant gewordene Verbandstrainer-Stelle angetragen bekam und eine Doppelfunktion von Verbandsseite ausgeschlossen wurde. Mit dem 37-jährigen A-Lizenz-Trainer Hauke ist man dennoch überzeugt, den richtigen Mann gefunden zu haben. Der Neue auf der Kommandobrücke ist überdies HTTV-Honorartrainer und wird in Langstadt den neuen Bezirksstützpunkt Süd leiten, der dem Verband Toptalente zuführen soll.
Hauke ist überzeugt, dass sich seine Schützlinge gut im Oberhaus akklimatisieren werden. „Wir wollen positiv und mutig in die Spiele gehen“, so der neue Coach. „Wir müssen unsere Heimspiele zur Festung machen, damit hier die Post abgeht.“
Unter den Augen des Bürgermeisters durften die Fans die Spielerinnen auch eine Stunde beim ersten gemeinsamen Training an den Tischen bewundern. Besondere Aufmerksamkeit hatte dabei natürlich Petrissa Solja, als Weltranglisten 43. derzeit zweitbeste deutsche Spielerin mit Blick nach oben – immerhin war sie vor zweieinhalb Jahren schon die Nummer 13 der Welt und hat mit der Nationalmannschaft Silber bei den Olympischen Spielen in Rio gewonnen.
„Die Begeisterung der Fans hier in Langstadt ist toll“, freut sich die 24-Jährige auf die Saison. „Der Eindruck, dass es in Langstadt ein sehr familiäres Umfeld gibt, hat sich jetzt schon für mich bestätigt. Genau das habe ich ja gesucht. Ich freue mich bereits heute darauf, dass es bald losgeht.“ Team-Manager Manfred Kämmerer unterstrich den Stellenwert der Verpflichtung der prominenten deutschen Nationalspielerin. „Wir sind froh und natürlich auch sehr stolz, dass Petrissa zu uns gekommen ist“, so Kämmerer. „Sie hier in Langstadt am Tisch zu sehen, ist schon etwas ganz besonderes.“
Kämmerer würdigte in seiner kurzen Rede nochmals das Erfolgsteam der mit der Zweitliga-Meisterschaft gekrönten vergangenen Spielzeit. „Bei unserer riesigen Vorfreude auf die anstehende Saison in der 1. Bundesliga vergessen wir auch nicht, wem wir diesen Erfolg zu verdanken haben“, sagt der Team-Chef des TSV. „Alle vier Spielerinnen aus der letzten Meister-Saison sind bei uns geblieben. Das zeigt, dass es den Mädels einfach sehr gut bei uns gefällt und es ihnen auch riesig Spaß macht, gerade bei den Heimspielen vor so vielen Fans zu spielen.“
Man möchte in die Play-offs um die Deutsche Meisterschaft, wozu man sich mindestens Platz sechs unter den acht Bundesligisten sichern muss – ein durchaus zu erreichendes Saisonziel für den ambitionierten Liganeuling, der allerdings realistisch bleibt. „Mit den Spitzenklubs wie Berlin und Kolbermoor können wir uns natürlich nicht messen“, stellt Trainer Hauke fest. „Aber dahinter ist alles offen.“
Zunächst einmal möchte man am 2. September beim Pokal-Qualifikationsturnier in Seligenstadt Akzente setzen, zu dem wieder viele Langstädter Fans erwartet werden. Vor einem Jahr hatte man dort einen Überraschungscoup gelandet und sich als erster Zweitligist der Geschichte für das Final Four qualifiziert. Diesmal kommt man als Erstligist und wird es nicht leichter haben, schließlich spielt man mit dem Deutschen Meister Kolbermoor in einer Gruppe.
Für die Spielerinnen und das Management klang der ereignisreiche Tag fröhlich beim Italiener aus, sinnbildlich vielleicht für die bevorstehende Saison. Obwohl es Leistungssport auf höchstem Level sein wird, soll es allen Beteiligten nämlich auch Spaß machen. Umso mehr, als der Druck nicht gigantisch ist, da es keinen Absteiger gibt und das Saisonziel mehr als Chance denn als Pflicht angesehen wird. Man darf gespannt sein, ob die unbekümmerte Langstädter „Spaßgesellschaft“, die letzte Spielzeit noch das Unterhaus aufgemischt hat, auch in der deutschen Elite-Liga für Furore sorgen kann.
Text & Foto Lemmer: Dr. Stephan Roscher
Teamfoto TSV: Sascha Erdmann