Während bei den Herren alles in drei Stunden über die Bühne gegangen war, duellieren sich die Damen-Teams aus Kolbermoor und Bingen/Münster-Sarmsheim nunmehr bereits acht Stunden um den Titel, weitere vier könnten folgen. Auch im Rückspiel trennte man sich 5:5.
Die Spannung war nicht zu toppen – und das bleibt vorerst auch so. Das Hoffen, Bangen und Zittern geht in die Verlängerung und wird erst in sechs Tagen der Gewissheit weichen, wer es geschafft hat und wer sich hinten anstellen muss. Nur eines kann man als Tischtennisfan nicht hoffen, nämlich dass es ein weiteres Remis gibt bei ausgeglichenen Sätzen und Bällen. Dann müsste – eigentlich ein schlechter Scherz – das Los darüber entscheiden, wer Deutscher Meister der Saison 2017/18 wird.
260 Zuschauer in Kolbermoor erlebten erneut zwei bis in die Haarspitzen motivierte Mannschaften, die sich nichts schenkten. Verständlich, denn es geht um die historische Chance, einmal Deutscher Meister zu werden, bevor das signifikant verstärkte Berlin ab kommender Saison aller Wahrscheinlichkeit nach wieder das Ruder übernimmt.
Ohne die Bingener Doppelschwäche – man könnte auch von Kolbermoors Doppelstärke sprechen – wären die Rheinhessinnen längst Deutscher Meister. Wie im Hinspiel gingen abermals beide Doppel verloren.
Dann drehte man auf und gewann fünf der sechs nachfolgenden Einzel – und das gegen die Startruppe aus Oberbayern mit einer Liu Jia, einer Kristin Lang und einer Sabine Winter an Position drei, die bei jedem anderen Klub vorne spielen würde.
5:3 stand es, ein Matchgewinn noch und der Triumph wäre perfekt gewesen – doch er kam nicht. Yuan Wan musste, anders als im Hinspiel, Sabine Winter gratulieren und die routinierte Svetlana Ganina machte sich gegen die die gerade 20 gewordene Französin Marie Migot erneut den Umstand zunutze, dass Bingens „Nesthäkchen“ gegen Abwehr noch Lernbedarf hat.
Die Weichen gestellt für den zum Greifen nahen TTG-Coup hatte eigentlich eben jene Migot, die im ersten Durchgang Sabine Winter sensationell keine Chance gelassen hatte. Zudem natürlich die weiterhin in den Play-offs ungeschlagene, sieben Jahre ältere Tschechin Hana Matelova, die erneut Liu Jia den Punkt abknöpfte. Zwar benötigte Matelova (Play-off-Bilanz: 7:0) diesmal sowohl gegen „Susi“ als auch gegen die sich allmählich steigernde Kristin Lang (Play-off-Bilanz: 2:11) fünf Sätze zum Erfolg, bleibt jedoch bis auf Weiteres die Erfolgsgarantin der Truppe aus Rheinland-Pfalz.
Gelingen ihr am kommenden Samstag (18 Uhr) beim abschließenden großen Showdown in der vermutlich aus allen Nähten platzenden Sporthalle der Binger Grundschule am Mäuseturm zwei weitere Siege im Einzel – einmal etwas Zählbares im Doppel wäre sicher auch nicht verkehrt –, stehen die Chancen, dass ihr Team den nationalen Thron besteigt, nicht schlecht. Vielleicht würde „Dauerbrennerin“ Ding Yaping dann sogar mal gegen Liu Jia punkten, gegen die sie in Kolbermoor deutlich besser aussah als im Hinspiel.
Aber wer will sich bei diesen beiden ausgeglichenen Mannschaften schon ernsthaft an Prognosen versuchen …
SV DJK Kolbermoor – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 5:5
Liu Jia/Katharina Michajlova – Ding Yaping/Yuan Wan 3:0 (4,10,7)
Kristin Lang/Sabine Winter – Hana Matelova/Marie Migot 3:1 (10,-13,12,8)
Liu Jia – Hana Matelova 2:3 (14,-10,-6,11,-7)
Kristin Lang – Ding Yaping 1:3 (9,-7,-9,-6)
Sabine Winter – Marie Migot 0:3 (-6,-5,-9)
Svetlana Ganina – Yuan Wan 2:3 (-10,-8,7,9,-10)
Liu Jia – Ding Yaping 3:2 (7,-12,-3,9,7)
Kristin Lang – Hana Matelova 2:3 (9,10,-6,-2,-8)
Sabine Winter – Yuan Wan 3:1 (5,9,-12,0)
Svetlana Ganina – Marie Migot 3:1 (5,6,-9,7)
HINSPIEL
TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – SV DJK Kolbermoor 5:5
Ding Yaping/Wan Yuan – Kristin Lang/Sabine Winter 1:3 (6,9,-9,5)
Hana Matelova/Marie Migot – Liu Jia/Katharina Michajlova 1:3 (-9,-12,10,-11)
Ding Yaping – Kristin Lang 3:2 (8,-10,11,-7,9)
Hana Matelova – Liu Jia 3:0 (10,11,8)
Wan Yuan – Svetlana Ganina 3:0 (14,6,9)
Marie Migot – Sabine Winter 1:3 (8,-9,-8,-11)
Ding Yaping – Liu Jia 1:3 (-6,8,-8,-8)
Hana Matelova – Kristin Lang 3:0 (8,4,4)
Wan Yuan – Sabine Winter 3:2 (8,6,-6,-9,7)
Marie Migot – Svetlana Ganina 0:3 (-8,-5,-6)
Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher