Di., 18. Februar 2025
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Riesensensation in Halmstad: Pitchford und Co. schocken Japan

Es gab zwar schon einige kleinere bis mittlere Überraschungen in Halmstad, doch nun hat die WM ihre erste Riesensensation. Der vermeintliche Underdog England schlägt die hoch gehandelten, an drei gesetzten Japaner im Spiel der Gruppe C mit 3:1.

An Position 12 sind sie gesetzt, Paul Drinkhall (Weltrangliste Platz 52), Liam Pitchford (WRL 65) und Samuel Walker (WRL 96) – doch als Team holen sie viel mehr aus sich heraus als es die Summe der Einzelspieler hergibt. Man denke an die WM in Kuala Lumpur vor zwei Jahren, wo Drinkhall und Co. sensationell bis ins Halbfinale vorgestoßen waren und dort ausgerechnet gegen Japan mit 1:3 den Kürzeren gezogen hatten.

Was die drei Jungs von der Insel aus sich herauskitzeln können, wenn sie für ihr Land spielen, mussten nun auch in Halmstad bereits drei Widersacher als schmerzhafte Erfahrung verbuchen. Am Montagfrüh war schon die Auswahl Taiwans in die Opferrolle geraten, bei deren überraschender 1:3-Niederlage Chuang Chih-Yuan gegen Drinkhall und Pitchford verloren hatte, ja von letzterem beim 0:3 geradezu filetiert worden war.

Doch dieser Coup reichte den Briten nicht, die am Vortag Weißrussland mit einem 3:0 aus der Halle geschickt hatten – der Ex-Ochsenhausener Pitchford besiegte dabei Vladimir Samsonov mit 3:2.

Und nun waren tatsächlich die hoch gehandelten Japaner an der Reihe, die eindeutig zu den Medaillenfavoriten der Welttitelkämpfe zählen. Dabei waren diese gegen den vermeintlichen Underdog mit allem, was Rang und Namen hat, in den Ring gestiegen. Also mit Koki Niwa (Weltrangliste, Platz 9), Jun Mizutani (WRL 11) und Tomokazu Harimoto (WRL 13).

Doch am Tisch hieß es dann „Britain rules“, auch wenn zunächst Juni Mizutani gegen Paul Drinkhall nach 1:2-Satzrückstand noch mit einem blauen Auge davonkam. Doch es folgte der erste Wahnsinns-Auftritt des schlaksigen Liam Pitchford. Und was jener mit dem 14-jährigen Wunderknaben Tomokazu Harimoto machte, grenzte schon fast an Körperverletzung – so heftig wurde der sieggewohnte Japaner vorgeführt, der nach dem deklassierenden Match ein Häufchen Elend war. Doch noch war für sein Team nichts sonderlich Schlimmes passiert, noch glaubten fast alle daran, dass Japan das Ruder herumreißen würde.

Doch nach dem nächsten Match wurde die Zahl der Zweifler größer. Sam Walker, der in Grünwettersbach nicht gerade durch berauschende TTBL-Bilanzen hervorsticht, zeigte sich von seiner Sahneseite, zudem außerordentlich nervenstark und ließ Koki Niwa nicht einen Satz. Nun stand Mizutani gegen Pitchford schon gewaltig unter Druck. „Pitch“ tat sich zwar schwerer als mit Harimoto und musste zweimal den Satzausgleich hinnehmen. Doch im Entscheidungsdurchgang hatte der Brite wieder die Nase vorne. Der Jubel kannte keine Grenzen mehr. Die perfekte Revanche für Kuala Lumpur 2016! Auch das Satzverhältnis von 11:5 zeigt eindeutig, wer an diesem denkwürdigen zweiten WM-Tag von Halmstad das Sagen hatte. Die ITTF bewertet es so: „One of the biggest Upsets in World Championships History”.

Japan – England 1:3

Jun Mizutani – Paul Drinkhall 3:2 (11:7, 5:11, 3:11, 11:5, 11:4)

Tomokazu Harimoto – Liam Pitchford 0:3 (5:11, 5:11, 3:11)

Koki Niwa – Samuel Walker 0:3 (9:11, 10:12, 8:11)

Jun Mizutani – Liam Pitchford 2:3 (4:11, 11:9, 9:11, 11:6, 8:11)

 

Timo, „Dima“ und „Franz“ zeigen Schweden die Grenzen auf

Angesichts des tollen Coups der englischen Auswahl trat das souveräne 3:0 der DTTB-Auswahl gegen die bis dahin so überzeugenden Schweden etwas in den Hintergrund, wie eigentlich alle anderen Partien des Montagnachmittags. Man könnte auch davon sprechen, dass Pitchford und Co. allen die Show stahlen.

Die deutsche Nationalmannschaft ist nach dem gestrigen Holperstart inzwischen jedenfalls auf Betriebstemperatur und wird von Spiel zu Spiel besser. Auch die stimmgewaltigen schwedischen Fans machten dem abgeklärt wirkenden DTTB-Trio nichts aus, im Gegenteil schien die Atmosphäre Boll und Co. noch mehr zu motivieren.

Und es wurde dann ja auch bald ruhiger – der Aussichtslosigkeit des Vorhabens des Drei-Kronen-Teams geschuldet, auch wenn Anton Källberg am Ende dem souverän gestarteten Dima Ovtcharov noch ein wenig das Leben schwer machte. Tja, selbst mit zwei Spielern von Borussia Düsseldorf kann man die topgesetzten Deutschen nicht schocken. Källbergs Kollege Kristian Karlsson war nämlich zum Auftakt gegen Patrick Franziska leer ausgegangen. Und danach hatte sein Namensvetter Mattias gegen Boll auf verlorenem Posten gestanden.

Die Chancen des deutschen Teams auf den Gruppensieg und damit den direkten Viertelfinaleinzug sind nun wirklich sehr gut, doch noch muss Hongkong aus dem Weg geräumt werden – die Partie gegen Slowenien dürfte dagegen eher eine lockere Übung werden.

Schweden – Deutschland 0:3

Kristian Karlsson – Patrick Franziska 2:3 (11:5, 9:11, 5:11, 16:14, 2:11)

Mattias Karlsson – Timo Boll 0:3 (8:11, 8:11, 8:11)

Anton Källberg – Dimitrij Ovtcharov 1:3 (4:11, 9:11, 13:11, 13:15)


Weitere Herren-Ergebnisse vom Montagnachmittag

China – Brasilien 3:0

Slowenien – Rumänien 1:3

Kroatien – Polen 3:0

Hongkong – Ägypten 3:0

Portugal – Russland 3:0

Taiwan – Belgien 3:0

Südkorea – Indien 3:0

Weißrussland – Singapur 3:0

Nordkorea – Tschechische Republik 0:3

Österreich – Frankreich 3:0

Der Überraschungssieg der am Vormittag noch gegen Südkorea untergegangenen Österreicher gegen die an vier gesetzten Franzosen kam durch Fegerls 3:0 gegen Lebesson, Habesohns 3:1 gegen Gauzy und Gardos‘ 3:0 gegen Akkuzu zustande.

 

Zeitplan, Auslosungen, Ergebnisse und  Livestream (von 12 Tischen)

 

Text u. Foto Källberg: Dr. Stephan Roscher

Foto England: ITTF

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