Mi, 27. November 2024
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„Hoffnung, dass da mehr geht“ – aus einem Interview mit Ovtcharov

Wenige Tage vor Beginn der Mannschafts-WM in Schweden (29.4.-6.5.) hat die Süddeutsche Zeitung ein bemerkenswertes Interview mit dem Weltranglistendritten Dimitrij Ovtcharov geführt. Wir fokussieren uns auf einige Kernaussagen des 29-jährigen Ausnahmespielers.

Dima geht nach seiner mehrwöchigen Verletzungspause trotz des Trainings- und Wettkampfrückstands relativ optimistisch in die am Sonntag beginnenden Welttitelkämpfe: „Dieses vergangene Jahr hat mir die Hoffnung gegeben, dass wirklich alles möglich ist, dass da mehr geht, als immer nur Zweiter oder Dritter zu werden.“ Dennoch geht er davon aus, noch lange nicht wieder bei 100 Prozent zu sein.

World-Cup-Sieg, Gewinn der China Open, Weichenstellung für den erstmaligen Aufstieg zur Nummer eins der Weltrangliste im Januar 2018 – das waren nur einige der Highlights Ovtcharovs im vergangenen Jahr, dem bisher erfolgreichsten seiner Karriere.

Andererseits war die Belastung extrem hoch, so dass sein Körper rebellierte. Eine schmerzhafte Verletzung des Schenkelhalses zwang ihn mitten in der Vorbereitung auf die WM zu einer mehrwöchigen Pause. „Ich bin ja der Typ: Auf die Zähne beißen und durch! Aber irgendwann erlaubt dir der Körper das nicht mehr”, so Ovtcharov. „Ich hatte Angst, dass es mich komplett zerreißt.“

Doch jetzt blickt er nach vorne und hat sich für Halmstad einiges vorgenommen – um just for fun zu einer WM zu reisen, ist er zu ehrgeizig. „Ich erwarte nicht, dass ich eine Leistung bringen kann wie etwa beim World Cup. Ich glaube aber schon, dass ich mit meinem Grundniveau und meiner Erfahrung trotzdem in der Lage bin, eine große Leistung zu bringen. Timo zeigt, wie man auch mit 37 noch sehr gut spielen kann, wenn man auf sich aufpasst.“

Bei der WM lastet zweifellos ein gewisser Druck auf dem DTTB-Team, auch bedingt durch die Setzung – erstmals ist man bei einem solchen Turnier topgesetzt und steht im Tableau vor den Chinesen. Als im März die WM-Setzliste erstellt wurde, war Boll die Nummer eins der Welt und Dimitrij Ovtcharov die Nummer drei. Heute ist Boll Zweiter und Dima nach wie vor Dritter. Nur ein Chinese, Fan Zhendong, steht vor ihnen. Die beiden deutschen Tischtennis-Helden profitierten von einem extrem guten Jahr 2017.

Die Erwartungshaltung von außen ist groß, auch wenn viele das Team aus dem Reich der Mitte immer noch für besser besetzt halten und in der Favoritenrolle sehen. Und man setzt sich natürlich auch selbst entsprechend unter Druck, wohl wissend, dass die Chance in den nächsten Jahren kaum größer werden dürfte, den Tischtennis-Giganten China bei einem so wichtigen Event zu schlagen mit einem Timo Boll, der dann rasant auf die 40 zugeht.

Erst seit einigen Tagen steht Ovtcharov wieder voll im Training und versucht, sein Pensum Tag für Tag zu steigern, den Bogen dabei aber nicht zu überspannen. Ziel ist es, beim ersten WM-Aufschlag wenigstens einigermaßen konkurrenzfähig zu sein. Dass er wieder am Tisch steht, gibt ihm ein gutes Gefühl. „Ich habe noch nie so lange pausiert“, sagt der Weltklassespieler in Verbindung mit der Hoffnung, künftig von derartigen Zwangspausen verschont zu bleiben. „Ich hatte drei Wochen lang keinen Schläger in der Hand“, gibt Ovtcharov zu Protokoll. „Also habe ich mich mit Dingen beschäftigt, für die ich sonst wenig Zeit habe, und ich habe viel mit meiner Tochter gespielt.“

Zwei Tage vor dem Abflug nach Halmstad lässt sich Dima nicht von seiner Euphorie blenden und geht realistisch mit der Situation um: „Im Winter war der Glaube, dass es möglich ist, die Chinesen zu besiegen, absolut groß, aber meine Verletzung bedeutet einen herben Rückschlag.“ Doch aufgeben gilt nicht, schon gar nicht für einen von seinem Schlag, der immer ein klares Ziel vor Augen braucht und keine halben Sachen zu machen pflegt: „Alles ist möglich bei Weltmeisterschaften.“ 

Komplettes Ovtcharov-Interview (Pay-Schranke)

 

Text & Foto: Dr. Stephan Roscher

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