Am Ostermontag wurde das April-Ranking der ITTF publiziert. Wie erwartet musste Timo Boll die Spitzenposition an Fan Zhendong abgeben. Der 37-Jährige ist nun Zweiter, gefolgt von Dimitrij Ovtcharov, der trotz seiner Erstrunden-Aufgabe in Bremen Position 3 behält.
Fan steht erstmals an der Spitze des internationalen Rankings. Sein Punktevorsprung auf Timo und Dima sowie den auf vier vorgerückten German-Open-Finalisten Xu Xin, der mit Lin Gaoyuan den Platz getauscht hat, ist recht komfortabel. Es scheint also durchaus möglich, dass sich der 21-jährige Chinese, der zuletzt die Qatar Open gewann, das Turnier in Bremen jedoch verletzungsbedingt absagte, ganz oben für eine gewisse Zeit wohnlich einrichtet.
Einen Monat vor der Team-WM im schwedischen Halmstad (29. April bis 6. Mai) normalisiert sich auch German-Open-Gewinner Ma Long ganz allmählich wieder und rückte von Position 9 auf 6 vor. Doch das ist immer noch mindestens fünf Plätze zu schlecht.
Lee Sangsu (Südkorea) machte einen Satz von 11 auf 8, während Simon Gauzy, in Bremen im Viertelfinale gegen Xu Xin ausgeschieden, Position 8 nicht halten konnte und auf 10 zurückfiel. Die Ochsenhausener müssen deswegen aber nicht Trübsal blasen, denn der 21-jährige Hugo Calderano, bei den Qatar Open bis ins Finale vorgestoßen, erreicht im April mit Platz 12 (März: 15) die beste Platzierung seiner Karriere. Freuen darf sich auch der Noch-Maberzeller Jonathan Groth, der von 26 auf 18 empor schoss. Und natürlich German-Open-Halbfinalist Patrick Franziska, der von 30 auf 24 sprang – seine mit Abstand beste Platzierung bisher.
Vladimir Samsonov fällt von 24 auf 37 zurück, eigentlich viel zu schlecht für Weißrusslands Tischtennis-Ikone, doch so kann es gehen, wenn einer zwei Turniere verletzungsbedingt nicht spielen kann. Kamal Sharath Achanta (Bergneustadt) hat sich dagegen nach zuletzt guten Leistungen zurückgemeldet und steht als 48. wieder unter den TOP 50 der Welt – im März war er nur auf Position 70 geführt worden. Für Ochsenhausens Jakub Dyjas ist auch allmählich wieder Land in Sicht. Der Fang-Bo-Bezwinger von Bremen – Fang kletterte übrigens trotz der Zwischenrunden-Niederlage von 48 auf 31 – verbesserte sich von Platz 77 auf 64. Nach seinem Leistungsvermögen gehört der hagere 22-jährige Pole aber fraglos unter die TOP 50.
In wesentlich tieferen Regionen tummeln sich die deutschen Bundesligaspieler Patrick Baum (Saarbrücken), Dang Qiu (Grünwettersbach) und Kilian Ort (Bad Königshofen). Doch alle drei verbesserten sich signifikant und dürfen hoffen, sich in absehbarer Zeit in Richtung TOP 100 zu orientieren. Baum machte 55 (von 257 auf 202), Qiu 76 (von 302 auf 226) und Ort 59 Plätze gut (von 287 auf 228).
Chen Meng verdrängt Zhu Yuling von der Spitze, Han Ying macht zehn Plätze wett
Bei den Damen geht das Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel an der Spitze weiter: Erneut tauschten die Chinesinnen Zhu Yuling und Chen Meng die Plätze, so dass Chen nun wieder ganz oben steht.
Allzu viel Spektakuläres spielte sich unter den TOP 10 nicht ab, sieht man einmal von Wang Manyus kleinem Sprung von 7 auf 5 sowie dem Umstand ab, dass auch Liu Shiwen wieder in freundlichere Gefilde vorstößt – die Qatar-Open-Siegerin kletterte von 20 auf 10. Direkt hinter ihr kommt auch Ding Ning allmählich wieder in die Startlöcher nach oben – die langjährige Weltranglisten-Erste verbesserte sich von 14 auf 11.
Die 31-jährige Defensiv-Koreanerin Suh Hyowon, Überraschungsfinalistin der German Open, verbesserte sich von 15 auf 12. Die gerade 18 gewordene Chinesin Sun Yingsha machte einen Riesensatz und sprang von 34 auf 15.
Die fünf DTTB-Spielerinnen unter den Top 100 werden wieder von Defensivkünstlerin Han Ying angeführt, die zehn Plätze gut machte und nun 31. ist. Auch die Deutsche Meisterin, bei den German Open der Südkoreanerin Yang Haeun im Achtelfinale mit 0:4 unterlegen, normalisiert sich wieder. Ihrem Leistungs-Niveau entsprechend müsste sie vermutlich um die 20 stehen.
Shan Xiaona, die wegen ihrer Schwangerschaft zurzeit keine Turniere spielt, fiel von 38 auf 45 zurück. Georgina Pota steht deutlich vor ihrer Berliner Klubkollegin als Nummer 33 des ITTF-Rankings (März: 31). Deren künftige Mitstreiterin Matilda Ekholm, in Bremen in der Zwischenrunde der Chinesin Wen Jia unterlegen, konnte sich minimal verbessern (von 38 auf 37).
Das Beispiel Wen Jia, German-Open-Siegerin von 2013, belegt, dass manches im neuen System nicht stimmig ist. Die 29-jährige Linkshänderin ist eine Weltklassespielerin und erzielt auch in der chinesischen Super Liga regelmäßig gute Resultate. Im aktuellen Welt-Ranking müssen wir lange nach ihr suchen und finden sie schließlich auf Platz 183 (!). Doch darüber müsste sie eigentlich in Jubel ausbrechen, stand sie doch im Vormonat auf der unfassbaren Position 354 (!!).
Viel zu hoch notiert sind – bei aller Sympathie – dagegen Exotinnen wie Adriana Diaz (Puerto Rico) oder Dina Meshref (Ägypten). Diaz rückte von 41 auf 37 hoch, Meshref fiel von 33 (!) auf 40. Beide spielen praktisch jedes Turnier – und das zahlt sich aus.
Um zwei Plätze auf 57 verbesserte sich Sabine Winter (Kolbermoor). Petrissa Solja, mit der der ttc berlin eastside nicht mehr plant, rückte von 63 auf 59 vor. Nina Mittelham (Bad Driburg), gewissermaßen Soljas Nachfolgerin beim Hauptstadtklub, büßte acht Plätze ein und ist nun die Nummer 72 der Welt.
WELTRANGLISTE APRIL 2018
HERREN
Top 10
1 (2) Fan Zhendong CHN – 16545 Punkte
2 (1) Timo Boll (Düsseldorf) – 15705 Punkte
3 (3) Dimitrij Ovtcharov (Orenburg, Russland) – 15465 Punkte
5 (5) Xu Xin CHN – 14935 Punkte
5 (4) Lin Gaoyuan CHN – 14514 Punkte
6 (9) Ma Long CHN – 14240 Punkte
7 (6) Wong Chun Ting HKG – 13985 Punkte
8 (11) Lee Sangsu KOR – 12945 Punkte
9 (7) Koki Niwa JPN – 12930 Punkte
10 (8) Simon Gauzy FRA – 12893 Punkte
Die Platzierungen der übrigen Deutschen unter den Top 100
21 (19) Ruwen Filus (Fulda), 23 (21) Bastian Steger (Bremen), 24 (30) Patrick Franziska (Saarbrücken), 38 (41) Ricardo Walther (Grünwettersbach), 42 (42) Benedikt Duda (Bergneustadt)
Die weiteren Platzierungen der Deutschen unter den Top 300
185 (180) Steffen Mengel (Bergneustadt), 202 (257) Patrick Baum (Saarbrücken), 226 (302) Dang Qiu (Grünwettersbach), 228 (287) Kilian Ort (Bad Königshofen)
Zur kompletten Weltrangliste der Herren
DAMEN
Top 10
1 (2) Chen Meng (CHN), 2 (1) Zhu Yuling (CHN), 3 (3) Kasumi Ishikawa (JPN), 4 (4) Feng Tianwei SGP, 5 (7) Wang Manyu (CHN), 6 (6) Miu Hirano (JPN), 7 (5) Mima Ito (JPN), 8 (8) Cheng I-Ching TPE, 9 (9) Chen Xingtong CHN, 10 (20) Liu Shiwen CHN
Die Platzierungen der Deutschen unter den Top 100
31 (41) Han Ying (Tarnobrzeg, Polen), 45 (38) Shan Xiaona (Berlin), 57 (59) Sabine Winter (Kolbermoor), 59 (63) Petrissa Solja (Berlin), 72 (64) Nina Mittelham (Bad Driburg)
Die weiteren Platzierungen der Deutschen unter den Top 300
150 (146) Wan Yuan (Bingen/Münster-Sarmsheim), 168 (169) Kristin Lang (Kolbermoor), 239 (222) Chantal Mantz (Le Chesnay), 277 (262) Irene Ivancan
Zur kompletten Weltrangliste der Damen
Text und Fotos (5): Dr. Stephan Roscher