Sa., 1. Februar 2025
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1. Liga, wir kommen! – TSV Langstadt steht als Aufsteiger fest

Es ist die Saison des TSV Langstadt. Zunächst qualifizierte sich der vor der Saison sinnvoll verstärkte Klub als erster Zweitligist überhaupt für das deutsche Pokal Final Four, nun eilt man in der Liga von Sieg zu Sieg und hat die Qualifikation für das Oberhaus bereits in der Tasche.

Es läuft alles rund in Langstadt, einem Stadtteil des südhessischen Kleinstädtchens Babenhausen. Die Stimmung ist prima, die Mannschaft ist gut, die Fans sind begeistert und die Euphorie ist groß. Deshalb hat man vor einigen Wochen beschlossen, den Sprung ins Haifischbecken 1. Bundesliga zur neuen Saison zu wagen. Andere scheuen diesen Schritt, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen – nicht von ungefähr steht das Oberhaus mit aktuell sieben Mannschaften quantitativ bescheiden da. Anders der TSV. Dessen Devise lautet „Yes, we can!“.  

Der Aufstieg, inzwischen bereits schriftlich vom DTTB bestätigt, ist der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte des 1909 gegründeten Traditionsklubs. Die Tischtennis-Abteilung, längst zum Aushängeschild des Vereins geworden, gibt es allerdings „erst“ seit 1964. Man freut sich auf die neue Aufgabe ganz oben und will weiter auf Talente aus Hessen setzen und diese formen. Dazu möchte man auch die 2. Mannschaft als Unterbau nutzen, die gerade dabei ist, in die 3. Bundesliga aufzusteigen.  

Die 35-jährige polnische Ex-Nationalspielerin Monika Pietkiewicz, die auch als Trainerin beim Hessischen Tischtennis-Verband arbeitet, soll weiterhin die Führungsspielerin geben. Doch soll sie künftig „nur“ noch die Nummer 2 sein, da man eine neue Spitzenspielerin verpflichten möchte, um im Oberhaus eine bessere Rolle zu spielen. Zudem sollen die beiden indischen Jung-Nationalspielerinnen Archana Girish Kamath und Diya Chitale dem Kader weiter angehören, wenngleich sie aufgrund zahlreicher internationaler Verpflichtungen für ihren Verband oft nicht verfügbar sein werden.  

Da die Sollstärke der 1. Liga erneut nicht annähernd erreicht wird, außer Langstadt will kein weiterer Zweitligist nach oben, kann das Team sich in aller Ruhe in der Eliteklasse akklimatisieren, da kein Abstieg droht. Mittel- und langfristig möchte man aber in der 1. Bundesliga eine gute Rolle spielen und nicht nur einigermaßen mitschwimmen.  

Das Manko der maximal nur acht Teams, wenn es die überhaupt werden, könnte man durch die Play-off-Partien kompensieren, um auch den Werbepartnern und natürlich den Fans mehr als bloß ein Schmalspur-Programm zu bieten.  

Das Zuschauer-Potenzial in Langstadt ist sehr gut, Tischtennis genießt dort einen hohen Stellenwert. 150 stimmgewaltige Fans besuchten durchschnittlich die Spiele der Zweitliga-Frauen in der dann bereits sehr gut gefüllten, schmucken Eckehard-Colmar-Halle. Damit ist man Publikumsmagnet der 2. Liga und würde in der höchsten Spielklasse aktuell Platz 3 belegen, ganz dicht hinter Bingen (160) und Kolbermoor (155). Nur werden es in der 1. Liga mit Sicherheit mehr Zuschauer sein, so dass man damit rechnen darf, künftig in Langstadt mehr Fans als bei jedem anderen deutschen Damen-Klub begrüßen zu können. Mehr als 200 Leute finden in der heimischen Halle aber beim besten Willen nicht Platz, so dass man mit dem Gedanken spielt, für einige Partien in eine größere Arena in der Umgebung auszuweichen.  

Das vergangene Wochenende verlief überaus erfreulich für den besten Klub Hessens.  

TSV Langstadt – TTK Großburgwedel 6:0 

Gegen „unseren Lieblingsgegner“ (Janina Kämmerer) wurde es – wie schon in der Vorrunde – ein Kantersieg und eine lockere Aufwärmübung vor dem Schlagerspiel gegen Schwabhausen. Dabei sind die Niedersachsen keineswegs schlecht und haben durch eine Reihe von Siegen in der Rückrunde inzwischen das gesicherte Mittelfeld erreicht. Aber gegen Langstadt bekommen sie einfach nichts auf die Reihe. Vor 140 Fans spielten die TSV-Damen aber auch wie aus einem Guss und gestatteten dem Gästeteam ganze vier Satzgewinne. Man teilte sich schwesterlich in die Punkte hinein, jede Spielerin durfte mit einem Sieg ihre Bilanz aufbessern. Team-Manager Manfred Kämmerer war fast ein wenig erstaunt. „Wenn man 6:0 gewinnt ist man natürlich sehr zufrieden. Wir waren von Anfang an sehr konzentriert und ließen den Gegner nie ins Spiel kommen“, so Kämmerer. „Nach den Erfolgen von Großburgwedel in der Rückrunde hatte ich schon mit mehr Gegenwehr gerechnet.“

TSV Langstadt – TSV Schwabhausen 6:4 

Auch wenn es vermutlich nicht zur Meisterschaft sondern „nur“ zu Platz 2 reichen wird, war es doch eine Art Meisterstück der Langstädter Damen, die in der mit 200 Fans brechend vollen Halle dem bisherigen Ligaprimus die erste Saisonniederlage beibrachten und zumindest vorübergehend die Tabellenführung in der 2. Bundesliga übernahmen. 27:5 Punkte hat man auf dem Konto – die bärenstarke Rückrunden-Ausbeute lautet 13:1. Schwabhausen ist mit 26:4 Zählern notiert und hat wie Langstadt kein schweres Restprogramm. Es war ein Vorgeschmack auf die 1. Liga mit vielen rassigen Partien auf Top-Niveau. Der 2. Platz und damit die angestrebte sportliche Qualifikation für das Oberhaus ist den Langstädter Damen zwei Spieltage vor Rundenende nicht mehr zu nehmen.  

„Ein sensationelles Spiel mit einer überragenden Monika Pietkiewicz“, so Manfred Kämmerer. „Die Zuschauer haben uns frenetisch angefeuert.“  

Mit einem 2:0 in den Doppeln fing es optimal an – das unmissverständliche Signal an die Oberbayern, dass man heiß auf den Sieg war und sie diesmal packen wollte. Die bestens aufgelegte Pietkiewicz brachte mit einem knappen 3:2-Erfolg gegen die junge Sarah Mantz, eines der Toptalente des DTTB, den TSV gar mit 3:0 in Führung, doch Schwabhausen spielte auch noch mit und kam in der Folgezeit mehrmals dicht heran, konnte aber nie ausgleichen.  

Pietkiewiczs zweiter Sieg gegen die Kroatin Meteja Jeger, die mit einer 23:4-Bilanz angereist war, brachte die Hessinnen mit 5:2 in Front. Doch der im Normalfall in dieser Liga eben so gut wie unschlagbare Gast blies noch einmal zum Gegenangriff und punktete durch Mantz (gegen Alena Lemmer) sowie die weißrussische Defensivkünstlerin Alina Nikitchanka (gegen Janina Kämmerer) zum 4:5. Hessenmeisterin Anne Bundesmann blieb es vorbehalten, mit einem 3:0 gegen Christina Feierabend den Langstädter Sieg in trockene Tücher zu packen und die Halle zum Beben zu bringen.

Saisonübergreifend die erste Niederlage für Schwabhausen seit April 2017, was einem mitgereisten Fan aus Bayern die Tränen ins Gesicht trieb. Doch der Unglückliche beruhigte sich bald wieder. Die anschließende feuchtfröhliche Aufstiegsfeier in toller, ausgelassener Stimmung hatten sich nämlich alle Beteiligten inklusive der Gäste redlich verdient. Manfred Kämmerer genoss es. „Das Spiel und die ganze Saison wurden bei der anschließenden Aufstiegsfeier noch heiß diskutiert. Es ist einfach schön, die Euphorie unserer Fans mitzuerleben.“  

Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher

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