Borussia Düsseldorf hat im Viertelfinale gegen den UMMC geglänzt, Ochsenhausen gegen den Ligarivalen Saarbrücken brilliert. Nun duellieren sich die beiden Sieger um den Einzug ins Finale der europäischen Königsklasse. Am Freitag (19 Uhr) steigt das Hinspiel in Ochsenhausen.
Es ist fraglos ein Leckerbissen für alle Tischtennis-Fans. Ochsenhausen mit Simon Gauzy und dem in Qatar so starken Hugo Calderano trifft auf Düsseldorf mit dem Weltranglistenersten Timo Boll und Kristian Karlsson im Halbfinal-Hinspiel der Champions League – ein Stelldichein internationaler Starspieler. Der Umstand, dass der 37-jährige Ausnahmespieler aus dem Odenwald in zweieinhalb Wochen von Fan Zhendong an der Spitze abgelöst wird, tut dem keinen Abbruch.
Vorjahresfinalist Düsseldorf ist Favorit, doch die jungen Wilden aus Oberschwaben, die im Viertelfinale gegen Saarbrücken groß aufgespielt haben, wollen und müssen sich nicht verstecken. Sie wollen dem Renommierklub aus dem Rheinland die Stirn bieten, wollen frech und unbeschwert aufspielen und sich eine gute Ausgangsbasis für das Rückspiel am 6. April sichern. Man sieht sich keineswegs chancenlos und will – mit Unterstützung der Fans – Boll und Co. besiegen.
Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass Hugo Calderano vor wenigen Tagen Timo Boll im Achtelfinale der Qatar Open klar geschlagen hat und später bis ins Endspiel vorgestoßen ist, nachdem er im Halbfinale mit Lin Gaoyuan auch noch einen Top-Chinesen regelrecht zerlegt hat. Vielleicht aber ist Boll nun auch so heiß auf die Revanche, dass er besonders schwer zu packen sein wird – man wird sehen. Allerdings haben die Oberschwaben nicht allzu viel Angst vor dem Odenwälder, schließlich hat auch Simon Gauzy ihn schon mehrmals besiegt.
Gegen Düsseldorf haben die TTF oft sehr gute Spiele gezeigt und nicht selten auch gewonnen, in der laufenden Saison musste man jedoch in der Liga zwei Niederlagen quittieren. Beide waren ärgerlich. Ganz besonders die 0:3-Schlappe in eigener Halle am 3. September, bei der die jungen Oberschwaben überhaupt nichts auf die Reihe bekamen und richtig schlecht spielten gegen eine Borussia, die nicht einmal Timo Boll aufgestellt hatte. Die Rückspiel-Niederlage am 14. Januar im ARAG CenterCourt war zumindest vermeidbar, da die Ochsenhausener beim 2:3 klare Siegchancen nicht nutzen konnten.
Das soll am Freitag anders werden gegen den hochkarätig besetzten Rivalen, gegen den man noch etwas gutzumachen hat, da man im Vorjahr im Viertelfinale der europäischen Königsklasse hauchdünn den Kürzeren zog (3:2/1:3). Es könnte im Übrigen durchaus passieren, dass sich beide Teams nach dem Champions-League-Showdown noch ein- oder zweimal in dieser Saison begegnen, nämlich im Play-off-Halbfinale oder Endspiel um die Deutsche Meisterschaft. Aber das ist Zukunftsmusik, zunächst einmal steht nun die prickelnde Partie am Freitag im Fokus.
„Erst einmal freuen wir uns, unter den besten vier Klubs Europas zu sein“, sagt TTF-Präsident Kristijan Pejinovic. „Trotz starker Einzelspieler wie Hugo Calderano ist klar, dass wir nur als Team Erfolg haben werden. Die Bereitschaft aller, sich für das Team zu zerreißen, ist vorhanden und deswegen wollen wir hier im Halbfinale keinen Halt machen.“ Pejinovic sieht die TTF keineswegs als krassen Außenseiter. „Die Chancen sind auf jeden Fall vorhanden und wir müssen sehen, in welcher Verfassung unser Team aber auch die Borussia inklusive Timo Boll sein werden.“ Auch auf die Zuschauer komme es an. „Die Fans sind unseren Spielern unglaublich wichtig, sie sind der sechste Mann, den wir an unserer Seite brauchen“, so Ochsenhausens Chef. „Wir benötigen jede einzelne Stimme und jegliche Unterstützung, um unser Team in den wichtigen Momenten anzupeitschen.“
Gewinnen wollen natürlich auch die Borussen. „Ich hoffe, dass ich am Freitag noch einen Tick besser und Calderano einen Tick schlechter spielen wird“, so Timo Boll. „Dann kann es auch wieder für einen Sieg reichen.“ Die Chance auf einen Erfolg seines Teams macht der Boll aber nicht allein an seinem Spiel gegen Calderano fest. „Für uns ist auch Simon Gauzy eine große Unbekannte. Er war zuletzt lange verletzt. Wie gut er wirklich wieder ist, werden wir dann am Freitag sehen. Grundsätzlich kann jeder aus dem TTF-Team gegen jeden von uns punkten, das macht es so spannend.“ Düsseldorfs Manager Andreas Preuß freut sich auf den Freitag. „Das wird ein richtig heißer Tanz. Calderano ist in Bestform, Timo nach seiner kleinen Pause davon noch entfernt. Auch Anton Källberg und Stefan Fegerl haben Formschwankungen. Ich sehe derzeit keinen echten Favoriten. Klar ist nur, dass jeder Satz zählt, denn es gibt ja noch ein Rückspiel.“
Es wird mit einer vollen Dr.-Hans-Liebherr-Halle gerechnet, momentan sind aber noch einige Sitz- sowie Stehplätze zu haben, die man am besten im Vorverkauf unter https://ttf-liebherr-ochsenhausen.reservix.de/events oder auf der Geschäftsstelle der TTF erwirbt.
Beim dem Spiel wird es übrigens aufgrund einer TV-Übertragung keine Pause zwischen dem zweiten und dritten Einzel geben, es wird also voll durchgespielt und zwischen den Matches sind nur die üblichen ein bis zwei Minuten Pause.
Verpflegungstechnisch bieten die Oberschwaben bei diesem Spiel einen besonderen Leckerbissen an – der Burgerwagen der Firma Badhaus 5 wird mit den TTF-Burgern vor Ort sein. Im Angebot haben sie Burger, die von den fünf Spielern höchstpersönlich zusammengestellt wurden und deren Namen tragen. Diese kulinarischen Kreationen gab es letzte Saison bereits zweimal bei TTF-Spielen – sie fanden reißenden Absatz.
Die Mannschaften
TTF Liebherr Ochsenhausen
Simon Gauzy FRA, 23 Jahre, WRL 8, TTBL 9:5, TTCLM 6:2
Hugo Calderano BRA, 21 Jahre, WRL 15, TTBL 14:7, TTCLM 5:4
Yuto Muramatsu JPN, 21 Jahre, WRL 87, TTBL 5:4, TTCLM 2:1
Jakub Dyjas POL, 22 Jahre, WRL 77, TTBL 8:5, TTCLM 4:3
Joao Geraldo POR, 22 Jahre, WRL 75, TTBL 1:4, TTCLM 1:3
Durchschnittsalter der Mannschaft: 21,8 Jahre
Cheftrainer: Dubravko Skoric HRV, 56 Jahre
Borussia Düsseldorf
Timo Boll GER, 37 Jahre, Weltrangliste Platz 1, TTBL-Bilanz 8:1, TTCLM-Bilanz 11:1
Kristian Karlsson SWE, 26 Jahre, WRL 17, TTBL 14:6, TTCLM 7:3
Anton Källberg SWE, 20 Jahre, WRL 63, TTBL 13:7, TTCLM 5:2
Stefan Fegerl AUT, 29 Jahre, WRL 40, TTBL 8:8, TTCLM 0:4
Durchschnittsalter der Mannschaft: 28 Jahre
Cheftrainer: Danny Heister NED, 46 Jahre
Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher