Fr., 24. Januar 2025
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Nils Hohmeier schnuppert mit dem TTC OE Bundesligaluft

Der 22-jährige Nils Hohmeier aus dem U23-Förderkader des DTTB wird in der Saison 2020/21 erstmals in seiner Karriere in der TTBL aufschlagen. Neuland für den jungen Niedersachsen ebenso wie für seinen hessischen Verein TTC OE Bad Homburg, für den es im ersten Erstliga-Jahr nur ein Ziel geben kann – und das heißt Klassenerhalt. Das wird schwer genug für die Kurstädter, die nach einigem Nachdenken endlich den Schritt nach ganz oben gewagt haben. 

Der Kader des amtierenden Zweitligameisters ist nämlich nicht so üppig bestückt wie die Meldelisten fast aller Konkurrenten. Auf dem Papier dürfte außer Grenzau kein einziger Ligarivale für Bad Homburg erreichbar sein.

Doch eine Saison ist lang und es kann viel passieren. Vor allem die vier jungen Spieler – Lev Katsman, Rares Sipos, Maksim Grebnev und eben Nils Hohmeier – besitzen erhebliches Steigerungspotenzial, je schneller sie „explodieren“, desto besser für den TTC OE. Von dem erfahrenen Brasilianer Gustavo Tsuboi darf man auf der Spitzenposition keine Wunderdinge erwarten – dies haben seine bisherigen TTBL-Resultate in Bergneustadt, Bremen und Neu-Ulm gezeigt. Das schließt aber nicht aus, dass er ein guter, geeigneter „Leitwolf“ sein kann, der die Youngster mitreißt und motiviert – zumal der 36-jährige Linkshänder ein sehr kampforientierter, immer hoch motiviert wirkender Spieler ist.

Hohmeier, der zunächst einmal nicht gesetzt ist, räumt ein: „Ich bin mir der Situation bewusst, im Gegensatz zu den vergangenen knapp drei Jahren kein Stammspieler mehr zu sein. In Zukunft werde ich mich auch mal hinten anstellen müssen.“ Fünf Spieler – darunter drei internationale Toptalente – kämpfen um drei Plätze, keine einfache Situation für den Nachwuchsspieler des DTTB. „Ganz klar, Gustavo muss die Führung übernehmen“, so Hohmeier. „Dahinter werden wir vier versuchen, uns Einsätze zu erkämpfen – und das geht über Leistung. Die will ich bringen.“ 

Sein neuer Vereinstrainer Tobias Kirch hält sich verständlicherweise alle Optionen offen: „Ich werde jeweils auch die Eindrücke aus dem Training in meine Entscheidung miteinfließen lassen und von Spiel zu Spiel sehen, welche Spieler die jeweils richtigen sind.“ Kirch lobt aber den trotz seiner 22 Jahre zweitältesten Spieler im Team und attestiert ihm, dass er sich „sehr gut“ entwickle, insbesondere seit er im  Düsseldorfer Leistungszentrum unter Helmut Hampl trainiere. Zudem nehme Hohmeier, aktuelle Nummer 260 des ITTF-Rankings, als einziger deutscher Spieler und Teil der Aufstiegsmannschaft eine besondere Rolle innerhalb des Teams ein. Kirch, der die gute Rückhand seines Spielers sowie dessen mentale Voraussetzungen hervorhebt, sagt: „Es ist ein langer Atem notwendig, um sich in der TTBL durchzusetzen, und es wird länger als eine Saison dauern, sich an das Niveau zu gewöhnen. Aber Nils ist sich diesen Umständen absolut bewusst – und er ist bereit, diesen Weg zu gehen.“ 

In der vergangenen Zweitliga-Saison kam er verletzungsbedingt nicht sehr oft zum Einsatz und erspielte eine 4:1-Bilanz im Einzel und 5:4 im Doppel an der Seite des jungen Rumänen Rares Sipos. Dass er im Moment noch nicht dort angekommen ist, wo er als TTBL-Spieler sein muss, zeigten auch die Ergebnisse des bisherigen Zweitligaspielers, der für Celle und dann für Bad Homburg im Unterhaus aufschlug, bei der Turnierserie Düsseldorf Masters. Dort konnte er bisher noch keinen „Großen“ knacken und verlor gegen Akteure auf TTBL-Niveau meist deutlich. Hohmeier, vor neun Jahren Europameister mit der Schüler-Nationalmannschaft, muss sich erheblich steigern – und das weiß er auch. Auf der World Tour ging er bisher gegen seine potenziellen künftigen TTBL-Gegner leer aus. So unterlag er in diesem Jahr Filip Zeljko (0:4), Ioannis Sgouropoulos (1:4), Maciej Kubik (0:4) und Marcelo Aguirre (3:4). 

Dass der amtierende Deutsche Meister im Mixed, der den Titel im Frühjahr gemeinsam mit der Langstädterin Janina Kämmerer überraschend gewann, in der deutschen Eliteliga zum Einsatz kommen wird, ist klar, da ihm eine gewisse Anzahl an Spielen im Oberhaus vertraglich zugesichert ist. Zunächst einmal kann es jedoch durchaus sein, dass er auch das eine oder andere Spiel in der zweiten Mannschaft bestreiten wird, die in der Oberliga Hessen spielt und Ambitionen hegt, in die Regionalliga aufzusteigen. Doch das kann nur eine kurze Zwischenstation sein für das DTTB-Talent, das gemeinsam mit Tobias Hippler bei der Jugend-EM 2016 in Zagreb die Goldmedaille im Doppel errang. 

 

Text: Dr. Stephan Roscher

Foto Hohmeier: ITTF

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