Trotz großer Personalprobleme hat Ochsenhausen durch einen 3:1-Sieg in Wels den Einzug ins Viertelfinale der Champions League geschafft. Man geht als Gruppenzweiter in die Runde der besten Acht und ist gespannt auf die Auslosung am Freitag in Luxemburg.
Auf Schützenhilfe aus La Romane waren sie somit nicht angewiesen. Der Gruppensieger aus Frankreich gewann gegen die stark ersatzgeschwächte Truppe aus Ostrava mit 3:0 – somit hätten sich die TTF sogar eine Niederlage in Österreich erlauben können. Doch das wollten sie ganz und gar nicht und zogen ihr Spiel auch ohne die drei Besten konsequent durch – Simon Gauzys Rückenprobleme ließen einen Einsatz nicht ratsam erscheinen, Hugo Calderano hatte diverse kleinere Blessuren und setzte auf Anrasten seines Physiotherapeuten aus und Yuto Muramatsu musste in Japan die zweite Runde der WM-Qualifikation spielen.
Somit liefen Jakub Dyjas, Joao Geraldo und Sportmanager Daniel Zwickl auf, der sein Debüt im TTF-Dress feierte. Und der ehemalige ungarische Nationalspieler und Olympiateilnehmer, dessen aktive Karriere eigentlich schon beendet ist, zeigte, dass er nichts verlernt hat. Da die TTF frühzeitig erfahren hatten, dass Wels ohne seinen Koreaner antreten und Hauptrivale Ostrava in Frankreich ohne seine Leistungsträger Gionis und Karakasevic spielen würde, rechnete man sich beste Chancen auf das Weiterkommen aus. Deshalb verzichtete man darauf, einen Spieler aus dem angeschlagenen Duo Gauzy-Calderano zu „verheizen“, die beide in den Planungen für das Liebherr Pokal-Finale am 6. Januar eine wichtige Rolle spielen und ihre Verletzungen unbeeinträchtigt auskurieren sollen.
Den Auftakt machte Joao Geraldo im Linkshänder-Duell gegen den Belgier Robin Devos. Anfänglich dominierte der Portugiese klar, doch dann kam Sand ins Getriebe und er verlor zunehmend seine Linie. Der letzte Satz lief komplett an ihm vorbei. Davon schien sich Jakub Dyjas zunächst beeindrucken zu lassen, der den ersten Satz gegen den Österreicher Dominique Plattner nach klarer Führung noch abgab. Doch danach fand der 22-jährige Ochsenhausener besser ins Spiel hinein und ließ seinem Gegenüber in den nächsten beiden Sätzen überhaupt keine Chance und brachte den vierten Durchgang knapp nach Hause.
Es folgte das denkwürdige Spiel des bei den TTF als Nummer 6 gemeldeten Daniel Zwickl gegen den klar favorisierten serbischen Nationalspieler Zsolt Petö, vor einigen Jahren beim SV Plüderhausen in der Bundesliga aktiv. Es entwickelte sich ein enges Match, in dem der 33-jährige Ochsenhausener Sportmanager den entscheidenden Tick fokussierter und nervenstärker war und die Sätze eins, zwei und vier in der Verlängerung für sich entschied. Das war die Steilvorlage zum Sieg, die Jakub Dyjas nutzte, der Devos im Anschluss keine Chance ließ.
Daniel Zwickl räumte ein, dass er nur noch sporadisch zum Schläger greife: „Ich trainiere vielleicht eine Stunde pro Woche mit den Jungs, wenn mich der Trainer für eine Übungseinheit braucht, mehr nicht. Als klar war, dass ich spielen würde, habe ich natürlich noch etwas trainiert. Wenn ich spiele, gebe ich immer alles. Aber dass es so gut bei mir laufen würde, hätte ich selbst nicht gedacht.“ Zwickl weiter: „Wir haben das Spiel in La Romagne nicht beachtet und uns nur auf unser Spiel konzentriert“, was absolut richtig gewesen sei. „Die beiden nicht verletzten Jungs haben heute Verantwortung übernommen“, so Zwickl. „Nun können wir in guter Stimmung in die Weihnachtspause gehen und beim Pokal Final Four mit frischem Selbstvertrauen angreifen.“
Auch Ochsenhausens Präsident Kristijan Pejinovic war zufrieden: „Kompliment an das Team, vor allem aber an Daniel! Hauptsache wir sind weiter, auch wenn wir nur Gruppenzweiter geworden sind, aber das hatten wir ja nicht mehr in eigener Hand. Jetzt schauen wir gespannt auf die Auslosung und freuen uns auf das Liebherr Pokal-Finale.“
Das Spiel im Überblick
Robin Devos – Joao Geraldo 3:2 (9:11, 1:11, 11:6, 11:8, 11:1)
Dominique Plattner – Jakub Dyjas 1:3 (11:9, 5:11, 5:11, 10:12)
Zsolt Petö – Daniel Zwickl 1:3 (11:13, 10:12, 11:8, 10:12)
Robin Devos – Jakub Dyjas 0:3 (5:11, 5:11, 10:12)
Table Tennis Champions League Men
Text & Foto: Dr. Stephan Roscher