Dimitrij Ovtcharov hat sein Achtelfinal-Match bei den Grand Finals der ITTF World Tour in Astana gegen Koki Niwa in sieben spannenden Sätzen gewonnen (10:12, 11:6, 12:14, 11:6, 9:11, 11:9, 11:5). Ab Januar ist er damit definitiv die neue Nummer 1 der Welt.
Bei der Heim-WM in Düsseldorf war Ovtcharov im Achtelfinale an dem 23-jährigen Japaner gescheitert. Das hatte der Deutsche mit Sicherheit noch im Hinterkopf. Die Nervosität war Dima deutlich anzumerken, dennoch hat er sich – trotz dreimaligen Satzrückstands – nicht von seinem Weg abbringen lassen.
Damit ist er auch nicht mehr auf die Schützenhilfe Timo Bolls in dessen Halbfinale gegen Fan Zhendong angewiesen. Das erreichte der Düsseldorfer TTBL-Profi nämlich durch einen 4:2-Sieg einige Stunden später gegen den Weltranglisten-14. Wong Chun Ting (Hongkong). Fan ebnete sich den Weg ins Halbfinale durch ein 4:1 (11:6, 11:8, 9:11, 11:9, 12:10) über Xu Xin in einem prickelnden Match, das sich mancher auch als Endspiel hätte vorstellen können. So weit ist Dima noch nicht, der am Samstag zunächst einmal sein Viertelfinale gegen den 14-jährigen Japaner Tomokazu Harimoto gewinnen muss, der gegen „Local hero“ Kirill Gerassimenko keinen Satz abgab.
„Ich bin ungemein stolz, im Januar die Nummer eins zu sein. Für mich fühlt sich das an wie ein Welttitel. Ich habe 20 Jahre darauf hingearbeitet“, sagte Ovtcharov. Erstmals seit sieben Jahren – damals war es Boll – ist ab dem 3. Januar 2018 wieder ein Spieler Weltbester, der nicht aus China stammt. 35 Monate am Stück hatte zuletzt Weltmeister und Olympiasieger Ma Long die Ranglistenspitze besetzt.
Einer der ersten Gratulanten war Timo Boll. „Ich freue mich besonders für Dima, aber auch für den deutschen Tischtennis-Sport und das gesamte Tischtennis“, sagte die frühere Nummer eins. „Jahrelang wurde es von China dominiert. Jetzt ist wieder Leben in unserem Sport!“
Dem Odenwälder wurde gestern eine besondere Ehrung zuteil. Der 36-Jährige, gerade in seinem dritten Tischtennis-Frühling und ungemein erfolgreich, setzte sich bei einer Internet-Umfrage der ITTF gegen sämtliche hochkarätigen Konkurrenten durch und wurde bei der Star-Awards-Gala in Astana zum Spieler des Jahres gekürt.
Boll: „Was soll ich sagen: Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, hier als Male Star 2017 zu stehen und weiß auch gar nicht, ob ich das so richtig verdient habe. Aber was soll’s: Ich bin sehr glücklich über diese Auszeichnung. Ich denke, dieser Star Award gebührt vor allem meinen Fans, die mich gewählt haben: Dieser Preis ist für euch!“
Welttrainer des Jahres wurde Jörg Roßkopf. Und nun wird Dimitrij Ovtcharov die sportliche Nummer 1. Der deutsche Triumph ist perfekt. Man kann nur hoffen, dass diese tolle Erfolgsstory bei uns einen kleinen bis mittleren Tischtennis-Boom auslöst.
Nicht so günstig läuft es derzeit bei den deutschen Damen. Die brachten es nämlich auch in Astana beide nicht über das Achtelfinale hinaus. Während Shan Xiaona bereits am Donnerstag an der Chinesin Chen Xingtong scheiterte, erwischte es Han Ying am Freitagfrüh gegen Japans Weltrangisten-Fünfte Kasumi Ishikawa in sechs Sätzen (3:11, 9:11, 11:9, 12:10, 6:11, 4:11).
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Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher