Als zweiter Bundesligist – eine Woche zuvor hatte das bereits der 1. FC Saarbrücken geschafft – hat der deutsche Rekordmeister Borussia Düsseldorf vorzeitig das Viertelfinale der Champions League erreicht. Ochsenhausen könnte am Freitag nachziehen.
Angeführt von einem wieder einmal überragenden Timo Boll, der mitten in seinem dritten Tischtennis-Frühling ist, konnte für den Vorjahresfinalisten gegen den polnischen Top-Klub K.S. Dekorglass Dzialdowo eigentlich nichts schiefgehen. Boll war nicht nur beim 3:0 gegen Pavel Fertikowski jederzeit Herr im Ring, sondern ließ später auch dem Weltranglisten-Neunten Kenta Matsudaira ebensowenig eine Chance. „Ich habe gegen Kenta ohnehin eine gute Bilanz, kann mich nicht erinnern, überhaupt schon mal einen Satz gegen ihn verloren zu haben. Daher hat er vermutlich ein kleines Trauma, wenn ich auf der anderen Seite stehe. Aber klar, gegen so einen Weltklassemann muss man trotzdem immer ans Limit gehen“, so Boll.
Zudem steuerte Anton Källberg (Foto) einen Punkt bei, der den Ex-Plüderhausener Jiri Vrablik – nach drei engen Sätzen zu Beginn – mit 3:2 schlagen konnte. Im Hinspiel am 13. Oktober (3:2 für Düsseldorf) hatte Källberg gegen den Tschechen noch den Kürzeren gezogen.
Dem Gegner gratulieren musste nur Kristian Karlsson – im Hinspiel Borussias Matchwinner mit Siegen über Wong Chun Ting und Wang Yang, die in Düsseldorf beide fehlten. Karlsson war gegen Matsudaira nur im ersten Satz obenauf, der zweite ging in der Verlängerung verloren und danach war der Japaner eindeutig am Drücker.
Der Bundesliga-Spitzenreiter, zuletzt freilich von munteren Bad Königshofenern düpiert, ist durch diesen Erfolg in der Gruppe D vor dem letzten Spieltag nicht mehr von einem der ersten beiden Plätze zu verdrängen. Auch der Gruppensieg könnte gelingen, ja ist eigentlich inzwischen sogar ziemlich wahrscheinlich.
„Ein wichtiger Sieg und ein spannendes Spiel“, so Cheftrainer Danny Heister. „Kristian hat einen unglaublich guten ersten Satz gegen Matsudaira gespielt. Darauf kann man aufbauen. Anton hat heute unter großem Druck gestanden. Toll, wie er aus seiner Niederlage gegen Vrablik im Hinspiel gelernt hat. Im fünften Satz hat er seine Sache heute richtig gut gemacht. Und über Timo müssen wir ohnehin nicht sprechen. Er war heute wieder der Matchwinner.“
Am Freitag könnten die TTF Liebherr Ochsenhausen mit einem Sieg gegen Stella Sport La Romagne ebenfalls die Runde der letzten Acht eintüten und dem Gruppensieg ganz nahe kommen – aber Vorsicht, die mit dem TTF punktgleichen Franzosen wurden im Hinspiel (3:0) unter Wert geschlagen und Ochsenhausen steckte zuletzt in einem Tief (0:3 in Ostrau, 2:3 gegen Grenzau).
Auch für Düsseldorf und Saarbrücken geht es nun noch darum, den Gruppensieg unter Dach und Fach zu bringen. Die Saarländer könnten das bereits am heutigen Donnerstag tun, sofern sie die schwierige Partie am Rande des Urals bei Russlands zweibestem Klub UMMC für sich entscheiden – das Hinspiel hatten Tokic & Co. nach grandioser Leistung mit 3:1 gewonnen. Und die Borussia könnte es ohne eigenes Zutun schaffen. Sollte nämlich am Freitag Hennebont gegen Roskilde gewinnen, wäre man bereits am Ziel.
Borussia Düsseldorf – K.S. Dekorglass Dzialdowo 3:1
Timo Boll – Pavel Fertikowski 3:0 (11:5, 11:8, 11:8)
Kristian Karlsson – Kenta Matsudaira 1:3 (11:3, 12:14, 8:11, 2:11)
Anton Källberg – Jiri Vrablik 3:2 (9:11, 12:10, 12:10, 5:11, 11:5)
Timo Boll – Kenta Matsudaira 3:0 (11:9, 11:6, 11:8)
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Text: Dr. Stephan Roscher
Foto: Matthias Ernst (Majo Foto)