Das Spektakel jenseits des großen Teichs ist vorüber, gewonnen hat nicht der Tabellen-Zweite Mühlhausen, sondern der Siebte Grünwettersbach – und das recht ungefährdet mit 3:1 gegen Postler, deren Topspieler Daniel Habesohn nicht den besten Tag erwischt hatte.
Die Partie des achten TTBL-Spieltags bezog ihren besonderen Reiz aus dem Umstand, dass sie mehr als 6.500 Kilometer Luftlinie entfernt von den üblichen Bundesligaschauplätzen ausgetragen wurde. Der Post SV Mühlhausen und der ASV Grünwettersbach begegneten sich unweit der US-Hauptstadt Washington D. C. im Gaylord National Resort, Maryland, als Auftakt-Event der 20. Auflage der North American Team Championships arrangiert.
Obwohl der Ort des Geschehens recht eng bemessen war und die 600 Zuschauer so nahe an der Box platziert waren, dass sie von ihren Stühlen aus beinahe selbst hätten mitspielen können – eben so ähnlich wie in Mühlhausens vereinseigener Halle am Kristanplatz –, wollte es bei den Postlern nicht so richtig laufen. Der „Gast“ dominierte das Geschehen und siegte letztlich verdient. Somit ist der ASV bis auf Weiteres der „Auslands-Champion“ der TTBL.
Daniel Habesohn hatte als Nummer eins der gelb bedressten Thüringer gegen den quirligen Masataka Morizono durchaus seine Chancen und lag nach 2:1-Satzführung im vierten Durchgang lange in Front, doch der Japaner blieb fokussiert und drehte Satz und Match noch. Ein gewohnt kampfstarker Ovidiu Ionescu, der als einziger Mühlhausener so fulminant aufspielte wie fürgewöhnlich die gesamte Truppe auf heimischem Terrain, ließ anschließend Ricardo Walther nicht zur Entfaltung kommen und egalisierte.
Das nachfolgende Schlüsselmatch dominierte ein bärenstarker Samuel Walker gegen einen – anders als sonst – etwas leblos wirkenden Lubomir Jancarik, dem nicht allzuviel gelingen wollte. Der 22-jährige Engländer dagegen, der den Vorzug vor Qiu Dang erhalten hatte, landete mehrfach aus scheinbarer Bedrängnis weit hinter dem Tisch sehenswerte Killerschläge. Nach knappen zweieinhalb Stunden Gesamtspieldauer verwandelte dann ein wieder voll auf der Höhe befindlicher Walther seinen ersten Matchball gegen einen im vierten Durchgang zunehmend resignierenden Habesohn.
ASV-Trainer Rade Markovic sagte: „Wo heute der Knackpunkt war, ist schwer zu sagen. Aber vielleicht war es wirklich Sams Sieg gegen Jancarik. Das Spiel heute war unglaublich wichtig für uns, wichtiger vielleicht noch als für Mühlhausen.“ Ovidiu Ionescu gab zu Protokoll: „Der Gegner war heute einfach sehr stark, ich glaube aber, dass mehr drin war. Speziell bei Daniel im ersten Spiel gegen Morizono.“
Der Post SV fiel einstweilen auf den dritten Tabellenplatz zurück und spürt nun den Atem von Ochsenhausen, Bremen und Fulda-Maberzell im Nacken, der ASV bleibt Siebter, dürfte an den genannten Teams vor ihm aber nicht so schnell vorbeikommen. Am neunten und letzten Vorrundenspieltag (03.12.) müssen die Thüringe zu Aufsteiger TSV Bad Königshofen, während die Badener den SV Werder Bremen empfangen.
Post SV Mühlhausen – ASV Grünwettersbach 1:3
Daniel Habesohn – Masataka Morizono 2:3 (2:11, 11:7, 11:9, 8:11, 5:11)
Ovidiu Ionescu – Ricardo Walther 3:1 (11:5, 8:11, 11:7, 11:5)
Lubomir Jancarik – Samuel Walker 0:3 (9:11, 11:13, 5:11)
Daniel Habesohn – Ricardo Walther 1:3 (6:11, 11:7, 8:11, 3:11)
Text: Dr. Stephan Roscher
Foto: ASV Grünwettersbach