Mit Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll sind die beiden DTTB-Asse ins Viertelfinale der mit 210.000 Dollar dotierten German Open in Magdeburg eingezogen. Dima schaltete den chinesischen Weltranglisten-14. Yan An aus, Timo bezwang Angstgegner Simon Gauzy.
Beide zeigten großes Tischtennis beim bestbesetzten World-Tour-Turnier des Jahres. Dimitrij Ovtcharov wurde seiner Rolle als Mitfavorit auf den Turniersieg gerecht. Der Weltranglisten-Dritte beherrschte Yan An im Achtelfinale unerwartet klar und erteilte dem renommierten Chinesen förmlich eine Lektion (11:8, 11:8, 11:5, 11:6).
Der 29-jährige Deutsche trifft im Viertelfinale auf den Weltranglisten-Zwölften Wong Chun Ting (Hongkong). Wong hatte sich in der Runde der letzten 16 gegen Zhang-Jike-Bezwinger Tiago Apolonia durchgesetzt (4:2). Keine leichte, jedoch eine lösbare Aufgabe für Ovtcharov.
Timo Boll schien anfänglich gegen den Ochsenhausener Simon Gauzy, aktuelle Nummer acht der Welt, einer weiteren Niederlage ins Gesicht zu sehen – immerhin hatte der 36-jährige Odenwälder dem 23-jährigen Franzosen fünfmal in Folge gratulieren müssen. Der erste Satz ging mit 11:6 an Gauzy, im zweiten lag er mit 9:4 in Front, doch Boll glückte der „Turnaround“ – er gewann den Durchgang noch mit 12:10 und bekam anschließend einen ob der vergebenen Chance zunehmend konsterniert wirkenden Gauzy anschließend immer besser in den Griff (11:9, 11:7, 11:2). „Danke ans Publikum. Ihr habt mir bei der Aufholjagd sehr geholfen“, sprach der Weltranglisten-Vierte unter dem Jubel der Fans in der gut besuchten GETEC Arena ins Mikrophon des ITTF-Interviewers.
Zur Belohnung darf Boll nun im Viertelfinale gegen den chinesischen Weltranglisten-Siebten Lin Gaoyuan zeigen, was er drauf hat. Ein ganz dicker Brocken, gegen den der Rekordeuropameister bei vollen 100 Prozent sein muss, um in die Medaillenränge einzuziehen. Beim World Cup vor drei Wochen in Lüttich hatte die deutsche Tischtennis-Ikone, derzeit so gut in Form wie seit Jahren nicht mehr, gegen den 22-jährigen Asiaten in der Runde der besten Acht einen 4:10-Rückstand im Entscheidungssatz noch umgebogen und später sogar Branchen-Primus Ma Long ausgeschaltet. Lin jedenfalls ist gut drauf und hatte mit Filus-Bezwinger Chuang Chih-Yuan wenig Mühe (11:6, 11:9, 11:6, 12:10).
Fan Zhendong agiert weiter souverän und machte mit seinem Landsmann Zhou Yu kurzen Prozess (11:4, 11:8, 11:4, 11:8). Im Viertelfinale trifft er auf den Japaner Kenta Matsudaira. Der Weltranglisten-Neunte gab dem Koreaner Jeong Sangeun in fünf Sätzen das Nachsehen.
Xu Xin, einer der Topfavoriten des Turniers, der schon gestern gegen Yuya Oshima wenig Glanz versprüht hatte, tat sich auch mit Marcos Freitas schwer. Xu siegte in sieben Sätzen und steht im Viertelfinale gegen den Koreaner Lee Sangsu – der Weltranglisten-13. hatte in der ersten Runde den Ochsenhausener Jakub Dyjas ausgeschaltet und heute gegen Jun Mizutani in einem Sieben-Satz-Krimi triumphiert (11:3, 11:7, 4:11, 10:12, 9:11, 11:8, 16:14).
Einen Schritt weiter sind bereits die Damen, bei denen die Halbfinal-Paarungen feststehen. Drei Chinesinnen und einen Japanerin duellieren sich morgen um den Einzug ins Endspiel. Die Weltranglisten-Erste Zhu Yuling (4:2 gegen Wang Manyu) trifft auf Kasumi Ishikawa (4:0 gegen Wu Yang), die an zwei gesetzte Chen Meng, die in einem echten Viertelfinal-Thriller U21-Siegerin Chen Ke mit 14:12 im 7. Satz ausschaltete, auf Feng Yalan (4:0 gegen Mima Ito).
German Open 2017 auf der Webseite der ITTF
Text & Fotos (5): Dr. Stephan Roscher