Do., 27. Februar 2025
spot_img
StartNews-ArchivWachablösung? Zhu Yuling wird neue Nummer eins

Wachablösung? Zhu Yuling wird neue Nummer eins

Für die Chinesin Zhu Yuling, die am Sonntag in Markham Liu Shiwen in einem dramatischen Finale knapp besiegte, hat der World-Cup-Sieg positive Konsequenzen. Die 22-Jährige wird erstmals in ihrer Karriere in der Weltrangliste die Spitzenposition übernehmen.

Erster Weltcup-Sieg und erstmal im November-Ranking die Nummer eins der Welt – ein Turnier der Superlative für Zhu Yuling, die bereits im Oktober-Klassement der ITTF bis auf vier Punkte (3.326 : 3.330) an die fünf Jahre ältere Weltmeisterin und Olympiasiegerin Ding Ning herangerückt war. Das Finale der beiden Ausnahmekönnerinnen im Markham Pan Am Centre war wirklich atemberaubend und an Spannung nicht zu toppen. Das war wirklich auf des Messers Schneide. Winzige Nuancen entschieden über Gold und Silber sowie die Differenz von 20.000 Dollar Preisgeld – 45.000 erhielt die Gewinnerin, 25.000 die Zweite – beim 11:13, 8:11, 11:7, 11:8, 10:12, 11:9, 12:10 zugunsten Zhu Yulings. 

„Ich bin noch immer ganz aufgeregt, obwohl ich gewonnen habe“, gab die überglückliche Weltcup-Siegerin kurz vor der Siegerehrung zu Protokoll. “Im Match habe ich einige vermeidbare Fehler gemacht, weil ich so nervös war, doch jetzt bin ich umso glücklicher, den Titel gewonnen zu haben.“ 

Zeichnet sich hier die Wachablösung im chinesischen und somit Welttischtennis ab? Schließlich lauert auch bereits die ganz junge Chinesinnen-Generation um Sun Yingsha, derzeit Weltranglisten-Neunte, auf den Sprung nach ganz oben. Oder ist es nur eine Momentaufnahme? Kann die langjährige Branchenführerin – Ding Ning war seit letzten Oktober wieder durchgängig die Nummer eins –, die nach ihrer verletzungsbedingten Absage nichts gegen ihre vorläufige „Entmachtung“ in Markham durch die Asien-Cup-Siegerin tun konnte, nochmals für einen längeren Zeitraum auf die Top-Position zurückkehren? 

Möglich erscheint es, wenn man sich anschaut, was Linkshänder-Kollege Timo Boll gerade mit 36 – in seinem dritten Tischtennis-Frühling – hervor zaubert. Andererseits hat der chinesische Verband die volle Auswahl und benötigt keine Aktiven jenseits der 30, im Gegensatz zu Deutschlands Herren-Tischtennis, wo es eben außer Boll und Ovtcharov, den man auch im Boll-Alter noch dringend brauchen wird, nichts gibt, was allerhöchsten Ansprüchen genügen kann – auf Jahre und vielleicht sogar Jahrzehnte hinaus.

Die Jüngeren Chinesinnen werden von Verbandsseite mit Nachdruck weiter gefördert, um die „Oldies“ schnell zu überholen, die dann vermutlich mit 30 die aktive Karriere ausklingen lassen und ins Trainer-Metier wechseln. Auch die überaus erfolgreiche Li Xiaoxia, die allerdings krankheits- und verletzungsanfällig war, ist ja mit 29 längst Geschichte. 

So gesehen dürften auch bereits die Tage der 26-jährigen Liu Shiwen gezählt sein, die fantastisches Tischtennis spielt, technisch sicher noch einen Tick besser als Ding und Zhu, aber zu oft in Finalsituationen – meist sehr knapp – gescheitert ist und inzwischen seit  einem Vierteljahr auf der undankbaren Weltranglisten-Position vier festhängt. Im September 2016 war sie zuletzt weltbeste Tischtennisspielerin. Immerhin hat Liu viermal in ihrer Karriere den World Cup gewonnen. 

Weiter nach oben gehen wird es vermutlich für die Noch-Weltranglisten-Zehnte Chen I-Ching (Taiwan), die im „kleinen Finale“ von Markham Vorjahressiegerin Miu Hirano (Japan) besiegte und sich damit einen 15.000-Dollar-Scheck sicherte. Betrachtet man die Weltranglisten-Punkte, könnte es im November auf Platz acht hochgehen. Für die aufgrund ihres unspektakulären Spiels oft unterschätzte 25-Jährige allerdings nichts Besonderes, war sie doch im Februar und März dieses Jahres sogar schon die Nummer fünf der Tischtennis-Welt. 

 

Women’s World Cup 2017 – Finale 

Zhu Yuling CHN – Liu Shiwen CHN 4:3 (11:13, 8:11, 11:7, 11:8, 10:12, 11:9, 12:10) 

Spiel um Platz 3 

Cheng I-Ching TPE – Miu Hirano JPN 4:2 (9:11, 11:5, 9:11, 11:9, 11:5, 11:8) 

 

Women’s World Cup 2017 auf der Webseite der ITTF

 

Text: Dr. Stephan Roscher

Fotos (3): ITTF

Verwandte Artikel

Meist gelesene

Must Read