Nachdem man 2014 und 2015 gescheitert war und Portugal beziehungsweise Österreich den Vortritt lassen musste, hat sich das deutsche Herren-Nationalteam eindrucksvoll auf der europäischen Bühne zurückgemeldet und in Luxemburg souverän den Titel zurückerobert.
Im Finale bezwang das von einem gut aufgelegten Timo Boll und einem – nach seinem gestrigen kleinen Durchhänger – heute wieder in Topform agierenden Dimitrij Ovtcharov angeführte Team die Auswahl Portugals klar mit 3:0 und revanchierte sich für die Finalniederlage im Jahr 2014.
Das Auftaktmatch war bereits das Schlüsselspiel. Hätte Marcos Freitas Boll geschlagen, hätte es eine enge Kiste werden können. Hat er aber nicht. Der Odenwälder in Diensten der Düsseldorfer Borussia wehrte im Entscheidungssatz gegen seinen ehemaligen Klubkollegen drei Matchbälle ab und brachte das Spiel in der Verlängerung nach Hause.
Dann war Dima Ovtcharov an der Reihe. Gut erholt von seiner Magenverstimmung und der gestrigen Schlappe gegen Jorgic, zeigte der 29-Jährige, was er wirklich drauf hat. Tiago Apolonia sah jedenfalls kein Land und musste sich mit 0:3 geschlagen geben.
Patrick Franziska hatte es nun – mit der 2:0-Führung im Rücken – psychologisch leichter, spielte aber gegen Joao Monteiro, nach knapp verlorenem erstem Satz, auch so überzeugend auf, dass er sich seinen 3:1-Erfolg redlich verdiente. Es war gewissermaßen ein historischer Sieg, denn es war der Sieg zum siebten EM-Titel der deutschen Herren-Nationalmannschaft.
Timo Boll gab nach getaner Arbeit zu Protokoll: „Wir haben vorher gesagt, dass wir den Titel unbedingt wieder gewinnen möchten, und sind jetzt sehr froh, dass wir das auch geschafft haben.“
Eine Atempause gibt es für die meisten Spieler nicht, bereits am Dienstag beginnt im österreichischen Linz die Qualifikation der Austrian Open, deren Sieger – mit Ausnahme der U21-Konkurrenzen – am kommenden Sonntag ermittelt werden.
EM-Finale Herren: Deutschland – Portugal 3:0
Timo Boll – Marcos Freitas 3:2 (9:11, 11:7, 13:15, 11:5, 12:10)
Dimitrij Ovtcharov – Tiago Apolonia 3:0 (11:6, 11:7, 11:9)
Patrick Franziska – Joao Monteiro 3:1 (10:12, 11:6, 11:9, 11:5)
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Text: Dr. Stephan Roscher
Foto: ITTF