Mo, 23. Dezember 2024
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Ovtcharov gewinnt China Open – Ma, Fan und Xu leisten Abbitte

Im Finale der China Open standen sich heute Vormittag in Chengdu Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov gegenüber. Es wurde ein ganz enges, packendes Match mit dem besseren Ende für Ovtcharov nach sieben Sätzen (17:15, 7:11, 12:10, 11:9, 7:11, 6:11, 12:10).

Der Weltranglistenfünfte sicherte sich bei dem mit insgesamt 220.000 US-Dollar dotierten Event der Platinum-Kategorie der ITTF World Tour ein Preisgeld in Höhe von 25.000 Dollar (rund 22.300 Euro). Für Ovtcharov war es der erste Sieg bei dem hochrangigen Turnier, das in den vergangenen elf Jahren ausschließlich von Chinesen gewonnen wurde, und der siebte Erfolg seiner Karriere auf der World Tour. Boll bleibt vorerst bei 19 World-Tour-Titeln stehen.

Beim ersten deutschen Titelgewinn bei den China Open seit 2006 – damals hatte sich Boll im Endspiel gegen Wang Liqin durchgesetzt – sahen die Zuschauer ein würdiges Finale zweier gleichwertiger Gegner, bei dem bis zum letzten Ballwechsel alles offen war. Boll konnte mit all seiner Routine eine 10:6-Führung im Entscheidungssatz nicht ins Ziel bringen. „Dima“ wehrte nervenstark vier Matchbälle seines Freund und Rivalen ab und schlug dann selbst eiskalt zu. Das war absolut sehenswert und nichts für schwache Nerven.

Dennoch bleibt, sportlich gesehen, ein bitterer Nachgeschmack aufgrund des Achtelfinal-Boykotts der drei Top-Chinesen. Das schmälert jedoch nicht die herausragenden Leistungen von Ovtcharov und Boll in Chengdu, die auch die chinesischen Fans hinter sich hatten.

Dimitrij Ovtcharov: „Timo hätte den Sieg mindestens genauso verdient gehabt. Er hatte ja auch in den Sätzen eins und drei teilweise hohe Führungen. Aber wenn es eng wurde, habe ich in China meistens mein bestes Tischtennis gespielt. Der letzte Punkt gegen Timo war natürlich unglaublich. Da habe ich mich im ersten Moment zunächst sogar mehr über den coolen Ballwechsel gefreut. An den Titel habe ich in dem Moment gar nicht gedacht, ich hatte ja nach meinem Rückstand kaum noch an den Sieg geglaubt. Bei 6:10 bin ich sechsmal hintereinander volles Risiko gegangen und habe sechsmal getroffen. Das ist einmalig. Ich bin natürlich stolz darauf, solch ein großes Turnier gewonnen zu haben, auch wenn die drei besten Chinesen am Ende nicht mehr dabei waren. Es war ein sehr von Taktik geprägtes Finale gegen Timo, das ich nicht vergessen werde und das lange auf des Messers Schneide stand. Es war ein verrücktes Spiel und wir hatten beide den Titel verdient, aber im Sport kann es ja immer nur einen Sieger geben.“

Timo Boll: „Das war schon bitter, den Entscheidungssatz nach 10:6 noch abgeben zu müssen. Schon in Satz eins und drei hatte ich ja meine Führungen nicht genutzt. Dima hat dann viel riskiert und alles getroffen. Dieser Mut wurde belohnt. Schade, aber es war insgesamt ein gutes Turnier für mich.“

Ma, Fan und Xu lenken ein

Es liegen untererdessen neue Erklärungen zum Boykott vor, unter anderem von den Spielern auf ihren Fanseiten im chinesischen Social-Media-Netzwerk Weibo publiziert. Entsprechendes veröffentlichten auch die vorzeitig aus Chengdu abgereisten Trainer Ma Lin und Qin Zhijan. Demnach sind sie eingeknickt und haben dem außerordentlichen Druck, dem sie vermutlich seit Freitag ausgesetzt waren, nicht standgehalten. Das ist verständlich, womöglich hat man ihnen härteste Konsequenzen angedroht. Nun leisten Sie Abbitte und stellen es eher als Kommunikationsdefizit dar, da ihnen die Hintergründe und Zusammenhänge nicht klar ersichtlich gewesen seien. Sie räumen ein, die Gründe für die Neugestaltung des Trainerbereichs nicht in allen Einzelheiten verstanden zu haben und entschuldigen sich, dem Image der Nationalmannschaft geschadet zu haben.

Damit entsprechen sie den Vorgaben des chinesischen Verbandes, die dieser in einer auf Schadensbegrenzung angelegten Erklärung am Sonntag formuliert hat. Manch einer vermutet hinter der Spieler-Erklärung die Handschrift der CTTA. Auch die ITTF hofft auf eine rasche Beilegung der Zwistigkeiten und hat dies am Sonntag nochmals offiziell erklärt. Man wirkt äußerst bemüht, nicht in den Zuständigkeitsbereich des chinesischen Verbandes „hineinzuregieren“. Es empfiehlt sich, die Statements genau zu lesen inklusive der Leserkommentare, die teilweise recht sachkundig sind.

http://www.ittf.com/2017/06/24/ma-long-fan-zhendong-and-xu-xin-apologize-for-china-open-forfeit/

Tischtennis-Ikone Liu Guoliang, Ziehvarter des Trios, hatte bekanntlich in der Woche seinen Posten als Cheftrainer im Zuge einer Umstrukturierung des Trainerbereichs räumen müssen und war stattdessen mit dem Posten eines (von zahlreichen) Vizepräsidenten des Verbandes abgespeist worden. In einem Akt der Solidarität hatten Ma Long, Fan Zhendong und Xu Xin ihre Achtelfinal-Matches boykottiert und waren vorzeitig abgereist.

Ding Ning hält ihre designierte Erbin auf Distanz

Der Damen-Titel ging an die Weltranglistenerste Ding Ning, die im Finale den Siegeszug des 16-jährigen Wirbelwinds Sun Yingsha in fünf Sätzen stoppte (8:11, 11:9, 11:4, 11:7, 11:6). 

Im Herren-Doppel setzten sich die Japaner Jin Ueda/Maharu Yoshimura durch – im Finale bezwangen sie ihre Landsleute Tomokazu Harimoto/Yuto Kizukuri in vierv engen Durchgängen (12:10, 9:11, 11:8, 11:9). 

Gold im Damen-Doppel ging an die topgesetzten Chinesinnen Ding Ning/Liu Shiwen, die sich im Endspiel mit 3:1 (9:11, 11:7, 11:4, 12:10) gegen Chen Meng/Zhu Yuling behaupteten. 

China Open auf der Webseite der ITTF

 

Text & Foto Ovtcharov: Dr. Stephan Roscher

Fotokollage Ma/Fan/Xu: ITTF

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