Mo, 23. Dezember 2024
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ITTF WORLD TOUR: Boll und Ovtcharov unter den letzten Vier

Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov haben bei den mit 220.000 Dollar dotierten China Open in Chengdu das Halbfinale erreicht. Boll schaltete im Viertelfinale am Samstag den Südkoreaner Kim Donghyun mit 4:0 aus, Ovtcharov bezwang den Japaner Yuya Oshima mit 4:3.

Ein deutschen Endspiel ist gar nicht mehr unwahrscheinlich. Dazu müsste Boll im Halbfinale, das heute Nachmittag ausgetragen wird, Japans Wunderknaben Tomokazu Harimoto schlagen, der am kommenden Dienstag seinen 14. Geburtstag feiert. Aber Achtung, das Niveau, das Harimoto inzwischen recht kostant abruft, ist außerordentlich hoch. Was er im Viertelfinale mit Koki Niwa beim 11:9, 11:6, 11:5, 11:6 machte, war schon beeindruckend. Allerdings war auch der Odenwälder bei seinem Viertelfinalerfolg in Topform. Obwohl er Schwierigkeiten mit dem Luftzug in der Halle hatte, den auch andere Spieler kritisierten, ließ er Kim beim 11:8, 11:7, 11:1, 11:7 kaum Luft holen. 

Dima Ovtcharov hatte es gegen Oshima weitaus schwerer – aber es war auch allgemein erwartet worden, dass er den Japaner nicht hochkant aus der Halle schießen würde. So durfte sich der Deutsche am Ende über einen hart erkämpften aber verdienten Sieg freuen (10:12, 11:7, 6:11, 11:8, 11:9, 13:15, 11:6). Im Halbfinale trifft er auf den Weltranglistensiebten Wong Chun Ting aus Hongkong, der im Viertelfinale gegen den Ex-Grenzauer Masaki Yoshida wenig Mühe hatte (11:9, 11:4, 11:6, 11:5). Eine hohe Hürde nachher für das 28-jährige DTTB-Ass, jedoch mit guter Konzentration und etwas Glück machbar.

Eins lässt sich auf jeden Fall jetzt schon feststellen: Erstmals seit 2006 – damals hieß der Sieger Timo Boll – wird kein Chinese die China Open gewinnen.

Causa Liu/Ma/Fan/Xu weiter ungewiss

Nichts Neues gibt es derzeit über die chinesische „Palastrevolte“ zu berichten. Ma Long, Fan Zhendong und Xu Xin, immerhin die drei besten Spieler der Welt, hatten gestern bekanntlich ein spektakuläres Zeichen gegen die Absetzung ihres Nationaltrainers Liu Guoliang gesetzt und waren nicht zu den Achtelfinals angetreten. Die Fans in der Halle hatten nicht etwa ihren Unmut darüber artikuliert, ihre Idole vorenthalten zu bekommen, sondern minutenlang lautstark den Namen des abberufenen Chefcoachs skandiert, sich somit also mit der Aktion solidarisiert.

Man darf weiterhin gespannt sein, welches Nachspiel dieser für chinesische Verhältnisse bis zum 23. Juni 2017 völlig undenkbare Art des Ungehorsams haben wird. Chinas Sportministerium jedenfalls hat eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet. „Sie haben ihr Berufsethos und den Nationalstolz ignoriert und sich respektlos gegenüber dem Publikum und den Gegnern verhalten“, was absolut inakzeptabel sei. Der chinesische Tischtennis-Verband CTTA wurde angewiesen, die Vorfälle so schnell wie möglich aufzuklären. Zuvor hatte ITTF-Präsident Thomas Weikert zu Protokoll gegeben: „Die Situation kam vollkommen überraschend. Wenn bei den China Open, einem der Topturniere im Tischtennis, die Nummern eins bis drei Welt nicht antreten, dann ist das aber in keinem Fall gut für unseren Sport. Wir kennen aber die Hintergründe noch nicht, diese müssen nun erst einmal genau aufgeklärt werden. Alles andere wäre im Moment Spekulation.“

Nur noch Chinesinnen im Damen-Turnier vertreten

Bei den Damen dagegen werden wir im Halbfinale ausschließlich China an den Tischen sehen. Die letzten Nicht-Chinesinnen haben sich aus dem Turnier verabschiedet. Miu Hirano (Japan) unterlag Ding Ning mit 1:4, Kasumi Ishikawa (Japan) Liu Shiwen ebenfalls mit 1:4 und die Weltranglistenvierte Feng Tianwei (Singapur) blieb chancenlos und verlor noch klarer als letzte Woche in Tokio mit 0:4 (7:11, 6:11, 9:11, 7:11) gegen die 16-jährige Senkrechtstarterin Sun Yingsha. In einem rein chinesischen Duell setzte sich Chen Meng (WRL 5) gegen Zhu Yuling (WRL 3) mit 4:3 durch. Man darf gespannt sein, ob Sun Yingsha nachher im Halbfinale auch mit der Weltranglistenzweiten Liu Shiwen mithalten kann. 

China Open auf der Webseite der ITTF

 

Text & Foto: Dr. Stephan Roscher

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