Eigentlich waren die Jungprofis aus Ochsenhausen nach einer langen Saison reif für die Insel, wie TTF-Präsident Kristijan Pejinovic nach der WM in Düsseldorf feststellte. Doch drei ließen sich nicht abhalten, bei den Japan Open aufzuschlagen – mit eher mäßigem Erfolg.
Der Ehrgeiz, international etwas zu bewegen, war jedenfalls größer als die Lust auf den Strandkorb. Deshalb waren Hugo Calderano und Joao Geraldo nach Tokio gereist, um bei den Japan Open, als Platinum-Turnier der World-Tour-Serie nicht gerade unbedeutend, Akzente zu setzen. Yuto Muramatsu konnte der Nominierung durch seinen Verband ohnehin nicht widersprechen, wollte aber auch in „seinem Wohnzimmer“ dabei sein.
Der Wettbewerb ist sehr gut besetzt. An der Spitze des Tableaus stehen Weltmeister Ma Long und Vizeweltmeister Fan Zhendong aus China. Auch Timo Boll war am Start, ist unterdessen jedoch ausgeschieden.
Da nur 16 Spieler gesetzt sind und für die Setz-Reihenfolge die Mai-Weltrangliste zählte, fanden wir nur Hugo Calderano an Position 16 unter den für das Hauptfeld gesetzten Spielern. Würde die aktuelle Weltbestenliste zu Grunde liegen, wäre auch Yuto Muramatsu gesetzt gewesen. So musste sich der junge Japaner in der Qualifikation bewähren.
Auch Joao Geraldo musste schon früh in die Box, und der Linkshänder aus Portugal ist prompt ausgeschieden. Er zog in der 2. Qualifikationsrunde (letzte 64) in einem engen Fünfsatz-Match den Kürzeren gegen den jungen Koreaner Park Jeongwoo, der in der Juni-Weltrangliste bloß auf Platz 184 geführt ist (11:13, 11:7, 11:13, 8:11, 14:16). Da Geraldo auch mit Doppelpartner Tiago Apolonia nichts reißen konnte und in der 1. Runde (Achtelfinale) gegen die topgesetzten Japaner Masataka Morizono/Yuya Oshima, die Vizeweltmeister von Düsseldorf, mit 11:13, 9:11 und 7:11 den Kürzeren zog, war das Turnier für den 21-Jährigen früh beendet.
Yuto Muramatsu besiegte vor heimischer Kulisse zunächst den Russen Viacheslav Burov ohne die geringsten Probleme (11:5, 11:5, 11:7, 11:6) – aber gegen Europäer spielt der Defensivkünstler ohnehin meist sehr gut. Sein Problem sind eher die Asiaten, vor denen er mitunter einfach zu viel Respekt zeigt. Und ausgerechnet gegen einen Asiaten musste er ein weiteres Quali-Match überstehen, um ins Hauptfeld vorzustoßen. Und das ging schief. Wie Geraldo schied der Ochsenhausener gegen einen 20-jährigen Koreaner aus – in diesem Fall war es der Weltranglisten-64. Lim Junghoon, der zum Stolperstein für die gleichaltrige aktuelle Nummer 21 des ITTF-Rankings wurde.
Also ruhten die Ochsenhausener Hoffnungen im „Land der aufgehenden Sonne“ nur noch auf Hugo Calderano, seines Zeichens Weltranglisten-17., der in der 1. Hauptrunde (letzte 32) am Freitag – beziehungsweise, bei uns, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag – auf den Hongkong-Chinesen Ho Kwan Kit (WRL Platz 63) traf, der schon bei der WM in Düsseldorf starke Auftritte hatte. Der Brasilianer führte nach Sätzen 3:2 und war in der Verlängerung des sechsten Durchgangs nahe am Sieg, verlor diesen jedoch und brach im Entscheidungsdurchgang beim 11:7, 10:12, 7:11, 11:6, 11:6, 10:12, 4:11 kräftemäßig ein. Was seinen Grund hatte, da er durch eine fiebrige Erkältung geschwächt war, die halbe Nacht wachgelegen und erst um 5 Uhr morgens entschieden hatte, es zu versuchen. Sein Trainer Jean René Mounie bekräftigte: „Wenn Hugo körperlich fit gewesen wäre, hätte er das Match bestimmt gewonnen.“ So aber mussten die drei Ochsenhausener ihre Zelte in Tokio bereits am Donnerstag und Freitag abbrechen.
Japan Open auf der Webseite der ITTF
Text & Foto: Dr. Stephan Roscher