Mi, 25. Dezember 2024
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3:0: Källberg macht den Sack zu, Düsseldorf Deutscher Meister

Nach 115 Minuten war die „Frankfurter Messe“ gelesen. Um 15.10 Uhr machte Anton Källberg gegen Ruwen Filus, den der 0:2-Rückstand seines Teams erkennbar belastete, den Sack zu und sicherte Rekordmeister Borussia Düsseldorf den 29. Meistertitel.

Ausgerechnet der jüngste Borusse, der sich trotz seiner 19 Jahre schon mehrfach in der Saison als erstaunlich stabil in Belastungssituationen gezeigt hat, hat also dem „FC Bayern des Tischtennissports“ maßgeblich zum 68. Titel der Vereinsgeschichte verholfen. Gegen den Weltranglisten-24. Ruwen Filus, der noch vor acht Tagen bei der WM in Düsseldorf geglänzt hatte, war der Schwede fast immer am Drücker, mit Ausnahme des zweiten Satzes, den Fuldas Defensivkünstler dominiert hatte. Mit 11:6, 7:11, 11:5 und 11:9 gewann Källberg, derzeit im ITTF-Ranking erst an Position 92 gelistet, völlig verdient und ließ sich anschließend vom Düsseldorfer Tross entsprechend feiern.

Um den Bock umzustoßen und den Rekordmeister kalt zu erwischen, wäre es so wichtig für Fulda-Maberzell gewesen, Düsseldorf das erste Spiel abzunehmen. Und Jonathan Groth war im Linkshänder-Duell mit Timo Boll alles andere als Kanonenfutter, nur konnte er seine Chancen nicht nutzen.

Groth gewann in dem lange offenen Match den ersten Satz mit 11:9 und zog in den folgenden beiden, äußerst umkämpften Durchgängen mit 9:11 und 10:12 den Kürzeren, wobei er im dritten Satz eine 10:8-Führung nicht ins Ziel bringen konnte. Im vierten Durchgang war für den Dänen nichts mehr drin, der den versemmelten Sätzen zwei und drei sichtlich nachtrauerte. Endergebnis also aus Sicht Groths: 1:3 (11:9, 9:11, 10:12, 3:11). Bei durchaus passabler Auslosung für die Osthessen war ein besserer Auftakt vor 2.500 Tischtennisfans möglich gewesen, zumal Timo Boll infolge einer Erkältung nicht topfit war.

Ein phasenweise neben sich stehender Wang Xi, ein gutes Stück entfernt von seiner Normalform, wurde anschließend von einem allerdings auch fast fehlerfrei agierenden Kristian Karlsson in drei Sätzen regelrecht zerlegt (5:11, 7:11, 5:11) – der gebürtige Chinesen mit deutscher Staatsangehörigkeit, der seit Jahren zu den besten Bundesligaspielern zählt und längst fest mit seinem Klub verwachsen ist, hatte sich möglicherweise selbst zu sehr unter Druck gesetzt und zeigte sich maßlos enttäuscht nach seinem durchwachsdenen Auftritt.

2:0 stand es somit zur Pause für den hohen Favoriten. Die Messe war zum diesem Zeitpunkt fast schon gelesen. Und anschließend machte Källberg mit seinem furiosen Auftritt alles klar. 

„Ich bin super stolz auf meine Jungs“, so Borussia Trainer Danny Heister. „Timos Sieg war sicherlich etwas glücklich, aber was die beiden Schweden gezeigt haben, war beeindruckend.“ Und zu Källbergs Leistung meinte der Niederländer: „Mit 19 Jahren dem Druck in einem Finale standzuhalten, ist der Hammer.“ Überhaupt hatten es die Düsseldorfer an jenem Samstagnachmittag mit dem Hammer: „Diese Mannschaft ist einfach der Hammer“, freute sich Manager Andreas Preuß. Und Kristian Karlsson war mit sich selbst zufrieden: „Überragend. Ich spiele grundsätzlich gut gegen Abwehr, das wusste ich. Aber heute waren auch meine Blocks gut, wenn Wang angegriffen hat. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich so klar gewinne.“ 

„Ruwen hat den ersten Satz zu leicht verloren“, gab Fuldas Trainer Qing Yu Meng zu Protokoll. „Danach wurde es schwer gegen Källberg, der wirklich stark war.“ Und Filus selbst trauerte ein wenig der verpassten Chance in Groths Auftakt-Match gegen Boll nach: „Jonathan hatte gute Chancen, uns in Führung zu bringen. Damit hätten wir Düsseldorf unter Druck setzen können. Nach so einem Dämpfer wird es dann mental schwer, besonders gegen eine Mannschaft wie Düsseldorf.“

Wir hätten uns im Interesse des Sports und der Zuschauer natürlich ein spannenderes Finale mit vier oder fünf Matches gewünscht. So kann man sagen: Business as usual! Zum vierten Mal hatte der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell in einem Finale um die nationale Meisterschaft gegen die Borussia den Kürzeren gezogen – inklusive Pokal sogar zum siebten Mal in einem Endspiel gegen Boll und Co.

Das bedeutet allerdings nicht, dass man die vorzügliche Leistung der Rheinländer nicht würdigen sollte – im Gegenteil. Gerade wenige Tage nach einer ereignisreichen WM mit ihren emotionalen Achterbahnfahrten nochmals so aufzutrumpfen, verdient höchsten Respekt. Unser herzlicher Glückwunsch gilt dem alten und neuen Deutschen Meister Borussia Düsseldorf! 


Das Spiel im Überblick 

TTBL-Finale

Samstag, 10. Juni 2017, 13:00 Uhr
Fraport Arena, Silostraße 46, 65929 Frankfurt
 
TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell  Borussia Düsseldorf 0:3

Jonathan Groth – Timo Boll 1:3 (11:9, 9:11, 10:12, 3:11)

Wang Xi – Kristian Karlsson 0:3 (5:11, 7:11, 5:11)

Ruwen Filus – Anton Källberg 1:3 (6:11, 11:7, 5:11, 9:11)

 
Aufstellung Fulda-Maberzell
1.Jonathan Groth (DEN/24/27)
2.Wang Xi (GER/Alter: 33/Weltrangliste: 101)
3.Ruwen Filus (GER/29/24)
Trainer: Qing Yu Meng

Aufstellung Düsseldorf
1.Kristian Karlsson (SWE/25/32)
2.Timo Boll (GER/36/8)
3.Anton Källberg (SWE/19/92)
4.Stefan Fegerl (AUT/28/19)
Trainer: Danny Heister

 

Text: Dr. Stephan Roscher

Fotos: Majo-Foto (Källberg) / Reinhard Arras (Siegerehrung Borussia Düsseldorf).

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