Wir haben vor kurzem über die vorzüglichen Leistungen von Philipp Floritz bei den Chile und Brazil Open berichtet. Sehr stark präsentierte sich in Sao Paulo auch Tischtennis-Weltenbummler Thomas Keinath, der gerade das nächste große Ziel vor Augen hat.
Bei den Brazil Open hätte der 39-jährige Hanauer, der international seit Jahren für die Slowakei aufschlägt, um ein Haar in der 1. Hauptrunde den großen Favoriten und späteren Turniersieger Hugo Calderano aus dem Wettbewerb gekickt. Keinath empfand es – gerade aufgrund seiner starken Darbietung – als „schlimme Niederlage“ und skizziert den Ablauf des packenden Matchs: „Das Spiel ist sehr bitter gelaufen. 5:1 im entscheidenden Satz geführt, zwei Matchballe gehabt und dann mit 12:14 verloren gegen Calderano.“
Nun, Ochsenhausens Brasilianer ist Südamerika-Champion und im ITTF-Ranking an Position 25 notiert, Keinath dagegen war nach einer Verletzungs-Unterbrechung („ich hatte mir vor drei Monaten bei einem Treppensturz drei Rippen gebrochen“), auf Position 183 zurückgefallen. Zudem war er optisch ein wenig in der Versenkung verschwunden, da er in der TTBL nur ein einziges Match für Meisterschaftsfinalist Fulda-Maberzell bestritt und ansonsten die Bundesliga-Reserve der Osthessen zum Aufstieg in die 3. Liga führte. Doch nun greift er wieder an und will auch in der Weltrangliste wieder nach oben.
Die unglückliche Niederlage gegen Calderano machte ihm aber schon einige Tage zu schaffen. „Mein Coach Iveta Klacanska, die auch meine Lebensgefährtin ist, hat mich danach sehr aufgebaut“, so Keinath. Dass er es im Doppel an der Seite von Patrick Baum bis ins Finale schaffte, wertet er hingegen als großen Erfolg, auch wenn ihm dort erneut Hugo Calderano in die Quere kam. „Patrick und ich sind gute Freunde und haben zum ersten Mal miteinander gespielt. Das ist schon ein Erfolg, auf Anhieb so weit zu kommen“, gab der Hesse nach der Endspielniederlage gegen Calderano/Tsuboi (8:11, 7:11, 9:11) zu Protokoll.
Nach dem World-Tour-Turnier in Sao Paulo stand dort erst einmal Strandurlaub auf dem Programm („ich hatte drei Jahre keinen Urlaub gemacht“), um dann tiefenentspannt die nächsten großen Ziele in Angriff zu nehmen. „Jetzt bin ich wieder im Rennen und werde an den China und Australien Open teilnehmen“, informiert uns „Keini“ – wie ihn seine Fans und Freunde nennen.
Fast noch wichtiger für den früheren DTTB-Nationalspieler sind die Deaflympics vom 18. bis 30. Juli im türkischen Samsun am Schwarzen Meer. Bei den 23. Olympischen Sommerspielen der Gehörlosen besitzt der seit einer Mittelohrentzündung im Alter von fünf Jahren stark hörbehinderte Keinath nämlich beste Medaillenchancen.
Immerhin konnte er an gleicher Stelle im Jahr 2016 bereits dreimal Gold verbuchen, als er bei der Gehörlosen-WM die Weltmeister-Titel im Einzel, Doppel und Mixed errang. „Die Gehörlosen-Spiele sind für mich ein sehr wichtiges Turnier und ich werde mich in China hart und gewissenhaft auf die Wettkämpfe vorbereiten“, so Keinath. Immer mit dabei sein wird seine Iveta, die ihn so vorzüglich aufzubauen versteht und zudem auch slowakische Gehörlosen-Bundestrainerin ist.
Brazil Open auf der Webseite der ITTF
Deaflympics 2017 – Tischtennis
„Das waren zwei super Turniere!“ – Interview mit Philipp Floritz
Text & Foto: Dr. Stephan Roscher