Mo, 25. November 2024
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TTCLM: Die Stunden der Entscheidung nahen

Am Freitagabend entscheidet sich vor 1.100 Tischtennis-Fans im Düsseldorfer ARAG CenterCourt, ob Rekordmeister Borussia Düsseldorf oder Herausforderer TTF Liebherr Ochsenhausen den Sprung ins Halbfinale der Table Tennis Champions League Men schafft.

Nach dem 3:2-Erfolg von Dubravko Skorics jungen Gipfelstürmern im Hinspiel am 27. Januar stehen die Chancen auf den großen Coup des Außenseiters – und der sind die TTF nach wie vor – gar nicht so schlecht. Allerdings konnte bisher nur ein minimaler Vorteil in Form eines Satzverhältnisses von 12:9 erarbeitet werden und es ist fast so, als würde alles wieder bei null beginnen und als würden die Karten komplett neu gemischt.

In jener denkwürdigen ersten Partie in der Dr.-Hans-Liebherr-Halle hatten Simon Gauzy mit Siegen über Boll und und Källberg sowie Jakub Dyjas mit einem Erfolg über Fegerl geglänzt, während Hugo Calderano eher einen bescheidenen Tag erwischt hatte und gegen Boll und Källberg den Kürzeren zog.

Nun, ein kleiner psychologischer Vorteil ist sicher schon auf Seiten der Oberschwaben, die wissen, dass sie Düsseldorf schlagen können – wettbewerbsübergreifend sind die TTF die einzige Mannschaft des Kontinents, die den ambitionierten Ligaprimus der TTBL bisher bezwingen konnte, und das gleich zweimal. Ebenso wie auch Borussia-Ikone Timo Boll in sämtlichen Wettbewerben zusammen erst zwei Niederlagen quittieren musste – eine ging auf das Konto der Ochsenhausener und wurde durch Simon Gauzy im Viertelfinal-Hinspiel verursacht.

Durch jenen Simon Gauzy, der gerade erst beim Europe Top 16 in Antibes überzeugen konnte, wo er Gegner wie Jonathan Groth, Joao Monteiro, Kou Lei und eben wieder Timo Boll bezwang – Boll sogar zum fünften Mal in Folge! Mit Platz drei und gesichertem World-Cup-Ticket schnitt Gauzy beim europäischen Ranglistenturnier besser ab als die drei Düsseldorfer Teilnehmer Boll, Fegerl und Karlsson. Auch dies könnte in den Köpfen der Spieler eine kleine Rolle spielen, selbst wenn es nicht überbewertet werden darf.

Betrachtet man die aktuellen Weltranglisten-Platzierungen der Spieler – beide Kontrahenten bestreiten die Saison mit einem Fünfer-Kader -, ergibt sich sogar ein Plus zugunsten der TTF, die der einzige Klub Europas außer Orenburg sind, der Düsseldorf in dieser Hinsicht das Wasser reichen kann. Doch das sind alles Nebenaspekte, denn was zählt, spielt sich einzig und allein am Freitag ab 18.30 Uhr für zwei, drei oder vielleicht auch vier Stunden am Tisch ab.

Die Spieler aus der oberschwäbischen Tischtennis-Hauptstadt wissen, die Aufgabe ist schwer doch gewiss nicht unlösbar – eine gute psychologische Ausgangsposition gegen eine Borussia, die zum Weiterkommen in Europas Königsklasse geradezu verdammt ist, da anderenfalls ein ganz zentrales Saisonziel geplatzt wäre. Der Druck auf den deutschen Rekordmeister ist fraglos größer als auf die junge Truppe der TTF, der auch ein Ausscheiden niemand übelnehmen würde, zumal sie ja mit dem Hinspiel-Erfolg bereits eine Duftmarke gesetzt und gezeigt hat, dass sie auch in Zukunft Düsseldorf-Jäger sein will und wird.

Allerdings ist auch festzuhalten, dass die Borussia die weitaus erfahrenere Mannschaft in den Ring schickt, die besonderen Drucksituationen schon oft standgehalten hat. Somit gilt weiterhin, was TTF-Cheftrainer Dubravko Skoric bereits vor dem Hinspiel zu Protokoll gab: „Düsseldorf hat eine Aura, sie sind erfahren und haben auch als Team schon sehr viel erreicht, während unsere jungen, hungrigen Spieler bisher eher als Einzelspieler geglänzt haben. Jetzt müssen wir zeigen, ob wir so weit sind, nämlich als Mannschaft in einer solchen Situation zu bestehen und die Düsseldorfer Aura zu durchbrechen.“

Hugo Calderano glaubt an die Chance, auch bei Boll und Co. zu bestehen. Der 20-jährige Brasilianer, der seinen Vertrag kürzlich bis 2019 verlängert hat und erklärtermaßen Titel mit den TTF gewinnen will, stellt selbstkritisch fest: „Im Hinspiel war ich nicht gut und habe zwei Matches verloren. Doch das ist vorbei, es beeinträchtigt mich jetzt nicht mehr. Ich trainiere intensiv, um es diesmal – falls ich aufgestellt werde – besser zu machen.“ Calderano hält alles für möglich, und das schon jetzt: „Wir können das Halbfinale und sogar das Finale erreichen, auch wenn am Freitag eine ganz schwere Aufgabe vor uns liegt.“ Der Umstand, dass das Team nun in fremder Halle vor vielen Düsseldorfer Anhängern in den Ring muss, irritiert ihn nicht. „Es stört mich nicht, dass wir auswärts spielen und die meisten Fans den Gegner anfeuern werden“, sagt der Weltranglisten-17. „Ich fokussiere mich nur auf mein Spiel, nicht auf das, was ‚drumherum‘ los ist.“

Die Düsseldorfer glauben indes an ihre Chance, die Runde der besten Vier zu erreichen. „Sicher hatten wir im Hinspiel unsere Chancen“, so Manager Andreas Preuß. „Aber im Rückspiel ist noch alles drin. Sicher sind die Chancen auf das Weiterkommen ein wenig gesunken, aber mit den eigenen Zuschauern im Rücken und unter den uns vertrauten Bedingungen können wir das noch schaffen.“ Dem stimmt auch Borussia-Trainer Danny Heister zu: „Unser Satzverhältnis ist nicht das Beste. Aber auch ein 3:1-Sieg im zweiten Spiel ist mehr als nur theoretisch möglich.“

 

Borussia Düsseldorf
Timo Boll (GER/Alter: 35/Weltrangliste: 10)
Stefan Fegerl (AUT/28/21)
Kristian Karlsson (SWE/25/22)
Kamal Achanta (IND/34/62) 
Anton Källberg (SWE/19/87)
Trainer: Danny Heister

TTF Liebherr Ochsenhausen
Simon Gauzy (FRA/Alter: 22/Weltrangliste: 15)
Yuto Muramatsu (JPN/20/24)
Hugo Calderano (BRA/POR/20/17)
Jakub Dyjas (POL/21/41) 
Joao Geraldo (POR/21/74)
Trainer: Dubravko Skoric

 

Hinspiel: TTF Liebherr Ochsenhausen – Borussia Düsseldorf 3:2

Hugo Calderano – Anton Källberg 2:3 (4:11, 11:1, 11:9, 9:11, 7:11)

Simon Gauzy – Timo Boll 3:1 (11:6, 9:11, 11:5, 11:9)

Jakub Dyjas – Stefan Fegerl 3:1 (10:12, 13:11, 11:4, 11:6)

Hugo Calderano – Timo Boll 1:3 (4:11, 11:7, 4:11, 7:11)

Simon Gauzy – Anton Källberg 3:1 (10:12, 11:6, 11:7, 11:7)

 

Die weiteren Viertelfinal-Rückspiele am Freitag

AS Pontoise Cergy FRA – G.V. Hennebont T.T. FRA (Hinspiel 3:0)

TTC Fakel Gazprom Orenburg (RUS) – Eslövs Ai Bordtennis SWE (3:1)

1. FC Saarbrücken-TT GER – Chartres ASTT FRA (3:1)

 

Text & Foto: Dr. Stephan Roscher

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