Simon Gauzy und Hugo Calderano haben die Ochsenhausener Farben beim LIEBHERR Men’s World Cup, der am Montag mit dem Sieg des chinesischen Weltranglisten-Zweiten Fan Zhendong zu Ende ging, gut vertreten, auch wenn es zum großen Wurf nicht gereicht hat.
Der Franzose schaffte es ins Viertelfinale, der Brasilianer erreichte die Runde der letzten 16.
Der World Cup ist – neben Olympischen Spielen und Weltmeisterschaft – eines der drei bedeutendsten internationalen Tischtennis-Events. Das Mega-Turnier von 20 der weltbesten Spieler in der gut besuchten Saarbrücker Saarlandhalle – gut 3.000 Zuschauer pro Tag wurden gezählt – war mit insgesamt 150.000 US-Dollar dotiert, der Sieger erhielt einen Scheck über 45.000 Dollar. Die Akteure, maximal zwei pro Nation, hatten sich über Kontinental-Turniere oder die Weltrangliste qualifizieren müssen.
Calderano mit verpatztem Start
Zwei Spieler von einem Verein beim World Cup – das hatte neben den TTF nur noch Rekordmeister Düsseldorf zu bieten. Simon Gauzy war aufgrund seiner Weltranglisten-Position – Platz 19 in der gerade publizierten Oktober-Rangliste – gesetzt und griff erst am zweiten Tag im Achtelfinale ins Turniergeschehen ein.
Hugo Calderano dagegen, als Gewinner des Latin American Cups qualifiziert, musste als Nummer 31 des internationalen Rankings in die Qualifikation und war bereits am Samstag in den Gruppenspielen gefordert. Dabei missglückte sein Einstieg ins Turnier. Gegen den deutschen Nationalspieler Bastian Steger, in Rio Bronzemedaillen-Gewinner im Mannschafts-Wettbewerb, kassierte er eine deftige, in dieser Höhe unerwartete 0:4-Niederlage. Keine 14 Tage zuvor hatte er Steger im Bundesligaspiel bei Werder Bremen ohne Satzverlust geschlagen.
Somit stand der 20-Jährige vor dem zweiten Gruppenmatch gegen den Australier David Powell gehörig unter Druck, doch damit konnte er gegen den „Underdog“ locker umgehen, der chancenlos blieb.
Allerdings zog der TTF-Brasilianer damit „nur“ als Gruppenzweiter ins Achtelfinale ein, was zur Folge hatte, dass er mit dem Weltranglisten-Dritten und späteren Finalisten Xu Xin gleich auf einen der beiden topgesetzten Chinesen traf. Calderano spielte zwar recht gut mit und machte einige schön herausgespielte Punkte, doch zu einem Satzgewinn gegen den übermächtigen Asiaten reichte es beim 8:11, 5:11, 6:11 und 7:11 nicht.
Simon Gauzy mit prickelnden Sieben-Satz-Duellen
Simon Gauzy hinterließ in Saarbrücken einen besonders starken Eindruck, auch wenn es „nur“ zu einem Sieg reichte. Der TTF-Franzose „rächte“ nämlich im Achtelfinale seinen Teamkollege Calderano. Gauzy warf den in der Saarlandhalle in Galaform auftretenden Steger nach einem Herzschlag-Duell über die volle Distanz von sieben Sätzen aus dem Turnier (11:3, 14:16, 15:13, 3:11, 8:11, 12:10, 12:10). Dabei brachte er das Kunststück fertig, insgesamt fünf Matchbälle seines Widersachers abzuwehren.
Doch in einem ebenso sehenswerten Viertelfinal-Match gegen Düsseldorfs Schweden Kristian Karlsson wendete sich das Glück gegen den Ochsenhausener. Karlsson, der zuvor mit seinem Sieg über den Weltranglisten-Sechsten Dimitrij Ovtcharov für einen aus deutscher Sicht unerfreulichen Paukenschlag gesorgt hatte, präsentierte sich ebenso in Topform wie Gauzy. Einer musste in dem packenden Duell auf Augenhöhe den Kürzeren ziehen – und es erwischte den 21-jährigen TTF-Profi, der in der Verlängerung des Entscheidungssatzes den Kürzeren zog (11:5, 8:11, 4:11, 12:10, 7:11, 11:8, 10:12). Insgesamt darf jedenfalls von wirklich ansprechenden Auftritten Gauzys beim World Cup 2016 gesprochen werden. Calderanos Leistungen waren ebenfalls in Ordnung, auch wenn er kein Highlight setzen konnte.
Am kommenden Sonntag ist für beide wieder Bundesliga-Alltag angesagt, wenn die TTF beim Tabellensechsten TTC Schwalbe Bergneustadt gastieren.
LIEBHERR Men’s World Cup 2016 auf der Webseite der ITTF
Fotos (5): Dr. Stephan Roscher