Der „normale“ Sportinteressierte denkt gemeinhin reflexhaft an großes Tennis, wenn von den Australian Open die Rede ist. Doch diese gibt es eben auch im Tischtennissport – und das World-Tour-Turnier der Challenge Series ging heute in Melbourne zu Ende.
Deutsche waren nicht am Start, wohl aber einige Franzosen, Taiwanesen und Singapur-Chinesen. Und mit der Rumänin Elizabeta Samara (Juni-Weltrangliste Platz 30) eine der besseren Europäerinnen. Doch am dominantesten waren einmal mehr die Japaner, die rund 20 Spielerinnen und Spieler am Start hatten, darunter Jun Mizutani (WRL 6) und Bad Königshofens Spitzenspieler Mizuki Oikawa (WRL 124) sowie Hitomi Sato (WRL 21) und die 17-jährige eastside-Spielerin Miyu Kato (WRL 29).
Es ist im Übrigen faszinierend, wie Japan die ITTF World Tour regelmäßig zur Erprobung seiner zahlreichen Talente nutzt, während der DTTB diesbezüglich recht „konservativ“ agiert. Es wird sich vermutlich auszahlen, rechnet man nämlich die Ausnahmeathleten Ovtcharov und Boll ab, ist Japan schon jetzt die Nummer zwei im Welttischtennis – gefolgt von Südkorea Singapur und Hongkong – und wird diesen Rang im Lauf der nächsten zehn Jahre sicher noch verfestigen.
Aber das ist ein anderes Thema, zurück zu den Australian Open: topgesetzt bei den Herren war natürlich Jun Mizutani, gefolgt vom Ex-Grenzauer Li Hu (Singapur) und Antoine Hachard (Frankreich). Im Damen-Tableau fanden wir Hitomi Sato ganz oben, gefolgt von Miyu Kato, Yuka Ishigaki und Hina Hayata – allesamt Japanerinnen. Erst auf Platz fünf der Setzliste erschien die Rumänin Elizabeta Samara, die bei allen Bundesligaklubs – mit Ausnahme des ttc berlin eastside – unangefochten die Nummer eins wäre.
Topgesetzt bei den U21-Junioren war Zweitliga-Profi Mizuki Oikawa, bei den Juniorinnen Bundesliga-Spielerin Miyu Kato. Der 1,62 Meter kleine Bad Königshofener rechtfertigte die Setzung und ließ im U21-Finale seinem an zwei gesetzten Landsmann Yuto Kizukuri (WRL 134) beim 3:1 keine echte Chance.
Da wollte Miyu Kato (U21-WRL Platz 6) nicht nachstehen, die im Halbfinale beim 3:2 über ihre an drei gesetzte Landsfrau Saki Shibata (WRL 149, U21: 36) einen harten Kampf durchzustehen hatte, im Finale gegen die Nummer zwei der Setzliste Sakura Mori (Japan, WRL 71, U21: 16) jedoch souverän mit 3:0 gewann. Zwei World-Tour-Titel also an junge Japaner in Diensten deutscher Profiklubs.
In den Doppel-Konkurrenzen ging bei den Herren Gold nicht an die favorisierten, an eins gesetzten Japaner Yuto Kizukuri/Yuki Matsuyama, sondern an deren lediglich an sieben gesetzte Landleute Jin Takuya/Yuki Morita, die im Endspiel den Franzosen Antoine Hachard/Romain Ruiz, die an Position zwei der Setzliste zu finden waren, keinen Satzgewinn gönnten.
Im Damen-Doppel gaben sich die Favoritinnen – natürlich aus Japan – keine Blöße. Honoka Hashimoto/Hitomi Sato gewannen das Finale gegen die australischen Lokalmatadorinnen Lay Jian Fang/Miao Miao mit 11:4, 11:9, 9:11 und 11:7.
Im Herren-Wettbewerb marschierte Jun Mizutani durch lockere 4:0-Erfolge ins Halbfinale, wo ihm sein Lansmann Yuto Kizukuri die ersten und einzigen beiden Sätze im gesamten Turnier abnehmen konnte. Im Finale gegen Li Hu machte der prominente Linkshänder aus dem Land der aufgehenden Sonne aber wieder kurzen Prozess und siegte mit 11:8, 11:4, 11:5 und 11:6.
Bei den Damen zog Berlins Miyu Kato ins Halbfinale ein – in der Runde der besten Acht hatte sie Elizabeta Samara ausgeschaltet (4:2) –, musste jedoch mit Bronze Vorlieb nehmen. Gegen Yuka Ishigaki musste sie nämlich in der Vorschlussrunde eine 2:4-Niederlage quittieren. Im Finale traf Ishigaki auf Hina Hayata, die die topgesetzte Hitomi Sato in sieben umkämpften Durchgängen aus dem Turnier geworfen hatte. Hayata sicherte sich schließlich Gold durch ein 4:1 (12:10, 9:11, 11:8, 11:2, 11:2) über Ishigaki.
Alle sechs Titel gingen also an die Japaner, die in drei von sechs Finalspielen unter sich waren – eine eindeutige Sprache und beinahe schon chinesische Verhältnisse in Melbourne.